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Der
erste Novize
gepostet am 01.10.2003
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The_Nameless
ngewiss
starrte Less auf die kleine Papierrolle, welche nun schon lange Zeit
unruhig in seinen großen Händen lag.
Es war etwa zwei Tage her, seit ihn seine neuen Bekanntschaften, Blutfeuer
und Krieger, nach einem mehr als amüsanten Abend in der Taverne,
hier zurückgelassen hatten, um wieder ihren eigenen Angelegenheiten
nachzugehen.
Doch bis jetzt hatte sich der Schwarzmagier noch nicht dazu überwinden
können, das sonderbare Abschiedsgeschenk, das ihm der humorvolle
Templer damals zurückgelassen hatte, einmal zu probieren...
Erneut ließ er den weißen Stengel neugierig auf seinen Fingern
hin und her rollen. Ein klein wenig des grünlichen, spröden
Krauts rieselte langsam auf den braunen Holzboden der Taverne herab.
Nachdenklich wank Less schließlich den freundlichen Wirt des Gasthauses,
Aidar, welchen er, nach diesem zweitägigen Aufenthalt in dessen
Stube, bereits recht gut kannte, zu sich.
Ein Schluck Wasser würde seine Gedanken bestimmt wieder auf Trab
bringen...
Mit einem leichten Grinsen über den Lippen näherte sich der
stämmige Mann auch sogleich eilig dem finsteren Eckplatz des jungen
Schwarzmagiers.
Verständlich...es gab wieder etwas zu verdienen...
"Was wünscht ihr, mein Herr?"
Schief daherlächelnd blickte sich Less langsam um.
Schon wieder stand das begierige Glitzern erwarteten Goldes in den Augen
des Wirtes.
"Bringt mir bitte noch einen Krug Wasser, Aidar."
Mit einem lauten Scheppern ließ der Dämonenbeschwörer
zwei schwere Goldmünzen auf die dicke Tischplatte fallen, doch
ein skeptischer Blick des Tavernenbesitzers ließ ihn erneut in
seinen Lederbeutel greifen.
Weitere 25 Taler landeten klimpernd in dessen Händen.
Kritisch sah Less erneut auf.
"Hiermit sollten alle meine Schulden dann beglichen sein..."
Ein schmieriges Grinsen erschien auf dem Gesicht des Wirtes. Lächelnd
ließ er den tönernen Krug auf den Tisch gleiten und ging
dann mit festen Schritten zufrieden zurück zur Theke.
Nach einem kleinen Schluck des kristallklaren Wassers wandte sich der
Diener Beliars wieder dem seltsamen Krautstengel zu, welcher noch immer
vollkommen unberührt in seiner linken Hand ruhte.
Less' Neugierde war schier unerträglich, doch riet ihm sein Verstand
noch immer dazu, das Sumpfkraut dort zu belassen, wo es war...
"Was mach ich nur mit dir..."
Mit pochendem Herzen und zitternden Händen führte der Schwarzmagier
den kleinen Joint an die hell flackernde Flamme der mystisch duftenden
Tischkerze.
Das grelle Leuchten der entfachten Glut erglänzte sogleich mit
sonderbarem Schimmer in seinen finsteren Augen.
Vorsichtigen Bewegungen führte er das kurze Ende des Stengels an
seine Lippen, nun gab es kein Zurück mehr...
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Erschrocken
riss Less die Augen auf, schwenkte den Schädel ruckartig zu allen
Seiten, und griff schließlich voller Paranoia zu seinen magischen
Runensteinen.
Kalter Schweiß stand hoch auf seiner Stirn.
Abgesehen von einem leichten, aber dennoch höchst unangenehmen Brummen
waren die Gedanken des Dämonenbeschwörers völlig leer...
Verwundert sah er zu der lang gezogenen Theke, die sich vor seinen Augen
durch den ganzen Gastraum zog.
"Wo...wo bin ich?"
Das scheppernde Lachen eines unbekannten Mannes, der, mit einem halb zerfetzten
W
Lappen bewaffnet, regelrecht grölend hinter seiner Bar stand, riss
den Magier aus seinen Gedanken.
"Harharhar.. Hast wohl zum ersten Mal Sumpfkraut geraucht, was mein
Junge? Harharhar... Ich hab ja schon viel erlebt, aber dass einer von
nem 'Novizen' in Ohnmacht fällt, das ist mir neu. Harharhar..."
Verlegen blickte Less zu dem noch immer bis über beide Ohren grinsenden
Wirt. Allmählich kehrten auch seine eigenen Erinnerungen zurück...
Unweigerlich fing er selbst an zu lachen...Krieger, wie hätte er
wohl reagiert, hätte er dies soeben miterlebt?
Kopfschüttelnd erhob sich der Schwarzmagier von seinem stabilen Holzstuhl.
Sein Gang war noch immer von einem leichten Schwanken beherrscht, doch
zumindest hatte er wieder die Kontrolle über seine Sinne zurückerhalten.
"Seltsames Zeug..."
Mit verschwommenem Blick trat er durch den breiten Eingang des Gastraumes,
stieß dabei jeweils einmal an die harten Kanten des Türrahmens,
stöhnte unter den folgenden stechenden Schmerzen laut auf, und landete
schließlich heftig stolpernd auf dem weichen Erdboden des Sumpflagers.
Sofort blickte sich Less dort um, doch anscheinend war keiner der Umstehenden
auf sein merkwürdiges Verhalten aufmerksam geworden.
Mit einem neckischen Grinsen entfernte er sich schnellen Schrittes von
der Taverne, dies war bestimmt nicht das letzte Mal gewesen... |
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Ein
kleiner Dieb
gepostet am 20.10.2003 |
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Necron
ls Necron
ein leichtes Ziehen an seinem Gürtel registrierte, drehte er sich
langsam um, um herauszufinden, was der Ursprung des Zerrens war. Ziemlich
schnell hatte er den Übeltäter erkannt. Vor Verwunderung fielen
ihm fast die Augen aus dem Schädel. Da erdreistete sich doch tatsächlich
so ein Zwerg - ein ziemlich hässlicher dazu - seine Finger an seinen
Beutel zu legen. Der Dieb hatte ihn noch nicht bemerkt und Necron packte
ihm am Kragen. "Loslassen! Sofort loslassen!", schrie der Lump
und zappelte dabei wie ein Fisch im Netz - nahm allerdings die Finger
nicht vom Beutel. Schließlich gelang es ihm sich loszureißen
und rannte davon - und mit ihm Necrons Beutel. "Verdammt noch mal",
dachte sich Necron. "Ich hasse diese Stadt". Fluchend nahm er
die Verfolgung auf, doch in der Menschenmenge hatte der Kleine weniger
Probleme und der Abstand zwischen Gejagtem und Verfolgtem wuchs stetig.
Als sie den Marktplatz endlich hinter sich gelassen hatten, konnte Necron
den kleinen Mistkerl nirgendwo entdecken. Er platzte fast vor Wut. Sein
ganzes hart verdientes Geld - einfach gestohlen. Er trat gegen einen Stein,
der mit einer rasanten Geschwindigkeit in den Straßengraben flog
und drehte sich um.
Die weitaus größere Frage, die sich Necron nun stellte, war,
was er mit dem Kleinen anfangen sollte. Einfach laufen lassen konnte er
ihn nicht, der Zwerg würde gleich wieder jemanden beklauen, was letztendlich
sein eigenes Geschäft schädigte. Der Miliz wollte er ihn allerdings
auch nicht übergeben - schon aus Prinzip, auch wenn er dafür
vielleicht etwas Gold bekommen hätte. "Sollen die sich ihre
Diebe doch selber fangen, aber das schaffen sie ja sowieso nicht",
dachte er sich. Doch konnte er den Kleinen ja schocken. Langsam eröffnete
er das Wort. "Also, was ist dir jetzt lieber, du lausiger Dieb. Soll
ich dich der Miliz übergeben, auf das du im Kerker verrottest oder
soll ich dir hier und jetzt die Kehle durchschneiden, dann ists wenigstens
kurz und schmerzlos? Los Zwerg, sprich, ich habe nicht den ganzen Tag
Zeit". Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht wartete er auf
die Antwort des Zwerges.
Der kleine Mann unter ihm schluckte, zuckte aber sofort zusammen, als
der Dolch ihm durch seine Schluckbewegung einen leichten Schnitt am Hals
bescherte. "H..H.hhör mir mal bitte zu! Ich bereus, dd..d.dir
deinen Beutel stehlen zu wollen, a...aaaa....aber ich hab kaum Gold, das
ich dir geben könnte, d..d..damit wirst du nicht glücklich.
I..i..Ich kann dich aber auf ein B...bier einladen, wenn du willst".
Necron konnte sich kaum noch halten, der kleine Kerl war amüsant.
Auch wenn er wohl Todesangst haben musste, passende Antworten fand er
trotz allem.
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"Nagut,
ein Bier ist besser als nichts, und viel mehr ist von dem sowieso nicht
zu holen", dachte er sich. Langsam stieg er von dem Zwerg herunter,
den Dolch noch immer an seiner Kehle - allerdings sehr viel lockerer als
vorher. "Wie ist überhaupt dein Name", fragte er den Schurken.
"E..E..Errol, mein Herr", antwortete dieser. "Also, die
Sache mit dem Bier ist geritzt, aber wenn du mir noch einmal Ärger
machen solltest, wirst du nicht so einfach davonkommen, dass dir das klar
ist". "Jawohl, mein Herr", antwortete Errol immer noch
eingeschüchtert, aber dennoch mit einem Hauch der Erleichterung auf
seinem Gesicht.
Necron zog seinen Dolch vom Hals des kleinen Mannes und steckte ihn zurück
in seinen Gürtel. "Der Zwerg hat genug eingesteckt", befand
Necron als er die immer noch leicht blutende Platzwunde am Kopf und den
blutenden Schnitt am Hals Errols sah. Er konnte sich ein Grinsen nicht
verkneifen, der Kerl sah einfach jämmerlich aus - und genau den passenden
Gesichtsausdruck hatte er auch aufgelegt. "Selber schuld, warum musst
du mich auch beklauen?", spottete Necron.
Er packte den verkappten Dieb am Kragen und stellte ihn auf die Beine.
"So, du gehst voraus zur Hafenkneipe und versuch erst gar nicht,
wegzulaufen, du bist ja doch langsamer". Mürrisch und vor sich
hinfluchend trabte der kleine Mann vor Necron her, vorbei an der Kaserne,
hinunter zum Hafen und hinein in die Kneipe. Am Tresen waren noch einige
Plätze frei und die beiden nahmen Platz. Da Errol immer noch nicht
ohne zu stottern sprechen konnte, übernahm Necron die Bestellung.
"Zwei Bier, und die gehn auf den Kleinen hier". Abwertend deutete
er auf Errol, der verärgert einen kleinen Beutel unter seiner Jacke
hervorholte, den Inhalt auf den Tresen kippte und abzählte. Viel
blieb ihm wirklich nicht mehr, aber für eine Runde Bier würde
es noch reichen, dachte sich Necron grinsend.
Während er den Krug, den der Wirt gerade gebracht hatte, anhob und
zu seinen Lippen führte, beobachtete er die erbärmliche Kreatur
neben ihm. "Jetzt trink schon", munterte er ihn auf. "So
schlimm sind deine Wunden auch wieder nicht". Errol fuhr vorsichtig
über seinen Hinterkopf. Als er die getroffene Stelle berührte,
zuckte er zusammen. Necron setzte kurz ab, nahm den Krug des Zwergs und
hielt ihm diesen hin. Bereitwillig nahm Errol das Bier und versuchte seinen
Schmerz in Alkohol zu betäuben. Auch Necron tat einen langen Schluck,
dann erinnerte er sich, dass er eigentlich heute Richtung Sumpflager aufbrechen
wollte. "Verdammtes Loch, will mich einfach nicht gehen lassen",
dachte er sich. Er musste trotzdem schmunzeln, wenn er daran dachte, dass
es Leute gab, für die der Tag weitaus schlimmer verlaufen war. Und
genau neben ihm saß eine solche Person. Er grinste Errol an, erhob
seinen Krug zum Gruß und ließ einige lange Schlücke folgen.
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Ein
Weg zu den Schwarzmagiern
gepostet vom 01.10.2003 |
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Aylen
er Schrei
eines Vogels riß Aylen aus ihrem Halbschlaf. Sie saß immer
noch auf der Bank neben dem Gasthaus. Das Kinn war ihr auf die Brust gesunken
und sie hatte ein wenig vor sich hingedöst. Geschlafen hatte sie
nicht, dafür war die Nacht zu kostbar gewesen.
Feiner Dunst stieg aus dem Sumpf empor und tauchte das Lager in einen
dichten feuchten Schleier. Gespenstisch wirkten die herabhängenden
Schlingpflanzen und die Sumfphaie in der Ferne zogen nur wie Schemen vorbei.
Ein schauderlicher Ort. Aylen war überrascht dass der Sumpf solche
Stimmungen hervorbrachte. Es sah fast unheimlicher aus als das Kastell
bei Nacht. Der Nebel ließ die Umrisse der Bäume und Menschen
nur noch schemenhaft hervorstechen und man war jedes Mal aufs Neue überrascht,
wenn plötzlich jemand aus dem Nebel trat und in die Taverne ging.
Der Tag versprach diesig zu werden. Durch den Nebel konnte man nicht zum
Himmel sehen, doch Aylen war sich sicher dass dort Wolken hingen und die
Sonne verdeckten. Die Luft war getränkt von Feuchtigkeit, schwer
und feucht lag sie über dem Lager der kiffenden Sumpfler. Aylen fand
es nicht schwer sich vorzustellen, dass die Sumpfler selbst diesen Nebel
produzierten mit ihren unzähligen Wasserpfeiffen oder zumindest einen
Teil dazu beitrugen.
Sie stand auf. Ihre Beine waren ganz steif gefroren durch die kalte Nacht,
doch das machte ihr nichts aus. Es gab Schlimmeres als kalte Beine. Sie
begann langsam über die Stege zu wandern, welche ihr gestern noch
so unsicher vorgekommen waren. Jetzt erschienen sie ihr eher als Bühnenstege
zwischen einer stillgelegten Geisterbahn.
Sie war nicht lange herumgewandert, als sich plötzlich ein Schatten
hinter ihr aus dem Nebel löste. Aylens Nackenhärchen stellten
sich auf. Wer immer das sein mochte, er musste ihr folgen. Sie bog nach
links ab auf einen weiteren einsamen nebelumhangenen Steg. Der Schatten
blieb ihr dicht auf den Fersen. Blieb sie kurz stehen und schaute sich
um, kam auch der Schatten zum Stillstand und verzog sich hinter einen
der schemenhaften Bäume.
Nun war klar dass sie verfolgt wurde. Sie tat so als hätte sie nichts
bemerkt und bog um den nächsten Baum. Statt aber weiterzugehen, blieb
sie im Nebel stehen und zog ihren neuen Einhänder hervor.
Schritte näherten sich. Gedämpft hallten sie durch das neblige
Tal, einsam und gespenstisch. Alle anderen Geräusche waren vom Dunst
geschluckt worden. Aylens Finger klammerten sich fester um den Schwertgriff.
Eine Gestalt kam um den Baum gebogen. Mit einem Satz sprang die Schwarzmagierin
vor und hielt dem Mann das Schwert vor die Brust, die Spitze der Klinge
dicht über seinem Brustkorb.
"Warum verfolgt ihr mich?!", fuhr sie den Novizen böse
an, die Augen schwarz funkelnd.
Der junge Mann zuckte erschrocken zusammen und schaute aus als hätte
er einen Geist gesehen. Er hob automatisch die Hände und stammelte
einige Worte hervor.
"Ich...niemals...ich wollte euch nicht erschrecken...nur...ich war
neugierig..."
Aylen kniff die Augen zusammen und ließ das Schwert sinken. Vom
dem Jüngling schien keine Gefahr auszugehen. Dennoch behielt sie
die Waffe vorsichtshalber in der Hand.
"Neugierig? Was verfolgt ihr mich dann in all dem Nebel heimlich,
anstatt mich einfach zu fragen?", fuhr sie in kaltem Ton fort.
Der Novize hörte langsam wieder auf zu zittern. Er war noch recht
jung und wohl ein Nervenbündel, so wie er auf ihren Angriff reagiert
hatte. Trotzdem waren seine Gesichtszüge mild und seine Augen strahlten
Sanftmut aus, auch wenn sie jetzt eher denen eines gehetzten Kaninchens
glichen. Er wußte keine Antwort auf ihre Frage und zuckte nur mit
den Schultern.
"Also gut, wenn ihr unbedingt mitkommen wollt dann begleitet mich
halt. Als Gegenleistung könntet ihr mir aber mal erklären was
es hier mit diesem Lager auf sich hat."
Aylen steckte das Schwert weg und ging los.
Der Novize schien erfreut aus der unangenehmen Situation entkommen zu
sein. Schnell holte er auf und lief neben ihr her.
"Wer ist dieser Schläfer, den ihr anbetet? Gibt er euch denn
überhaupt etwas Tolles?", fragte sie ihn, während sie weiter
durch die neblige Landschaft wanderten.
"Der Schläfer!", der Novize sprach sogleich ein paar Tonlagen
höher, "er ist unser aller Schöpfer und Beschützer.
Er gibt uns Kraft und seinen Segen, ohne ihn wären wir verloren."
Sein Blick wurde mißtrauisch, als er an Aylens Robe hängenblieb,
"Viel besser als euer Gott. Wie könnt ihr nur solch ein Scheusal
anhimmeln?"
"Scheusal?", Aylen horchte auf, "ihr meint doch nicht etwa
den großen Beliar, oder doch? Er ist kein Scheusal, er ist der mächtigste
Gott überhaupt, dagegen kann euer kleiner Schläfer einpacken",
entgegenete sie verächtlich.
Der Novize sagte lieber nichts mehr.
"Ihr glaubt an einen Erzdämonen, ihr Verrückten!",
rief Aylen in den Sumpf und freute sich über das schallende Echo.
Der Novize neben ihr zuckte zusammen. "Ihr Frevler! Der Schläfer
ist kein Erzdämon, ihr Unwissenden. Aber ihr werdet schon noch sehen
was ihr davon habt."
"Ganz sicher", Aylen lachte. Es machte ihr Spaß diesen
verrückten Sumpfbruder zu ärgern. "Dann nämlich wenn
Beliar seine Macht über das Land gelegt hat und euren kleinen Schläfer
vernichtet hat. Dann werde ihr sehen wie ihr eingehen werdet, weil ihr
dem falschen Gott gehuldigt habt. Beliar hat die Macht und nur er. Man
muss ihm mit Respekt begegnen, das ist der richtige Weg."
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Als
Aylen mit ihrer kleinen Predigt geendet hatte, starrte der Novize sie
nur mit großen Augen an. Dann sprang er plötzlich los und rannte
davon.
Die Schwarzmagierin schaute verdutzt drein und fing dann an zu lachen.
Die Beliargeschichten und ihre dunkle Gestalt hier inmitten des einsamen
Nebels waren wohl doch zuviel für ihn gewesen. Ein lustiges Lager.
Bestimmt erzählte er seinen Freunden jetzt dass im Sumpf eine böse
Schwarzmagier herumlief, die ihnen Beliar auf den Hals hetzte. Sie tat
wohl besser daran vorerst von hier zu verschwinden.
Immernoch ein Grinsen im Gesicht suchte sich Aylen den Weg zum Ausgang
des Tals. Sie schritt schweigend an den Wachen vorbei und schlug dann
den Weg nach rechts ein, der sie geradewegs zum Kastell führte.
Die Wolken hangen schon wieder tiefer über der Insel, als Aylen den
Weg zum Kastell hinauf in Angriff nahm. Ein kalter Wind fegte ihr um die
Nase und ließ ihre Robe nach hinten aufblähen. Es war wirklich
kein Wetter um freiwillig draußen herumzurennen und sie freute sich
schon auf ihr warmes Zimmer. Inzwischen hatte der Himmel begonnen feine
Regentropfen auszuspucken und über das Land zu verteilen. Einer von
ihnen traf Aylen auf der Nase und ließ sie unwillkürlich zusammenzucken.
Es dauerte bestimmt nicht mehr lange bis das Wetter sich verschlechterte.
Kaum hatte sie dies gedacht, hörte sie es schon um sich herum prasseln.
Die Tropfen wurden dicker und dichter und ein Entkommen schien unmöglich.
Unbarmherzig trafen sie auf ihren Kopf und ihre Robe, hatten sie bald
vollständig durchnässt. Aylen beschleunigte ihren Schritt.
Als sie endlich die Pforte zum Hause Beliars erreicht hatte, lief ihr
das Wasser bereits in Sturzbächen über das Gesicht. Der Regen
prasselte herab, durchweichte die Erde unter ihren Füssen und ließ
nicht einmal die beiden Skelette verschont, welche an das Tor gebannt
waren.
"Lasst mit ein!", schrie die Schwarzmagierin durch den Regen.
Kaum hatte sie ausgesprochen, öffnete sich das Tor wie von Geisterhand.
Immer noch viel zu langsam für Aylens Geschmack. Eilig zwängte
sie sich hinein und flüchtete in die trockene Eingangshalle. Hinter
ihr schlugen die beiden Torflügel sanft wieder zu.
Es war finster im Kastell. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen
an die Dämmerung, welche nur durch den Schein der Fackeln zu den
Seiten des großen Raumes erhellt wurde. Draußen peitschten
Wind und Regen gegen das Tor. Den Skeletten musste es jetzt richtig ungemütlich
werden, nass bis auf die Knochen war sicher mehr als zutreffend.
Die junge Frau nahm all diese Eindrücke wahr und überlegte gleichzeitig,
wie sie jetzt zu ihrem Zimmer kam. Sie war sich ziemlich sicher dass sie
die Treppe hinauf musste, dort oben fiel es ihr vielleicht eher wieder
ein.
Gerade wollte sie die erste Stufe erklimmen, als ein merkwürdiges
Gefühl über sie kam. Irgendwas war anders als sonst. Doch sie
merkte nicht sofort was es war. Die Säulen standen alle noch an ihrem
Platz. Die Treppe wand sich noch in demselben schwungvollen Bogen nach
oben. Auch die Fackeln hatten ihren Platz an den Wänden nicht verlassen.
Und dennoch war etwas anders.
Ihr Blick fiel auf die steinernde Statue in der Mitte des Raumes. Ihr
Mund öffnete sich, halb aus Erstaunen, halb aus Ungläubigkeit.
Dort, wo vor kurzem noch der steinerne Dämon gestanden hatte, der
Stolz des Kastells, stand nun das Abbild eines Mannes. Wie konnte das
sein?
Sie machte von der Treppe kehrt und trat auf die Statue zu. Einige Schritte
vor ihr blieb sie stehen und betrachtete die Gestalt. Es war eindeutig
ein Mann, leicht gebückt in der Haltung und in den Händen die
goldene Schale, welche die Gaben der Besucher schluckte.
"Der Dämon ist zum Mann geworden!", rief sie erstaunt aus.
Ihre Stimme klang hohl in der großen Eingangshalle. Niemand hatte
sie gehört, denn der Raum war leer.
Vorsichtig umrundete die Schwarzmagierin die neue Statue. Es war wirklich
alles dran. Doch warum war er versteinert? Und was war mit dem Dämonen
passiert, welcher einst so stolz hier gestanden hatte?
Sie blickte zum Gesicht hinauf. Die Augen waren nach vorn gerichtet, als
wolle er jeden Besucher mit einem kalten starren Blick erfassen. Seine
Hände umfaßten gierig die Schale, als wolle er jede Gabe für
sich selbst beanspruchen.
Aylen streckte vorsichtig den Finger aus und tippte dem Mann auf den Arm.
Schnell zog sie die Hand wieder zurück. Der Körper war wirklich
steinhart und eiskalt. So leblos und steif. Dabei sah er so echt aus,
als sei würde er jeden Moment aus seiner Versteinerung erwachen und
nach draußen marschieren. Der Künstler musste ein großartiges
Talent besitzen.
Aylen verlor langsam das Mißtrauen. Einen versteinerten Mann in
der Eingangshalle zu haben, das war doch auch etwas Schönes. Sie
lachte böse vor sich hin und piekste die Statue in den Hintern. Klasse,
und er konnte sich noch nicht mal wehren. Ein toller Einfall, wer auch
immer ihn gehabt hatte.
Jetzt ging sie aber zur Treppe und begann die Stufen hinaufzusteigen.
Oben angekommen, stand sie wieder vor ihrem alten Problem. Wo war ihr
Zimmer?
Sie wußte, sie würde es nicht alleine finden. Sie musste sich
jemanden suchen, der sich hier auskannte. Doch sie sah keinen. Das ganze
Kastell schien ausgestorben. Ein schrecklicher Gedanke kam ihr in den
Sinn. Wenn nun das gesamte Kastell versteinert worden war? Nicht auszudenken,
wie konnte Beliar so etwas zulassen?
Mit wachsender Besorgnis blickte sie nach links und rechts. Zu beiden
Seiten erstreckten sich lange Gänge, beide führten sie irgendwohin.
Doch welcher war der richtige?
Verloren starrte sie auf ein Gemälde vor sich und wünschte sich
Hilfe herbei. |
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