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(Fortsetzung von Seite 8)

Arctus


rctus seufzte. Seine davor vor anspannender Vorfreude hochgezogenen Schultern hatten sich nun zum Ermittelpunkt erschlafft. Wenn es hier nicht mal Licht gab, wie sollte er denn sehen, wo er hintrat? Wie sollte er nach seiner Rune greifen, wenn er bereit war? Sein Respekt gegenüber dem Licht wuchs mittlerweile ins Unermessliche. Vielleicht war grade dieser kleine Zauberspruch einer der Mächtigsten!
Kleine Finger tasteten in den unendlichen Weiten der langen Robe nach der zu klein geratenen Rune des Lichtes, fanden sie schließlich im rechten Ärmel und packten sie. Arctus ging zwei Schritte in den Raum hinein und schloss dann die Tür. Völlige Dunkelheit umgab ihn nun, hatte natürlich auch seinen Vorteil, dass er seine Augen nicht zu schließen bräuchte, um sich zu konzentrieren.
Arctus fixierte irgendeinen Punkt im Dunkeln und leerte daraufhin seinen Blick. Es war nicht wichtig was er sah, das einzige was in dem Moment zählte war sein Gefühl, ganz tief in seiner Brust.
Er konzentrierte sich auf das gleichmäßige Klopfen seines Herzens, erwischte sich dann jedoch dabei, wie er mit dem Fuß mitwibbte. Er zersauste sein Haar etwas vor Wut, atmete dann ein paar mal tief ein und aus und begann die Prozedur von neuem.
Kleine Mengen von Adrenalin schossen nach einer Weile der inneren Geruhsamkeit durch seinen Körper. Er wollte sich bewegen, schob jedoch einen Riegel vor diesen Drang. Seine Muskeln spannten sich. Seine Ader am Hals begann schneller und schneller zu pulsieren, seine Hände zitterten leicht. Er glitt wieder ab in einen kleinen Traum.
NEIN, das durfte er nicht, nicht schon wieder. Er stemmte sich gegen den Sog, versuchte nicht zu viel Energie in sich zu sammeln. Jetzt war der passende Zeitpunkt, genau jetzt.
Blaue Blitze zuckten zwischen ihm und der Rune. Seine Fingerkuppen waren nur noch wenige Millimeter vor dem magischen Stein, näherten sich immer langsamer. Mit dem Ertasten der Rune schaltete sich wieder das Trichtergefühl ein. Seine Kraft wurde von der Rune angenommen, gesammelt und gebündelt. Arctus Augen zuckten leicht zusammen, als er die ersten Lichtfunken auf seiner rechten Hand umherschweben sah. Er runzelte die Stirn mehr, ließ seine Finger im Kreis rollen und sah zu, wie die Lichtfunken ihnen folgten. Es kamen mehr kleine Lichtschnipsel dazu, wurden auch von dem Sog gepackt und vereinten sich mit den anderen Funken.
Als wäre es Zuckerwatte blähte sich der Lichtball auf, brachte mehr scheinendes Hell mit sich. Am äußeren Rand der Kugel zerplatzten bereits die ersten Funken, neue kamen jedoch im Mittelpunkt dazu.
Arctus bemerkte, wie ihm langsam die innerliche Kraft ausging, bald konnte er nicht mehr Funken produzieren, die den Ball formten. Bald würde er erlöschen.
Unter größter Anstrengung richtete er seinen Blick auf die Wände des Raumes. Es wirkte kubistisch. Abstrakte Stachel traten aus dem kugelförmigen Raum. Jede einzelne Spitze der Stacheln leuchtete leicht blau und wenn man genau hinsah, konnte man sehen, wie eine kleine Verbindung zwischen ihnen und Arctus' Lichtkugel bestand.
Der Junge begann zu verstehen, bemerkte im letzten Moment, wie seine Kugel dem Erlöschen nahe war und setzte nun all seine Kraft auf einmal in das magische Gebilde.
Mehr und mehr Funken sprühten aus dem Inneren, der Ball wuchs nur leicht, doch die Verbindungen zwischen den Stacheln und der Lichtkugel wurden dicker. Arctus Atem wurde heftiger, er spannte sich vollends, jede einzelne Faser seines Körper wurde aufs Äußerste strapaziert.
Mit einem Mal unterbrach der magische Strom seines Körpers mit der Kugel. Sie drehte sich etwa in Kopfhöhe, schleuderte mehr und mehr Lichtpartikel in dem Raum und krachte schließlich in sich selbst zusammen. Die Lichtschnipsel flogen zu den Stacheln, die noch kurz aufleuchteten, dann jedoch langsam abglimmten und Arctus wieder im Dunkeln stehen ließen.
"Die Dinger absorbieren die Magie hier im Raum!", sprach er laut vor sich hin. Er saß auf seinen Knie und atmete heftig, war völlig kaputt, hatte jedoch verstanden, was das Geheimnis des 'antimagischen Raumes' war.

Arctus

rst nach dem der Dämonenkoch des Kastells ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er Pilze und Kräuter essen müsse, damit er wieder ordentlich die Kraft hatte, Magie zu wirken endete der Chor aus Flüchen und Beschimpfungen.
Arctus saß in der Köche auf dem kleinen Tisch und erzählte von seinen Sorgen . "Gerade eben hatte es noch geklappt! Alles lief prima, ich habe mich konzentriert und dann kamen die Lichtdinger und haben gemacht, was ich wollte."
Arctus stöhnte, biss einmal tief in des Pilzes Dach, sprach mit vollem Mund weiter, "und dann habe ich wie immer eine Pause eingelegt. Nach der Pause ging nichts mehr, einfach nichts." Arctus biss ein weiteres Mal, stopfte sich mit der anderen Hand noch ein paar Kräuter in den Mund. Wieder mit vollem Mund sprechen, "und das hilft?"
Der Küchendämon grinste und nickte zugleich, rührte einmal in der eben gemachten Suppe und probierte einen kleinen Esslöffel, schnippte dann mit dem Finger und gab dem ganzen eine Prise Salz hinzu.
Im nächsten Moment wanderte die Suppe in eine Schüssel und sofort in Arctus Hände, der sie sogleich hinunterschlang. Er wollte weiter mit dem Training machen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht hatte er sich an der Schönheit des Lichtes ergötzt, deren Erschaffung verinnerlicht und mittlerweile die Bewegungsabläufe der Beschwörung in Fleisch und Blut übergehen lassen. Jetzt, da ihm, wie der Küchendämon gesagt hatte, die "magische Kraft" ausgegangen war, konnte er einfach nicht weiter machen. Doch diese Suppe sowie die Kräuter und die Pilze sollten Abhilfe schaffen. Mit dem Robenärmel wischte sich Arctus den Bart von der Oberlippe.
"Danke schön", sprach er noch, schwang sich dann mit aller Kraft von dem kleinen Tisch und eilte geradezu aus der Küche hinaus. Diesmal wollte er nicht in den 'antimagischen Raum'. Er trainierte zwar seine Magiekapazität, doch wollte Arctus sich nicht immer so ausgelaugt fühlen. Ein Blitz zuckte am Himmel entlang, brachte seinen Schein durch die Fenster des Kastells und ließ Schattengespenster entstehen.
Arctus fror für einen Augenblick ein, als er vor sich an der Wand einen großen Mann sah, der irgendeine Waffe in seiner Hand hielt. Als sein Blick sich langsam nach rechts wandte sah er, dass es nur die Statue in der Eingangshalle war. "Komisch, sah die schon immer
 

Arctus

rctus verzog das Gesicht zu einer Grimmasse voller Schmerz. "Das Zeug macht das ganze doch noch viel schlimmer!"
Er wollte die Hand wegziehen, doch des Don's eiserner Griff hielt sie an Ort und Stelle, keine Chance zu entkommen. Nach ein paar Minuten war nur noch ein Stechen zu spüren, zwar immer noch stark aber ertragbar.
Der junge, mittlerweile auch kleine Magier hob sich die Schattenflammenrune vor Gesicht. Dieses Ding sah ihm schon mehr nach Beliar aus, dem Herrn der Zerstörung. Arctus lächelte. Bald würde er auch ein Herr der Zerstörung sein.
Seine kindliche Vorfreude schien ihn etwas in den Wahnsinn zu treiben. Kleine Bildgeschichten entstanden in den unendlichen Weiten seiner Stirn. Was er alles mit dieser Waffe anrichten könne. Er lachte, vergaß den Schmerz in seiner Hand und setzte erneut an.
Davor wollte er seinem Lehrmeister jedoch noch seine geniale Idee mitteilen. "Wie wär's, wenn du eine riesige Lichtkugel machst und ich versuche die Schattenflamme entweder mit dem Licht aufzuladen oder sie hineinschießen zu lassen? Das Ergebnis ist sicherlich interessant!" Arctus Neugierde war geweckt.
Er setzte seinen neugierigen und zugleich fragenden Antlitz auf und folgte den ausweichenden Blicken seines Meisters aufs genauste. "Bitte!", Arctus setzte noch ein Lächeln drauf.

Don-Esteban

"arum nicht. Wenn es dir hilft, die Rune ordentlich zu benutzen, ohne dich zu verbrennen." Der Lehrmeister griff sich mit der rechten Hand an die Lichtrune und lud in der linken einen hellen, gleißenden Ball auf, den er nach wenigen Augenblicken in die Luft schickte, wo er, in gebührender Entfernung der beiden Magier, stehen blieb. "Bitte, fang an. Ich bin selbst gespannt, was passieren wird. Entweder, die Schattenflamme wird hindurchgehen oder sie wird den Lichtball in einer Explosion zerstören. Vielleicht passiert aber auch ganz was anderes."
Don-Esteban war bereit und wartete auf den Einsatz seines Schülers. Für den Fall erneuter Verbrennungen war in dem Fläschchen von eben noch genug Heilmittel enthalten. Überdies war im Labor noch genug davon zu finden.
Die Lichtkugel strahlte hell und gleichmäßig, unbeweglich hing sie etwas entfernt über der Wiese und verhalf dem dortigen Teil des Innenhofes zu einem milden, warmen Licht.

Arctus

ald würde es nicht mehr mild und warm, sonder unerträglich und heiß sein! Arctus formierte sich innerlich neu, stellte sich in grader Linie zur Lichtkugel auf und benutzte diesmal seine andere Hand zur Beschwörung der schattigen Flamme.
Arctus strapazierte Lunge sog sich noch einmal voll, um jegliche Konzentration zu sammeln, die dem Kleinen bei seinem Vorhaben helfen sollte. Allmählich hörte Arctus wieder diese unheimlichen Laute, mit der sich die Schattenflamme ihr "Nahrung" suchte; ein leichtes Knistern, dass bei einem größeren Fang in ein kleines Inferno ausartete, dann wieder leiser wurde. Und dann noch dieses gleichmäßige Summen. Arctus genoss es. Es war der Klang von Macht, die direkt in seinen Händen lag.
Die Intensität der Schattenflamme nahm zu. Diesmal darauf achtend, dass der kaum sehbare Ball seine Handfläche nicht berührte, brachte sich Arctus in Stellung. Mit grausamer Sicherheit fixierte er sein Ziel: Die Lichtkugel. 'Möge sie schmoren!', dachte er sich noch.
Hinter dem Zorn und den alles verzehrenden animalischen Instinkten des Jungen lauerte Kraft, ein Meer sprudelnder Energie, welche sich tausendmal stärker anfühlte, als jede physische Waffe der Welt. Der glimmende Schweif der Schattenflamme war deutlich zu sehen, während das tobende Innere nahezu unsichtbar zu sein schien. Ein heller Lichtblitz erschien und die Schattenflamme flog durch die äußere Hülle des Lichtballs, fror im inneren Kern ein und rotierte im Kreis, schien immer größer zu werden.
Arctus sprang aus einer kleinen aber sicheren Vorahnung hinter den Don...,

Don-Esteban


er instinktiv die Hände vor das Gesicht hob, in Erwartung einer gewaltigen und schrecklich unvernünftigen Explosion.
Doch irgendwie hatte Arctus es geschafft, seinen Forschergeist zu wecken, so dass der Hohepriester, angesteckt von der Frage, was wohl passieren würde, bei diesem seltsamen Experiment mitwirkte. Mit vor das Gesicht erhobenen Händen stand er da, erstarrt wie eine Statue, hinter ihm Arctus, der die Augen zusammenkniff und lauschte. Doch nichts geschah. Nur ein leises Zischen, wie von einer erlöschenden Kerzenflamme drang an beider Ohren. Vorsichtig lugte der Don zwischen seinen Fingern hindurch und sah noch, wie die Schattenflamme den Lichtball von ihnen auffraß, doch dabei zerfiel. Wabernd verflüchtigte sich die Magie und hinterließ die zu dieser Tageszeit übliche Dunkelheit.
Enttäuscht ließ der Magier seine Arme sinken. "Tja, das wahr wohl nichts." Schon wollte er sich zu dem immer noch hinter ihm stehenden Arctus umdrehen, der vorsichtig um den Körper seines Schutzschildes lugte, da krachte mit einem Male eine gewaltige Explosion aus der Richtung der eben doch erloschenen Schattenflamme und eine mächtige Druckwelle erfasste beide Magier und warf sie einfach um.
Erschreckt rappelten sie sich auf. "Holla! Was für eine Macht! Und ich dachte schon, Licht und Schatten hätten sich gegenseitig aufgefressen. Doch anscheinend hat das Licht nur die Explosion gehemmt."
Der Hohepriester klopfte sich die Robe ab und befreite sie von Schmutz und Unrat, ehe er sie wieder glatt strich. Dann wandte er sich an seinen Schüler. "Alles noch heil? Ein interessantes Phänomen Das sollte ich zu gegebener Zeit weiter erforschen. Vielleicht lässt sich in Abhängigkeit von Stärke des Lichtes und der Schattenflamme, sowie Entfernung der beiden zueinander eine Formel finden, mit der der Schadenswert berechnet werden kann."
Er hielt kurz inne. "Nun, vielleicht auch nicht. Immerhin handelt es sich hierbei um Magie, nicht um Algebra. Du solltest jedenfalls an gefahrloseren Objekten weiterüben. Am besten geht das in den magiegedämmten Übungsräumen. Dort ist die Gefahr am geringsten."

 
so scheußlich aus?", wunderte sich der Junge, schnappte jedoch gleich einen anderen Gedanken auf. Das Wetter. Perfekt zum üben.
Das Tor zum Innenhof des Kastells öffnete sich. Ein angenehmes Klima herrschte in ihm, doch konnte man, wenn man den Lauf des Himmels beobachtete, sehen, wie die schwarzen Wolken über das Land prischten und ihre schrecklichen Finger zu Boden sandten.
Arctus erfreute sich an dem Naturspektakel. Auch er senkte seine Finger nun, doch nicht zu Boden, sondern in seinen rechten Ärmel um die kleine Lichtrune hervorzuholen. Er schloss die Augen, schien für einen klitzekleinen Moment in einer anderen Welt zu sein, öffnete sie dann wieder mit einem unbehaglichen blauen Flattern in ihnen und umklammerte die Rune. Seichtes Licht formte sich in seiner Hand, wuchs und wuchs zu einem Ball, der langsam die Größe seines Kopfes annahm. So groß war es ihm noch nie gelungen, hatte er doch immer im 'antimagischen Raum' geübt. Der Ball wuchs leiser und Arctus erkannte, dass er die investierte Kraft zügeln müsse. Er hielt den Atem an. Es gelang ihm nicht. Der Ball wuchs und wuchs. Was sollte er machen?
Die Idee traf ihn, als ein Blitz weit hinten am Horizont zu Boden schmetterte. Der Junge ließ seine Hand kreisen, dirigierte den Ball um sich herum. Dann, als wäre das für einen Anfänger noch nicht genug, ließ er ihn über den Hof sausen, direkt in die Esche hinein, die bizarre Schatten zu Boden warf. Arctus fiel eine Strähne ins Gesicht. Er wischte sie grade mit der falschen Hand wieder weg. Der Lichtball flog auf den Brunnen zu, zog einen langen Schweif hinter sich her, als wäre er eine Sternschnuppe. Mit einem kleinen Plopps, verschlang das Wasser das magische Geschoss.
Arctus schluckte, spannte sich wieder einmal mit aller Kraft, um den Faden zwischen sich und dem Ball nicht reißen zu lassen.
Nur unter größter Anstrengung näherte er sich dem Brunnen, versuchte mehrmals seinen Arm nach oben zu reisen, um die Lichtkugel wieder in die Höhe zu reißen, doch ein unsichtbares Gewicht schien auf dem schwachen Arm des Jungen zu liegen.
Arctus schnauft mittlerweile vor Anstrengung. Sollte er aufgeben? Nein. Mit einem Male schoss das Lichtbündel wieder aus dem Wasser, riss kleine Tröpfchen mit sich, die das Licht spiegelten und einen wunderbaren Regenbogen in den Innenhof zauberten. Arctus stockte der Atem. Was hatte er da schon wieder gemacht?
Die Spektralfarben der Sonne machten die grauschwarzen Außenwände des Kastell geradezu zu einer gemütlichen Kinderstube. Arctus musste schmunzeln, erinnerte sich an frühere Zeiten. Er hatte soetwas nie gehabt . Er merkte gar nicht, wie er die Konzentration auf den Ball verlor. Mit einem Mal war das kleine Wunder verschwunden und Arctus war wieder eingekreist von den dunklen, kalten und lebensabschreckenden Gemäuern des Kastells. Er seufzte.

Don-Esteban

us einem der dunklen Arkadengänge, deren Inneres durch undurchdringliche Schwärze vor neugierigen Blicken geschützt war, drang ein Klatschen. "Bravo, Arctus, du scheinst mir ein Künstler zu sein."
Die Gestalt des Hohepriesters löste sich aus der Dunkelheit. Die Robe war mit dem Schatten perfekt verschmolzen, doch nun trat Don-Esteban heraus und sie begann ein wenig zu schimmern, wie immer, wenn von irgendwoher ein wenig Licht auf sie fiel.
"Eine nette kleine Vorstellung, die ich da eben beobachten durfte." Der Hohepriester hatte anscheinend schon eine längere Zeit im Innenhof verbracht. Vermutlich war er seinen Gedanken nachgehangen und benutzte dazu die Stille der um den Innenhof laufenden Arkadengänge, die wenig benutzt wurden und von den Wiesenflächen des Hofes durch gestutzte Zypressen und niedrige Hecken getrennt waren. Durch einen Durchgang in einer derselben trat er nun heraus und ging auf seinen Lehrling zu.
"Wie du siehst, kann man mit dem Licht alle möglichen Dinge anstellen. Und es hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber einer Flamme. Es brennt auch unter Wasser weiter, wenn man nur genug Kraft hineinlegt."
Er setzte sich auf die Bank, die um den Stamm der Esche reichte, der mit seiner seltsamen Mischung aus knorrig und glatt ein eigentümliches Bild abgab. "Manche Magier benutzen den Lichtzauber, um ihre magischen Kräfte zu trainieren, die formen die Lichtkugel zu den interessantesten Sachen. Ich bin sicher, dass wirst du auch bald tun." Eine kurze Handbewegung, als ob er einen Gedanken wegwischen wollte. "Es gibt einen weiteren interessanten Zauber.
Manche bezeichnen ihn als das Gegenteil von Licht. Die Schattenflamme. Eine heiße Flamme dunkelster Energie. Sie scheint das Licht in der unmittelbaren Umgebung aufzusaugen und bildet so einen dunklen, dahinrasenden Ball.
Denn im Gegensatz zu einer Lichtkugel, die du auch in der Luft stehen lassen kannst, rast die Schattenflamme unaufhörlich auf den Gegner zu, wenn sie einmal losgelassen wurde." Der Magier griff sich an den Runengürtel und in seiner anderen Hand entstand eine kleine dunkle Kugel. Es war seltsam, wenn man genau hinsehen wollte - sah man nichts. Nur aus den Augenwinkeln bemerkte man einen dunklen Fleck. Doch sobald man ihn fixierte, war er verschwunden.
"Du wirst bemerken, die Schattenflamme ist nicht leicht für das Auge einzufangen. Das liegt daran, dass sie das Licht einfängt und nicht abstrahlt. Du kannst sie auf ein Ziel richten und wenn du denkst, sie ist bereit, dann lass sie los und sie wird darauf zurasen."
Mit einem leisen Heulen schoss der schwarze Ball plötzlich aus der Hand des Magiers und traf eine Übungspuppe, die ein Stück entfernt herumstand. Irgendein Stabkämpfer hatte sie wohl stehen gelassen. Mit einem dumpfen Rumms zerbarst sie an der hölzernen Puppe, richtete jedoch keinen sichtbaren Schaden an. "Ich habe ihr keine größere Energie gegeben", erklärte der Lehrmeister beiläufig. "Und jetzt du." Er zog eine Rune aus den unergründlichen Tiefen seiner Robe. "Hier, das wird deine Schattenflammenrune sein. Lass mich sehen, wie du dich anstellst."

Arctus

rctus lief etwas rot an vor schämlicher Freude über seinen kleinen Erfolg mit der Lichtrune.
Nun bot sich ihm genau das Gegenteil zu tun, Licht einzufangen und Schatten zu bilden. "Faszinierend", brachte er nur hervor, als er das Geschoss an der Puppe zerschellen sah. "Damit kann man Leuten weh tun.", stellte er fest und griff dann gierig nach der Rune, die ihm entgegengehalten wurde. Er wollte den Zauber wirken, jetzt und sofort.
Deutlich hörbar zischte die Luft zwischen seinen Nasenflügeln heraus. Geradezu grob packte er die Rune in beide Hände, machte riesige Gebirge in seine Stirn und konzentrierte sich auf seine innere Stärke, die noch leicht zu glimmen schien von dem vorherigen Zauber. Arctus zog an ihr mit aller Kraft. Er wollte soviel Energie in diese Waffe stecken wie möglich.
Kalter Schweiß tropfte von seinen Haaren auf seine Handfläche. Deutlich hörbar verdampfte dieser sogleich. Es hatte bereits begonnen. Arctus lächelte kurz dämonisch auf, nahm dann wieder Fassung an und sog mehr Licht zu seinem Handballen. 'Mehr, mehr!' schoss es ihm durch den Kopf. Gierte er etwa nach Macht? Wenn ja, sollte er wohl dafür büßen. Er verlor sein Ziel aus den Augen, wusste nicht wohin mit der Schattenflamme, so dass sie sich schließlich in seine Hand brannte. Und das nicht zu knapp.
Ein leises Brutzeln war zu hören. Arctus schrie auf, als er sah, wie sich seine Haut langsam von seiner Hand schälte. Geradezu panisch rannte er zum Brunnen und tauchte die kleine Hand samt Unterarm in ihn hinein. "Was zum Teufel", brachte er nur unter zusammengebissenen Zähnen und ein paar Tränen hervor.

Don-Esteban


er Hohepriester war aufgesprungen und zu dem seine Hand im Brunnen kühlenden Arctus gelaufen. so schnell es eben ging, wenn man noch würdig aussehen wollte.
"Zeig mir deine Hand." Im schwachen Licht des Mondes, sah man einige Brandblasen. "Nun, das wird wieder. Nur ein paar oberflächliche Verbrennungen. Aber jetzt siehst du, die Schattenflamme ist kein ungefährlicher Zauber. Wenn du sie einsetzt, musst du auch immer darauf achten, dich dabei nicht selber zu verletzen. Das heißt, die Schattenflamme sollte sich nicht direkt auf deiner Hand bilden, sondern ein stück darüber. Das ist Übungssache." Während er redete, klimperte es kurz in seiner Robe und er zog ein kleines Fläschchen hervor, das er entkorkte. Diesmal war es kein Riechsalz.
Eine ölige, schimmernde Flüssigkeit ergoss sich auf die Handfläche des Schülers. "Halt still. Das wird die Heilung ungemein beschleunigen. Zumindest, wenn ich hier im Dunkeln nicht die Flaschen verwechselt habe. Ansonsten könnte es natürlich auch sein, dass deine Hand augenblicklich abfault."
Er wartete einige Augenblicke, während derer sich die Flüssigkeit gleichmäßig auf Arctus' Handfläche verteilte und murmelte dann: "Nein, es ist die richtige Flasche."
Dann wandte er sich wieder dem eigentlichen Thema zu. "Du solltest also bei der Aufrufung des Zaubers auch den Ort der Entstehung genau bestimmen. Nicht zu dicht auf deiner Hand, nicht zu weit weg. Denn sonst hast du keine Kontrolle mehr über die Schattenflamme." Er erinnerte sich an viele ziellos umhersausende Schattenflammen in den magiegedämmten Übungsräumen. Die Wände dort waren nicht umsonst schwarz vor Ruß.
"Wie so vieles ist die Schattenflamme eine reine Übungssache. Irgendwann wirst du gar nicht mehr darüber nachdenken, sondern sie einfach nur noch einsetzen."
  Arctus

in paar Grasflecken hatten sich auf Arctus feiner Schwarzmagierrobe gesetzt, sowie ein paar Halme in seine Haare gehackt. Sonst war nichts weiter, bis auf das nervige Fiepen in seinem Ohr, das er auch nicht durch pulen zum stoppen bringen konnte.
"Was?", schrie er den Don geradezu an. Er hatte kein Wort des Priesters verstanden. Doch, irgendwas von Algebra, doch das Wort kannte er nicht einmal. Der Don wiederholte seine letzten Worte noch einmal laut und deutlich für den Jungen, stemmte dann die Fäuste in die Hüfte und schrie auch ihn gerade zu an, "hast du das verstanden?"
Arctus verzerrte das Gesicht. "Wieso schreist du so?" Das Fiepen hatte nachgelassen und er konnte schon besser hören. "Ich finde die magiegedämmten Räume nicht so toll. Da ist es so schwer was zu Stande zu bekommen und man fühlt sich so kaputt danach. Das ist eines Magiers wirklich nicht würdig." Das mit dreckbeschmierte Gesicht sah auf zu der Adlernase und dessen Augen, legte einen ernsten Ausdruck auf. "Wie das wohl wäre, wenn mehrere Magier zugleich Schattenflammen auf die Kugel schießen. Wir müssen das wirklich weiterverfolgen.", setzte Arctus nach, wollte weiter sprechen, doch ein lauter Nieser unterbrach seine Rede. Dann noch einer und noch einer.
Ein kühler Windhauch streifte nun seinen Nacken und er musste sich kurz Schütteln vor dem frostigem Hauch. Somit hatte er das, was er sagen wollte vergessen, äußerte nun seinen nächsten Gedanken, "Lust auf Tee?"

Don-Esteban


"oso, die magiegedämmten Räume sind eines Magiers also nicht würdig. Aha!" Die in die Hüften gestemmten Fäuste kamen jetzt so richtig zur Geltung. Die Adlernase schoss nach vorne und näherte sich dem Gesicht des vorlauten Studenten der Magie, wie ein Raubvogel dem auf einem Feld dahinflitzenden Kaninchen.
"Woher willst du das denn überhaupt beurteilen? Bist du etwa ein Magier? Bis jetzt kannst du ein wenig mit Licht und Schattenflamme herumspielen, das ist alles." Die Nase kam noch etwas näher, die Augen neben ihr funkelten und die buschigen Augenbrauen waren zusammengezogen. "Sieh dich an. Von Kopf bis Fuß mit Dreck beschmiert! Ist das etwa eines Magiers würdig? Wenn du wirklich eines Tages ein Magier werden willst und nicht wie bis jetzt ein in einer Robe herumlaufendes vorlautes Bürschchen, dann tätest du gut daran, den Hinweisen deines Lehrmeisters zu folgen." Er richtete sie wieder auf und eine einzige Bewegung seiner Hand unterstrich die Tragweite seiner Worte.
"Du übst ab jetzt in den Übungsräumen. Für einen Lehrling wie dich sind sie mehr als würdig. du übst so lange darin, bis du jede Ecke darin kennst, jeden Zoll abgefallenen Putzes und jede Ritze in der Tür. Ich will dich erst wieder hier draußen sehen, wenn du die beiden Zauber perfekt beherrschst. Magie ist kein spaßiger Zeitvertreib, Magie ist eine schwierige Kunst. Und dein Ernst lässt noch sehr zu wünschen übrig. Ich frage mich, ob du überhaupt bei der Sache bist."
Ein Fenster in einem der oberen Stockwerke ging auf und jemand rief "Ruhe!" herunter. Erst jetzt merkte der Don, dass er wohl etwas laut gesprochen hatte und verstummte. Etwas leiser fuhr er fort: "Du weißt, was du zu tun hast." Damit griff er sich seine Robe, zerrte den Stoff enger um den Körper und ging wieder hinein in die zahllosen Gänge des Kastells, um sich seinen anderen Aufgaben zu widmen. Dabei murmelte er leise Dinge wie "eines Magiers nicht würdig ... ha! . wo hat er nur solche Flausen her ... man fühlt sich kaputt danach ... wenn es ein Erholungsraum wäre, hieße er nicht Übungsraum ... was denkt sich der Junge eigentlich?" vor sich hin und ließ Arctus verdattert stehen.

Arctus


"ein Wunder, dass seine Haare so grau sind!", murmelte Arctus, schrie seinem aufgebrachten Magielehrer noch hinterher, "trink ich halt alleine meinen TEE!". Das letzte Wort kam so energisch, dass es mehrmals durch den Hof hallte.
Arctus dreht auf dem Absatz herum und verlies den Innenhof des Kastells genau in die entgegengesetzte Richtung zum Don. Die zwei Tore zur linken und rechten des Hofes schienen auf einmal laut zuzuknallen. "Verfluchter alter Mann.", rief Arctus mehrmals aufgebracht vor sich her, als er den langen Gang entlang stapfte, nervös an den Ärmel seiner Robe zog. "Wo ist denn jetzt das verdammte Ding "
Er hatte es gefunden, zog es in aller Eile der Welt hervor und begann sich zu konzentrieren. Eine kleine Schattenflamme formierte sich in seiner Linken, bereit und aufgeladen zum Schuss.
Arctus sah sich um. Was hatte den Tod verdient? Mit einem mal brach die Schattenflamme aus den magischen Fesseln seines Herrn und flog direkt in die langen Gardinen des Kastells.
Das Feuer entfachte augenblicklich, griff auf andere Gegenstände über und züngelte sich zur Decke, um diese in ein Schwarz zu tauchen. Arctus lachte, spürte den warmen Schein der Flammen in seinem Gesicht. Für ein paar Sekunden zweifelte er an seinem Werk, sah ausdruckslos in das Inferno aus Flammen. Dann schüttelte er die Gedanken ab und rannte ins Refektorium.
"Irgendjemand wird sich schon um die Flammen kümmern", sprach Arctus leise vor sich her, "und wenn nicht, dann halt nicht." Ein paar Augenblicke später befand er sich schon Essensaal, ließ sich dort in aller Eile einen TEE machen und verschwand dann auch schon in den ersten Stock. Sein Zimmer erwartete ihn bereits.

Arctus


"ch will ein Bier!", gab der kleine Junge, der auf dem Tisch der Küche saß, dem Dämonen der für die Getränke zuständig war, zu verstehen, "sofort!". Der Dämon sah den jungen Dämonenbeschwörer aus zusammengekniffenen schwarzen Augen direkt ins Gesicht, entblößte daraufhin seine spitzen Zähne. Mit unvorstellbar schnellen Bewegungen huschte er zur anderen Ecke des Raumes, ließ einen Krug erscheinen, den er voll füllte mit gelber Flüssigkeit, die eine Schaumkrone hatte. Wieder lächelnd schwebte er zu dem Jungen zurück und übereichte ihm den Krug. Ohne ein "Danke" verließ Arctus die Küche und zwar auf dem kürzestem Wege, um schließlich wieder in sein Zimmer zu kommen. Mit einem Ruck hatte er sich auf das Fensterbrett geschwungen, dabei ein paar Tropfen des kostbaren Bieres auf seine Robe verschüttet, es aber nicht für wichtig empfunden.
Mit großen Augen sah er die weiße Schaumkrone an, tunkte kurz den Daumen ein und steckte sich diesen gleich in den Mund, um alles mit einem lauten "ahh" zu kommentieren. Arctus machte ein vorgetäuschten Hicks eines Besoffenen nach. Seine Beine streckend und den Rücken gegen die Wand lehnend, senkte er das Kinn um einen großen Schluck aus SEINEM Bierkrug zu nehmen. Zuerst schluckte er nur Schaum. Weniger angenehm, doch es steigerte die Vorfreude. Arctus lächelte, schwappte den restlichen Schaum einfach aus dem Fenster. Nun noch einmal ansetzend nahm er wohl den größten Schluck seines Lebens und daraufhin gleich noch einen. Es war viel zu viel um irgendetwas zu schmecken. Er spürte nur die Luft in seinem Bauch, die wieder hoch wollte. Ein lauter Rülpser verließ seine Kehle. Er schlug seine Arme, heftig lachend, auf die Knie.
Für einen Jungen seines Alters war diese Art von Beschäftigung wohl die Schönste der Welt. Nun dezentere Schlücke nehmend, erkannte er erst den bitteren Geschmack des Weißbieres, dass so langsam seinen Rachen hinunterlief. Arctus schüttelte sich vor Eckel, wollte das Gesöff schon wieder ausspucken, quälte es sich jedoch hinunter. Ein leichtes Übelgefühl stieg in ihm auf. Was er dagegen tat? Größere Schlücke nehmen und zwar bis der Krug sich dem Ende zu wandte.
Dann, vollkommen unverhofft, schmiss er das hölzerne Ding einfach aus dem Fenster, vollkommen gleich seiend, wen es wohl treffen könnte. Arctus fiel vom Fensterbrett, stemmte sich auf und hielt seine kleine Hand vor sein Gesicht. Sie erschien ihm doppelt. Er kicherte, warf sich auf sein Bett und schloss die Augen, um den wohligen Strom der Schwerkraft zu genießen. Er wackelte mit den Füßen. Mit einem Male schwang er sich wieder vom Bett und eilte aus dem Raum hinaus, natürlich nicht ohne sämtliche Blätter vom Schreibtisch zu schmeißen.
Von einer Wand zur anderen torkelnd, erreichte er die Treppen zum Erdgeschoss, rutschte diese halb am Geländer festhaltend hinunter und versuchte sich unten angekommen wieder aufzustemmen. Er kicherte immer noch; viel heftiger als er die hässliche Statue mit der Schale sah.
Er versuchte sie zu schubsen, doch sie war zu schwer. Was wollte er eigentlich machen? Arctus lachte. Ihm war es wieder eingefallen. Ein paar Gardinen wurden von den Halterungen gerissen, auf seinem Weg zu den antimagischen Trainingsräumen. Er wollte üben, so wie es ihm der Opa befohlen hatte. Und wie er üben würde.

Arctus

rctus sah aus, als hätte er eine Explosion miterlebt. Angekokelte Sachen, Rußflecken auf den Wangen, wirres Haar. Er lehnte in einer Ecke des antimagischen Übungsraum, war einfach nicht mehr im Stande zu stehen. Die Rune mit großen verleierten Augen ansehend entfachte es ihm nur ein schwaches "WOW". Der leicht angetrunkene Lehrling der Magie hatte sich aus Versehen eine der Schattenflammen in die Robe geschossen und war daraufhin voller Panik durch den Raum gerannt, um sich an jeder Wand zu wälzen und die Flammen wieder zu löschen.
Dementsprechend sah nun auch der Raum aus. Schwarze Flecken säumten seine sonst makellose Erscheinung. Wie viele Gelder wohl in diese Trainingsmöglichkeiten gesteckt wurden. Arctus dachte gar nicht drüber nach. Er verspürte eine Art Brand in der Kehle, dürstete derzeit einfach nur nach Wasser. Nur mit Mühe und Not rappelte er sich wieder auf um den Raum zu verlassen.
Als er die Tür am Knauf packte schwang sie plötzlich auf, nicht durch ihn

(Fortsetzung auf Seite 10)