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Stressi (Archiv)
gepostet vom 17.04. bis 17.05.2002
   

Stressi

rme hoch, fallen lassen, Arme hoch, fallen lassen, Arme hoch, fallen lassen, Arme hoch, fallen lassen, Arme hoch, fallen lassen, Arme hoch, fallen lassen.
Den ganzen Tag hatte diese höchst sinnvolle Tätigkeit den Neuling mehr oder weniger gefesselt. Andererseits konnte man bei dieser Stumpfsinnsarbeit gut seine Gedanken schweifen lassen und erfuhr von den anderen eine ganze Menge.
Die erzählten unablässig lustige Geschichten aus dem Barrierenleben und konnten sich ausschütten über die Dummen in den anderen Lagern. Sie unterhielten sich gleichzeitig über die verschiedenen Kontakte, die jeder von ihnen schon einmal mit dem Schläfer hatte (glaubten sie jedenfalls). Manchmal sangen sie auch zum eintönigen Takt der Stampferei.
Als Stressi irgendwann meinte, dass beim nächsten Stampfer wohl seine Arme abfallen würden, stand er auf und ließ das Werkzeug für heute fallen. Leider hatte er noch immer kein bisschen Erz aufgetrieben, aber schon wieder beträchtlichen Hunger. Wo konnte man nur auf die Schnelle zu etwas Erz oder zumin-dest zu etwas Essbarem kommen?
Stressi streifte etwas missmutig durchs Lager. Als er sich dem Sumpf näherte, platschten neben ihm die Frösche nur so ins Wasser dass es spritzte. Und da kam Stressi eine Idee.
Er holte sich ein dünnes Tuch aus seiner Hütte, das irgendwer mal dort liegen gelassen hatte, und einen Eimer. Und dann begann er mit der Jagd.
Bis zum Knie im Wasser stehend, griff er sich eines der größeren Exemplare nach dem anderen. Er bevorzugte die dicken, grünen, mit den großen aufgeblasenen Backen, denn die hatten eindeutig die kräftigsten Schenkel. Schöne Exemplare gingen ihm in sein Tuchnetz und als der Eimer voll war, musste er mächtig aufpassen, dass sein lebendiger glitschiger Fang sich nicht wieder zwischen den Hütten verflüchtigte.
Der zweite Teil war nicht ganz so einfach. Der wertvolle Fang musste geschlachtet werden. Stressi hatte früher den Braten durch Zaubersprüche erledigt. Das fiel nun leider weg. Jetzt war Handarbeit gefragt. Also betäubte er jeden der Frösche einzeln und richtete ihn mit einem Messer als Fallbeil hin. Die teuren Toten wurden alsdann ihrer Beine beraubt, was nun eindeutig der ekligste Teil der Arbeit war. Zum Glück entschädigte das darauffolgende Essen für alle Mühen. Als der Duft aus dem Kessel stieg und sich im Lager verbreitete, war Stressi nicht mehr lange allein mit seiner Froschschenkelsuppe.

Stressi

tressi wachte am Morgen mit einem höllischen Muskelkater auf. Außerdem musste er feststellen, dass er über und über mit Mückenstichen übersät war und die Frösche hatten ihr Übriges getan, ihn um den Nachtschlaf zu bringen.
Er rollte sich aus dem Bett und ging sich erst mal waschen. Er fühlte sich allerdings grauenvoll. Kein Geld, keine Kleidung zum Wechseln, nichts zu essen und zu trinken nur brackiges Sumpfwasser. Da fiel ihm seine Froschschenkelsuppe ein, die doch gestern eindeutig auf Begeisterung gestoßen war. Vielleicht konnte man daraus ja ein Geschäft machen? Krautstampfen konnte er heute ohnehin nicht, also schnappte er sich seinen Eimer, das Tuch, eine verrosteten Schild als Deckel für den Eimer und kletterte wieder die wackligen Leitern herunter, um sich mit den grünen Radaubrüdern näher zu befassen.
Am Rand des Sumpfes stellte er seine Stiefel ab und ließ sich vorsichtig in das trübe Wasser gleiten. Das pikante daran war, dass das Wasser mit einer dicken grünen Schicht von Entengrütze bedeckt war, die verhinderte, dass man unter die Wasseroberfläche gucken konnte. Eigentlich spürte man den Sumpf nur, man konnte nichts sehen. Er spürte, wie der Morast durch die Zehenzwischenräume gnatschte und er spürte vielerlei Viechzeug um seine Beine wuseln. Alles in allem war das Gefühl nicht so angenehm.
Zum Glück war das Sumpfwasser halbwegs warm, so dass er nicht sofort mit dem Erfrieren begann.
Vorsichtig schlich er sich an der ersten Kandidaten an, der seine dicken Backen aufblies und sein spezielles Frühlingslied für die Angebeteten in den Tag posaunte. In diese Bemühungen war er so verloren, dass er den Feind von hinten viel zu spät bemerkte.
Stressi packte mit der Hand, in der er außerdem das dünne Tuch hielt von hinten zu und hatte ihn! Der erste Liebestrunkene bezahlte seine Leidenschaft mit dem Leben.
Stressi jagte weiter. Am Ufer hatten sich einige Novizen eingefunden, die seine Fangübungen lauthals begutachteten, Beifall zollten oder auch in wieherndes Gelächter ausbrachen, wenn ihm einer der flinken Hüpferlinge entwischte. Besonders unangenehm waren die Momente, in denen Stressi bei einem Satz nach der Beute das Gleichgewicht verlor und irgendwo mit voller Breitseite im Sumpf landete.
Dann prustete er und spuckte das eklige Wasser wieder aus und drohte auch schon mal mit der Faust nach den Zuschauern, die sich über ihn so leichtfertig scheckig lachten.
Nachdem der Eimer so voll war, dass die Masse der Frösche begann den Deckel zu heben, stieg Stressi wieder an das Ufer.
Jetzt begannen seine Zuschauer erst wirklich vor Lachen zu brüllen. Sie deuteten auf seine Beine und krümmten sich. Stressi sah nach unten.
Was war denn das?
Seine Beine waren über und über mit einer glibbrigen roten Masse bedeckt.
Angeekelt nahm er sein Tuch und wollte das abwischen. Das ging aber nicht! Der Jubel der Novizen kannte kaum noch Grenzen. Jetzt nahm Stressi seine Finger und versuchte das abzuwischen, dann abzurupfen und hielt schließlich etwas in der Hand, was sich zwischen seinen Fingern wand und krümmte. Was ist denn das? So was hab ich ja noch nie gesehn? Ist das eklig!
Stressi begann jetzt diese glibbrigen Viecher von sich abzurupfen und in den Sumpf zurückzuschleudern. Die Umstehenden klärten ihn über die absolute Harmlosigkeit von Blutegeln auf und von dem durchaus ernst zu nehmenden therapeutischen Wert der kleinen Tierchen.
Na toll, als ob ich heut nacht nicht schon genug Blut an eure Mücken verfüttert habe! Ein bisschen möchte ich von meinem Lebenssaft ja auch für mich behalten! Toll sah er aus, das Gesicht und die Arme voller Mückenstiche, die Beine voller kreisrunder Saugmale, die wir Knutschflecken aussahen, immer noch Hunger und immer noch schmerzende Beine. Und außerdem keine richtige Idee, wie es eigentlich weiter gehen sollte!
Am besten war aber wohl einen Schritt nach dem anderen zu machen. Jetzt hieß es erst mal Frösche schlachten und dann das Ergebnis möglichst schmackhaft und teuer unter die Leute zu bringen.
Stressi kletterte zu seiner Hütte empor und begann mit seinem blutigen Handwerk.

später bekommt Stressi nen Job als Warenlieferant fürs Alte Lager

Stressi

öllig erschöpft kam Stressi im Alten Lager an und schob den störrischen zweirädrigen Karren in Richtung Marktplatz.
Da der Wagen schwer beladen war, musste Stressi mal schieben, mal abbremsen und die ganze Zeit auch noch das unpraktische Ding im Gleichgewicht halten. Ständig musste er den Platz wechseln, mal lief er vor dem Wagen, mal dahinter, aber immer war er in Gefahr von dem Wagen überrollt oder mitgerissen zu werden.
Leider ging es zum Marktplatz noch einmal bergab.
Stressi stemmte sich mit aller Kraft gegen die Karre, die viel schneller den Berg runterwollte, als es sich Stressi vorgestellt hatte. Das grenzte schon an Folter, aber Stressi wollte sich ja nicht von einer blöden Karre unterkriegen lassen.
Der Wagen ächzte und stöhnte, die Seile gaben merkwürdige Geräusche von sich, bis die größte vorstellbare Katastrophe wahr wurde: Das Seil riss!
Alle mühsam aufgeschichteten Fässer nahmen erfreut den Weg des geringsten Wiederstandes und flüchteten über Stressis Kopf hinweg auf den Marktplatz. Stressi konnte gerade noch "Aaachtung" ausrufen, dann traf ihn eines der Fässer von hinten derart geschickt am Kopf, dass Stressi sich in die Nachtruhe verabschiedete (ungewollt).
Derweil suchten die Fässer sich jedes einen schönen Platz zum Warten auf den Händler.
Dass die Fässer dabei Lager- und Schmiedefeuer überrollten, Töpfe umwarfen und den Buddlern in die Hacken sausten, war ja nicht ungewöhnlich, aber dass eines der Fässer direkt bis in die Arena rollte und hüpfte und dort zwei Gardisten beim Training überrollte war schon etwas ungewöhnlich.
Das Fass hatte beide Gardisten zu Fall gebracht und der Trainer war vor dem Gerät auf eine Mauer gesprungen.
Zum Schluss lag der Sieger im Zentrum des Rondells: in dickes, leeres Fass.

irgendwann laufen sich Stressi und Blutfeuer über den Weg und beschließen, miteinander den Schwertkampf zu üben.

blutfeuer

lutfeuer und stressi gingen nach dem frühstück ein stück aus dem lager heraus, blieben aber in sichtweite der wachen, denn die hatten stressi argwöhnisch betrachtet.
"was ist denn los? haben die was gegen dich? ich denke du bist ein sumpfmitglied? so werden eigentlich immer nur die leute aus dem neuen lager betrachtet, weil die ein etwas lockeres verhältnis zu dem eigentum anderer leute haben. oder hast du was ausgefressen?"
stressi druckste ne weile vor sich hin, erzählte ihr aber dann doch die ganze geschichte.
"und wo ist jetzt das problem? du bist frei und kannst hingehn wo du willst. ich würd mich da nie wieder sehen lassen."
stressi lachte leise vor sich hin und bemerkte dann, dass er keine lust habe, bis ans ende aller tage nur noch den gejagten zu geben. er würde sich zur verhandlung begeben und auf die überzeugungskraft der wahrheit vertrauen.
"völlig verrückt. wie kann man nur so naiv sein! auch richter können irren und die typen im kastell sind wirklich etwas merkwürdig. aber naja, es ist deine angelegenheit. was hast du denn außer deiner peitsche an schönen sachen?
ich mein, du kannst mir ja alles vorher geben. wenn du die sache überlebst, dann geb ich dir alles wieder, wenn nicht, fällt nix in unrechte hände."
stressi lachte und versprach ihr alles aus seiner hütte, falls er nicht wieder auftauchen würde. er sagte auch gleich, dass er die peitsche nicht mitnehmen würde, wohl aber sein schwert, das er allerdings nicht gerade toll bedienen konnte.
"wollen wir dann lieber ein bisschen schwert trainieren? ich bin zwar keine lehrerin, aber den grundsätzlichen gebrauch kann ich dir schon erklären. außerdem kannst du ein bisschen trainieren. vielleicht hilft das ja gegen die tyrannen im ZuX."
blutfeuer ging zu einem haselstrauch und schnitt zwei schwertlange ruten ab. "hier hast du was zum trainieren"
(die dummen bemerkungen von stressi erspart der chronist uns allen)
"na hast du gedacht, ich trainiere mit einem blutigen laien mittels echter schwerter? ich bin doch nicht lebensmüde!"
blutfeuer erklärte stressi erst mal den grundsätzlichen gebrauch und zeigte ihm mit den stöckchen wie ein angriff und wie das parieren funktionieren sollte. nach kurzer zeit waren sie so in ihren "schwertkampf" verwickelt, dass sie alles umher vergaßen.

Stressi

ann rannte er wieder vor Blutfeuer davon.
Vor Anstrengung keuchend, musste er rückwärts durch ein stachliges Brombeergestrüpp trippeln, um dem Schwung des Schwertes auszuweichen. Die Spitze sirrte vorbei, seine Rippen um Haaresbreite verfehlend.
Bei seinen hektischen Ausweichversuchen achtete er nicht auf das Reißen und Zerren der Dornen an seiner Hose. Während diese kleine Schwertkünstlerin ihn mit ihrer Attacke unerbittlich in die Enge trieb, ihn über ein leicht ansteigendes Felsenband und durch die dahinter liegende Mulde scheuchte, wallten Unmengen von totem Vorjahreslaub auf.
Blutfeuer stieß erneut nach ihm. Stressi blieb die Luft weg, aber es gelang ihm, ihr Schwert abzublocken. Unerbittlich setzte sie ihren erbarmungslosen Angriff mit unverminderter Entschlossenheit fort.
Er wich zurück, die Beine hochziehend, um nicht über die Wurzelschlingen am Fuß einer mächtigen Fichte zu stolpern. Den Stand zu verlieren wäre tödlich, im Fall eines Sturzes würde Blutfeuer ihn sofort durchbohren.
Er schaute nach links. Dort ragte eine hohe Wand aus Fels empor. Zur anderen Seite wich die Kante des Felsvorsprunges zurück, bis sie schließlich mir ebendieser Felswand zusammenstieß. Er saß in der Falle. Es blieb ihm nur noch eine Wahl, steil nach oben oder steil nach unten zu klettern.
Er lenkte einen schnellen Vorstoß ihres Schwertes zur Seite und sie parierte.
In einem Anfall aufbrausenden Zorns fiel er mit einer wütenden Attacke über sie her.
Sie parierte seine Hiebe mühelos und zahlte seinen Angriff mit gleicher Münze heim. Was er an Raum gewonnen hatte, war schnell wieder verloren. Abermals war er gezwungen, sich verzweifelt zu verteidigen und sein Überleben durch Aufgabe von Terrain zu sichern. Stressis Augen suchten verzweifelt nach irgendetwas, dass ihn retten konnte.
Wenn es ihm irgendwie gelingen könnte, Blutfeuer und der Bedrohung ihres Schwertes zu umgehen, könnt er ein wenig Zeit gewinnen. Er wich einem raschen Vorstoß ihres Schwertes aus und warf sich hinter einen jungen Ahornbaum in das weiche hellgrüne Maigras.
Unvermittelt stürmte Blutfeuer wie von Sinnen vorwärts, um den Kampf zu beenden und riss ihr Schwert hoch um ihn zu zerteilen. Das war die Bresche - seine einzige Chance.

  Blitzschnell schaltete er von Rückzug auf Angriff um. Er sprang einen Schritt vor, tauchte unter ihrem Arm hindurch und bohrte dabei das Schwert in ihre weiche Körpermitte.
"Damit bist du tot, meine Schöne."

am nächsten Tage


blutfeuer

lutfeuer hatte sich in aller frühe wieder vor das tor begeben, in der hoffnung, dass ihr schwertpartner von gestern sich auch wieder hier einfinden würde.
sie hatten sich genau hier im morgengrauen verabredet. zuerst schnitt sie neue schwerter von einem strauch und vollführte damit einige luftnummern. der imaginäre gegner zwang sie immer wieder zu ausweichmanövern, die sich im gras landen ließen.

Stressi

tressi war mit harten Kopfschmerzen erwacht und hätte sich gern auf die andere Seite gedreht.
Allerdings hatte er sich mit der kleinen Amazone zu einem erneuten Schwertduell verabredet und wollte schon gern weiter in ihrer Nähe sein.
Also rappelte er sich auf, steckte seinen Kopf in einen Wassereimer und allmählich erwachten seine Lebensgeister wieder. Er hätte wohl gestern den Mund nicht so voll nehmen sollen. Eigentlich hatte er noch nie Alkohol getrunken, er wollte nur nicht wie ein Kind vor den anderen dastehen.
Bei ihm zu Hause war Alkohol verpönt. Sein Vater sagte immer, dass Alkohol die Sinne verneble und nichts braucht ein Magier mehr als intakte Sinne.
Stressi richtete sich her und lief vor das Tor. Und da war sie auch schon. Mit hocherhobenem Schwert stürzte er auf sie zu.
Schon im Heranrennen verlangte er von ihr, sie solle sich verteidigen. Das tat sie auch, indem sie ihn mit ausgestrecktem Schwert erwartete. Als er bei ihr war, stieß sie zu und erklärte ihn für tot.
"Auf keinen Fall bin ich jetzt tot. Dein Schwert war noch gut 2 Fuß von meiner Brust entfernt. Ich hätte alle Zeit der Welt, es zu blockieren".
Wieder setzte die Kleine an und diesmal erledigte sie ihn mit einer blitzschnell durchgeführten Enthauptung. Stressi war langsam leicht verstimmt. Immer legte ihn die Kleine rein.
Er sprang einige Schritte zurück und benutzte sein Schwert wie einen Degen. Obwohl er sich bei diesem Angriff die allergrößte Mühe gab, durchkreuzte sie elegant seine Attacken und presste ihm schließlich ihre Schwertspitze auf die Brust und erklärte ihn zum dritten Mal für tot

blutfeuer

lutfeuer ging mit stressi ein paar schritte, bis sie wieder am fuß der ersten Felsen angekommen waren. "jetzt treib du mich mal und ich werde mich verteidigen. dann muss ich rückwärts laufen und du hast einen kleinen vorteil. mal sehn, ob du mich dann besiegen kannst."
stressi wartete gar nicht ab, bis sie zu ende geredet hatte. schon bedrängte er sie mit seinem schwert und trieb sie schritt für schritt in das enge tal, an dessen ende es gestern für ihn kein entrinnen gegeben hatte.
er hatte wirklich erstaunliche fortschritte erzielt. jede lücke schien sein schwert instinktiv zu finden.
ein richtiger lehrer würde seine helle freude an so einem schüler haben.
schade, dass nek nie wieder aufgetaucht war! er hätte sich über einen solchen schüler sicher sehr gefreut. irgendwann musste sie herausbekommen, was mit ihm geschehen war.
verdammt! jetzt hatte sie sich ablenken lassen und trat mit ihrem fuß in das loch eines kleinen nagers. der boden unter ihr gab nach und sie kam ins straucheln.
sie musste sich mit den händen abstützen, um nicht zu fallen und diese blöße sah ihr gegner sofort. er zielte und traf sie mit einem heftigen Stoß in den Hals.
blutfeuer musste die wunde mit beiden händen halten. sie wankte noch einen augenblick, brach dann im farn zusammen und blieb ausgestreckt auf dem rücken liegen. stressi beugte sich keuchend über sie und versuchte wieder zu atem zu kommen.
diesmal konnte sie nichts sagen, sie war eindeutig tot. ihre blicke wanderten zum himmel, an dem sich gerade die wolken mit einem goldenen saum zu schmücken begannen. gleich würde die sonne über dem horizont erscheinen.
am morgen war der sumpf unwahrscheinlich schön. über ihrem kopf sah sie einen schattenriss aus kleinen fäusten. das sah sehr lustig aus.
an dieser stelle war der ganze boden mit farn bedeckt, der seine ersten wedel dem frühling entgegenrollte. die enden sahen aus, als wären sie zu fäusten geballt. das war blutfeuer noch nie aufgefallen. seltsam, was man alles noch so entdeckte?
stressi hielt ihr seine hand entgegen und sie ergriff diese und sprang mit einem satz wieder auf die füße. "wir sollten jetzt frühstücken. für den schwertkampf kannst du dir jetzt einen nichtigen lehrer suchen. du wirst dich auf jeden fall nicht mehr so blöd anstellen.
nach dem frühstück sollten wir uns nun aber endlich mit der peitsche befassen. ich bin da sehr neugierig drauf."

wieder sind einige Tage vergangen

blutfeuer

lutfeuer guckte in den schönen sonnigen tag und rappelte sich auf um den peitschenschwinger zu besuchen.
den konnte sie allerdings nicht mehr überraschen, der saß schon vor seiner werkstatt und pusselte an seiner peitsche herum.
"guten morgen, mein großer maßnehmer. konntest du die nacht überhaupt schlafen, nachdem du dich so intensiv mit meinen körperformen befasst hattest? können wir?"
der rüstungsbauer schien doch tatsächlich ein bisschen rot zu werden, stellte blutfeuer mit entzücken fest. jedenfalls entgegnete er nichts, sondern nickte nur mit dem kopf und folgte ihr bis auf die große wiese vor dem lagereingang.

Stressi

as war ja wirklich ein schreckliches Mädchen.
Erst bedrohte sie einen mit dem Messer und dann machte sie wieder Witze über das Ganze. Wer sollte daraus bloß schlau werden. Einerseits hatte sie schon eine lustige Art und war sicher ein guter Kumpel, wenn man es einmal geschafft hatte, ihr ein wenig näher zu kommen, andererseits war sie aber auch gefährlich. Immerhin wusste man bei ihr nie, woran man war.
Sie war total unberechenbar. In einem Moment schien es fast, als würde sie mit einem flirten und im nächsten Moment bekam man ein Messer irgendwo in den Leib gerammt. Stressi beschloss, sich das Mädchen lieber ein bisschen auf Distanz zu halten. Bei aller Liebe zu Fröhlichkeit und Übermut war ihm sein Leben doch lieber. Irgendwann würde sie ja sicher erwachsen sein, dann könnte man ja noch mal anfragen.
"Das Wichtigste ist, wie du die Peitsche in der Hand hältst und wie du sie zusammengerollt hast. die Schlingen müssen in deiner Hand so locker liegen, dass sie sich ganz von allein abrollen. Dabei spielt die Länge der Peitsche nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist eigentlich, dass sie leicht ist. Die Schlingen müssen dir ganz leicht durch die Hand laufen und trotzdem musst du das Ende der Peitsche fest in der Hand halten. Das heißt, so lange das Leder laufen lassen, bis es sich in der Stellung befindet, die du dir wünschst. Und für jede Anwendung der Peitsche musst du sie anders halten. Meistens will man ja nur knallen, um den anderen zu erschrecken.
Dazu musst du die Peitsche so halten, großzügig werfen und zum Schluss die Peitsche ganz kurz und fest zurückziehen. Dann erhältst du den lauten Knall, den man meilenweit hören kann. Versuch es mal. "

blutfeuer

lutfeuer hielt die peitsche in der hand, wie stressi es ihr gezeigt hatte. ganz locker aber trotzdem den griff ganz fest. dann versuchte sie die bewegungen nachzuvollziehen.
erstaunlicherweise erwies sich dies läppische peitsche als härterer gegner, als sie es sich vorgestellt hatte. ganz egal wie sie die peitsche durch die hand schnellen ließ, entweder knallte sie sich das lederband um die füße oder um die hände. es war, als würde sie sich selbst auspeitschen.
das gemeinste an der ganzen sache war, dass diese peitsche umso unwilliger das tat, was blutfeuer wollte, je wütender sie wurde. und dieser novize stand da und grinste sich einen.
wenn sie gekonnt hätte, dann hätte er die peitsche um den hals gewickelt bekommen, aber irgendwie hatte sie das gerät noch nicht richtig im griff. der höhepunkt ihrer übung war erreicht, als sie mit schwung versuchte, die peitsche knallen zu lassen und die peitsche sich aus ihren händen verabschiedete.
wie eine lange braune schlange entschlüpfte das ganze ihren händen und segelte quer über die wiese und verschwand in einem meterhohen brennnesseldickicht.

Stressi

tressi könnte sich kugeln vor Lachen, aber ihm war durchaus bewusst, dass es ihn das Leben kosten könnte, wenn er diese kleine Wildkatze weiter reizen würde. Sie sah sowieso schon aus, als würde sie gleich ihr Schwert ziehen.
Also hielt er lieber ein bisschen mehr Abstand. Andererseits musste jetzt einer in die Brennnesseln um die Peitsche wieder zu holen und er hatte nicht die Absicht das zu machen. Zweifelnd sah er an seinen Beinkleidern herab. Eigentlich hatte er grad Sehnsucht nach seinen langen Hosen und wenn er zu Blutfeuer hinübersah, machte die keinerlei Anstalten, in die Brennnesseln zu steigen. Aber er konnte doch unmöglich mit den nackten Beinen in dieses verdammte Unkraut klettern. Das würde tagelang brennen. Blutfeuer hatte immerhin lange Hosen an. Und außerdem hatte sie die Peitsche in dieses Gestrüpp geschleudert. "Ich finde, du solltest dir deine Waffe wiederholen! Festhalten musst du sie schon. "

blutfeuer

lutfeuer hatte genau vorhergesehen, was jetzt kam.
sie würde sich an stelle dieser kurzberockten novizen auch graulen, in so ein brennnesseldickicht zu steigen und genau darum musste es getan werden. männern durfte man keine schwäche durchgehen lassen. aber wie lockte sie ihn am besten in das dickicht?
vorsichtig hob sie die arme hoch und ging schritt für schritt in das unkraut hinein. als sie genau dort stand, wo die brennesseln fast mannshöhe erreichten, stieß sie einen leichten schrei aus und ließ sich fallen. über ihr schloss sich das grüne dickicht.

Stressi

rleichtert hatte Stressi gesehen, dass das Mädchen doch nach der Peitsche suchen ging, also würden seine Beine verschont bleiben. Aber dann verschwand sie plötzlich, wie vom Erdboden verschwunden.
"Hej, komm wieder hoch! Mach keinen Quatsch. Das sind Brennnesseln! Wenn du nicht aufpasst siehst du nachher aus, als hättest du Masern! "
Doch es kam keine Antwort. Stressi war sich sicher, dass das Mädchen ihm wieder einen üblen Scherz spielen wollte und wartete. Aber nichts rührte sich in dem Gestrüpp.
Als sich nach einigen Minuten noch immer kein Halm in dem Brennnesseldickicht rührte, musste er dann doch hinein. Mit fest aufeinander gebissenen Zähnen und hoch erhobenen Armen (um den Oberkörper wenigstens ein bisschen zu schützen) schob er sich langsam zwischen die beißenden Kräuter.
"Komm endlich hoch. Ich weiß, dass du nur wolltest, dass ich mir die Beine verbrenne und ich machs ja nun auch, aber komm endlich hoch. Das ist kein Spaß mehr."

blutfeuer

enau in dem moment schnellte die peitsche vor, wickelte sich um die beine von stressi und riss ihn von den füßen.
kurz darauf richtete sich eine überglückliche blutfeuer auf und stand grinsend über ihrem lehrer.
"dieses mal wars doch aber richtig oder? das mit dem knallen hat zwar noch nicht so gut geklappt, aber die peitsche als fallstrick zu benutzen war doch schon ganz gut? und das gleich am lebenden objekt?"
blutfeuer strahlte glücklich vor sich hin. der novize sah sie wütend an, konnte aber nicht viel sagen, denn sie hatte einen seiner tricks perfekt angewandt. und außerdem war er in ihre falle getappt! das machte die sache doppelt schön und die verbrennungen durch das kraut fast vergessen.
blutfeuer reichte stressi eine hand und zog ihn hoch.
"mach dir nix draus. ich hab gehört, brennnesseln wären gut gegen rheuma. besser als katzenfell. also freu dich lieber. außerdem musst du ja nicht mit solch einem albernen röckchen rumlaufen und wenn du das machst, dann musst du dich ohnehin abhärten.
also nimms wie eine gratisunterrichtsstunde bei blutfeuer.
trainieren wir jetzt weiter?"