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Inhalt 07/03
Sonderausgabe


Der Orden Innos'
   
Ein Tag im Kloster
gepostet im Sommer 2003
  Der Inquisitor

ie eisenbeschlagenen Sohlen von Dorriens Stiefeln klackten vernehmbar auf dem glatten Marmorboden der Kirche, das Geräusch seiner Schritte hallte von den Mauern wieder. Langsam ging der Inquisitor auf den hohen Rat des Ordens zu, einige weitere Magier warteten beim Altar.
Das Licht der untergehenden Sonne fiel durch die großen, bunten Butzenglasfenster in die Kirche und malte farbige Muster auf den Boden, die den ohnehin schon mystischen Eindruck, den das Innere dieses Bauwerkes im Betrachter hervorrief, noch verstärkte.
Schweigend starrten die gewaltigen steinernen Wächter von den Wänden auf die zu ihren Füßen versammelten Menschen hinab, seit Jahrhunderten standen sie schon so, ihre Hände unbeweglich um die Griffe ihrer riesigen, marmornen Schwerter gelegt, und beobachteten aus leblosen Augen das Kommen und Gehen zahlreicher Generationen von Magiern und Novizen.
Obwohl sie ‚nur' aus Stein waren, umgab diese Statuen doch eine mächtige, ehrfurchtgebietende Aura. Schützend und bedrohlich zugleich erinnerten sie daran, das Innos nicht nur die Rechtschaffenen erhalten, sondern auch seine Feinde gnadenlos zerschmettern konnte. Und dies zu gegebener Zeit auch tat...
Etwa fünf Meter vor dem Altar, der von einigen Kerzen erhellt wurde, deren flackernder Schein sonderbare, verzerrte Schatten auf den Boden warf, blieb Dorrien stehen und senkte ehrfürchtig den Kopf. Seine Rechte lag locker auf dem Griff seines Langschwertes, seine mittlerweile etwa schulterlangen schwarzen Haare hatte der Hohe Novize mit einem dünnen Lederbändchen hinter seinem Nacken zu einem Zopf zusammengebunden.
"Gregor Dorrien, Hoher Novize des heiligen Orden Innos'?", fragte einer der Magier ruhig und nicht sonderlich laut, doch wurden seine Worte von den Wänden zurückgeworfen und drangen somit ungehindert an das Ohr des Angesprochenen. Dorrien konnte nicht erkennen, welcher der Magier gesprochen hatte, doch er tippte blind auf Pyrokar, den Ranghöchsten unter den Feuermagiern, den Abt des Klosters von Khorinis.
"Ja.", antwortete er knapp, ohne den Blick zu heben. Die Antwort ließ einen Moment lang auf sich warten, was ihr noch mehr Gewicht zu geben schien.
"Gut. Tritt näher. Sieh mich an.", forderte der Magier schließlich ruhig, es schien Dorrien, als würde Pyrokar - denn um den handelte es sich bei dem Sprecher tatsächlich - hier eher einstudierte Formeln herunterleiern, denn eine auch für ihn selbst einmalige Zeremonie durchzuführen. Das lag wohl daran, dass es für den alten Priester schon längst nichts einmaliges mehr war, dass er einen Neuen in den Kreis der Magier aufnahm.
Dorrien folgte den Anweisungen ohne Eile, hob den Kopf und sah Pyrokar, der seinen Blick prüfend erwiderte, fest in die Augen, während er langsam um den Altar herumging. Marduk stand daneben und nickte dem Inquisitor und Hohen Novizen wohlwollend zu, auch einige andere Magier, die Dorrien bisher nur vom Aussehen her kannte, verfolgten die Zeremonie mit ruhigen, aber teilweise auch ein wenig desinteressierten Blicken.
Der Hohe Novize blieb etwa einen Meter vor dem Thron des obersten Feuermagiers stehen, der diesen noch einmal einer eingehenden Musterung unterzog und sich dann langsam erhob. Sein silbergraues Haar schimmerte matt im Licht der Kerzen, die Schatten, welche die schummrige Beleuchtung in sein Gesicht malte, ließ den mächtigen Magier noch ein Stück ehrwürdiger, vielleicht auch geheimnisvoller aussehen.
"Gregor Dorrien, obwohl du selten im Kloster selbst anzutreffen bist..." - Pyrokars Blick schien sich bei diesen Worten einen Lidschlag lang ein wenig zu verfinstern - "...hast du dem Orden und damit Innos stets treu gedient. Wir sind auch über die Ereignisse in Gorthar im Bilde, und insbesondere Bruder Serpentes war angetan von deinen... Aktivitäten."
Dorriens Blick huschte einen Moment lang zu dem genannten Magier, der jedoch nur ausdruckslos zurückstarrte.
"Auch die Magie unseres Gottes verstehst du so weit anzuwenden, wie es einem Mann deines Ranges gestattet ist.", fuhr Pyrokar fort, kurz umspielte ein anerkennendes Lächeln die Lippen des alten Magiers.
"Alles in allem wäre der hohe Rat bereit, dich in den Stand eines Magiers zu erheben. Falls du selbst bereit bist."
Pyrokars Blick wurde ernst, um seine Worte zu unterstreichen hob er leicht den Zeigefinger der rechten Hand.
"Du musst den Schwur des Feuers ablegen. Wenn du das tust, so denke daran, dass die Worte uralt und heilig sind - der Schwur soll ab dann dein Leben bestimmen. Wenn du ihn brichst, so wird dies das schlimmste Verbrechen sein, das du Innos und dir selbst gegenüber begehen kannst. Also schwöre denn nur, wenn du dich auch wirklich bereit fühlst, den Schwur auch einzuhalten."
Dorrien nickte langsam, wartete aber noch ein paar Sekunden mit der Antwort.
"Ja, ich bin bereit.", meinte er schließlich. Seine Stimme war fest und voller Überzeugung, Pyrokar lächelte zufrieden.
"So hebe nun die Hand und sprich die heiligen Worte: Ich schwöre bei Innos, dem Gott der Wahrheit und Gerechtigkeit und beim heiligen Feuer, welches unserem Herren geweiht ist, dass mein Leben von nun an und auf Ewig mit dem Allmächtigen Gott des Lichts verbunden sei und den Prinzipien der Wahrheit, Reinheit und Gerechtigkeit jederzeit treu bleibe, bis die Flamme des Lebens erlischt und ich einkehre in den ewigen Schatten."
Während er die Worte sprach, wurde selbst Dorrien langsam unruhig, auch wenn man es ihm äußerlich nicht ansehen konnte. Als er geendet hatte, ließ er unter dem zufriedenen Nicken Pyrokars und der anderen anwesenden Magier die Hand sinken.
Magier...
Er war Magier...
Gregor Dorrien, Magier der heiligen Kirche Innos' und Hexenjäger des Ordo Haereticus der heiligen Inquisition zu Torin.
Unweigerlich musste der frischgebackene Magier grinsen. Netter Titel, den er da herunterleiern konnte.
  "Ich heiße dich hiermit Willkommen im Kreise der Magier des Feuers... Bruder.", erhob Pyrokar wieder die Stimme und schüttelte Dorrien gratulierend die Hand. Auch die übrigen Magier ließen es sich jetzt nicht nehmen, ihren neuen Kollegen fast schon kameradschaftlich in ihrem Kreis zu begrüßen.
Als letztes trat Serpentes auf den Inquisitor zu, musterte ihn mit zufriedenem Blick.
"Gut, sehr gut. Du hast es dir verdient, von nun an Magier genannt zu werden..."
Der Priester setzte ein zweideutiges, teilweise zufriedenes, teilweise hinterhältiges Lächeln auf.
"Doch nun folge mir, es gibt ein paar Dinge zu besprechen."
Der Magier wandte sich von Dorrien ab und schritt gemächlich auf das Kirchentor zu, er wusste, dass Dorrien ihm folgen würde - was wenig später auch durch das Klacken der schweren Kampfstiefel auf dem polierten Marmorboden zur Gewissheit wurde. Für einen Hohen Novizen oder gar Magier war Dorrien doch etwas seltsam gekleidet - ein teilweise etwas zerrissener roter Mantel, darunter ein Kettenhemd. An seinem breiten Ledergürtel hing neben dem Langschwert - für gewöhnlich eine Waffe, die unter den Anhängern des Ordens wenig Verwendung fand - auch ein schmuckloser Dolch. Beide Waffen waren eindeutig für den Kampf bestimmt und wurden von dem jungen Magier bei weitem nicht nur zur Zierde mit herumgeschleppt. Seine Unterarme steckten in zerkratzten Armschienen, während seine Füße eben von festen, etwas abgetragenen Lederstiefeln geschützt wurden.
Dies störte Serpentes allerdings nicht weiter, im Gegenteil - Dorrien, der Inquisitor aus Torin, war genau derjenige, den er gebrauchen konnte in den heutigen Zeiten.
Der Priester führte seinen neuen Kollegen über den Hof des Klosters - Dorrien fiel auf, dass ein weitaus weniger geschäftiges Treiben herrschte als sonst, ja, die Stimmung geradezu gedrückt zu sein schien - bis zu den Quartieren der Magier. Die hölzernen Stufen, die in die oberen Stockwerke des Klosters führten, knarrten leise unter der Belastung, welche die beiden Männer darstellten.
Serpentes Weg führte ihn in einen engen Gang, oder besser gesagt in den Raum am Ende desselben. Leise quietschend schwang die Tür auf, nachdem der Magier das Schloss geöffnet hatte, und er gebot Dorrien mit einer Handbewegung, einzutreten. Dieser folgte der Aufforderung. Der Raum war nicht besonders groß, ein großes, weiches Himmelbett diente Serpentes als Schlafstadt. An der Wand befand sich ein Alchemietisch, der jedoch lange nicht mehr benutzt worden zu sein schien, und unter dem kleinen Fenster in der Rückseite des Zimmers befand sich ein großer Schreibtisch, der mit allerlei Dokumenten übersäht war. Eine Fackel und einige Kerzen spendeten Licht, die flackernden Flammen warfen verzerrte Schatten an die steinernen Wände.
Serpentes schloss sorgsam die Tür ab und schob sich dann an Dorrien vorbei, er ging zum Schreibtisch und begann, in den dortigen Dokumenten herumzuwühlen.
"Also... Wir haben uns die Amazonen - Angelegenheit mal angesehen...", begann der Priester und blätterte suchend einen Stapel Pergamente durch.
"Ihre Magie ist teilweise doch recht... beeindruckend. Allerdings wissen wir noch nicht so genau, was wir nun davon zu halten haben. Ich werde dich darüber auf dem Laufenden halten... Wo zum Henker... Ah, da ist es ja."
Der Magier zog fast triumphierend ein zusammengefaltetes Pergament aus dem Stapel und reichte es Dorrien.
"Es handelt sich dabei um einen Brief, der uns von Balthasar, einem Novizen des Klosters von Gorthar, überbracht wurde. Falls die Angaben stimmen, sollten wir also auch darüber auf dem aktuellsten Stand sein."
Serpentes verstummte und wartete, bis Dorrien den Brief durchgelesen hatte. Als es so weit war, faltete der Inquisitor das Schriftstück mit einem zufriedenen Nicken wieder zusammen und gab es dem Priester zurück.
"Ja, ich wüsste nicht, was ich noch hinzufügen sollte. Was gedenkt Ihr in dieser Angelegenheit zu tun?"
Serpentes zuckte auf die Frage hin mit den Schultern.
"Im Moment noch nichts. Wir stecken noch in den Beratungen..."
Dorrien musste es sich verkneifen, genervt die Augen zu verdrehen. Beratungen... Himmel, was erwarteten die denn? In Gorthar breitete sich ungehindert ein blasphemischer Kult aus, und die einzigen, die in der Lage gewesen wären, effektiv gegen diesen Kult vorzugehen, wurden von der Armee selbst aus der Stadt gejagt. Und dann nahmen sie auch noch einen der angesehensten Priester des Ordens fest. Wenn das nicht nach ketzerischer Unterwanderung praktisch des gesamten Führungsapparates Gorthars stank - was sonst?
"Für dich habe ich erst einmal eine andere Aufgabe.", fuhr Serpentes ungerührt fort, während er den Brief wieder irgendwo in den unergründlichen Tiefen eines Pergamentstapels verschwinden ließ.
"Auf Onars Hof gibt es ziemliches Chaos zur Zeit - angeblich wurde der General Lee von einigen Verrätern, die jetzt die Macht an sich reißen wollen, gefangen genommen."
Dorriens Augenbrauen rutschten überrascht ein Stückchen nach oben, Serpentes schmunzelte ein wenig belustigt.
"Ich möchte, dass du dir die Sache mal ansiehst. Es soll keine große Untersuchung der Vorfälle werden, nur eine Beobachtung der Situation. Ich - nein, der Orden - will nicht, dass deswegen ein Krieg oder etwas derartiges ausbricht. Das wäre in der derzeitigen Situation nicht gerade sehr nützlich. Also... Behalt die Söldner im Auge und melde dich, falls etwas in der Luft liegt. Noch Fragen?"
Dorrien dachte kurz nach, schüttelte dann aber den Kopf. Zufrieden öffnete Serpentes die Tür seines Zimmers und ließ seinen neuen Magierkollegen heraustreten, bevor er sie hinter Dorrien wieder ins Schloss fallen ließ.
Nachdenklich strich sich der Inquisitor mit der Hand über das Kinn, während er über den ziemlich leeren Hof ging. Der Kies des Weges knirschte leise unter seinen Füßen. Der Hof... Er würde wohl morgen dorthin aufbrechen.
Doch zuvor musste er sich noch etwas um seine beiden ‚Neuzugänge' kümmern...
 
Seths Kartenspiel
gepostet im Juni 2003
  Seth der III

tille, das Gewölbe des Kellers war mit völliger Stille umfangen, nichts rührte sich, alles was lebte wirkte hier grau und unbedeutend.
Ab und zu drangen leise Zischgeräusche aus dem Labor des Meister Neoras, der Alchemist war wohl stets fleißig am brauen.
Ein klopfen störte den Magier bei seiner Arbeit, wer wohl noch zu dieser Uhrzeit hier herab zu ihm kam ?
Neoras öffnete die Tür und starrte mit leicht übermüdetem Blick den an, der ihm nicht geheuer war, Seth.

N: "Was willst du ?"
S: "Reden..."
N: "Wieder über das schwarze Buch ? Ich habe alles gesagt was ich weiß !"
S: "Erstens glaub ich dir das nicht und zweitens, nein, ich bin aus einem anderen Grund hier, darf ich eintreten ?"
N: "Von mir aus."

Seth schloss hinter sich die schwere Holztür und nahm auf einem weich ausgepolsterten, dunkelrotem Sofa platz, Neoras beachtete ihn nicht und fing wieder an am Alchemietisch herum zu laborieren.

S: "Ist dir etwas aufgefallen im Kloster ?"
N: "Ich bekomme nicht sehr viel mit hier unten, Leute kommen her um sich mit Heilungstränken zu versorgen und anderen Tinkturen, meine Besucherzahlen sind sehr gedrückt."
S: "Dann sind dir also nicht diese Karten aufgefallen ?"
N: "Karten ?"
S: "Spielkarten !"
N: "Naja, als ich neulich essen war im Refektorium habe ich bemerkt das fast jeder Novize um mich irgendwelche Karten angestarrt hat, aber als sonderbar habe ich das nicht empfunden."
S: "Ich habe eine dieser Karten dabei !"
N: "Gratulion !"
S: "Sie sie dir einmal an."
N: "Ich habe wichtigeres zu tun als mir banale Spielkarten anzusehen."
S: "Machen wir eine kleine Wette, wenn du es schaffst, dir diese Karte anzusehen und dann gleich wieder wegsiehst, werde ich ein Monat lang dein Labor in Schuss halten."
Neoras wandte sich verwundert von seinem Arbeitspult ab und starrte das kleine Stück Pappe an, welches Seth zwischen seinen Fingern herumtanzen lies.
Zuerst mit etwas zurückhaltenden, doch dann mit sehr sicheren Schritten näher kommend, nahm er die Karte an sich und betrachtete das Bild darauf.
Es war ein schönes Bild, ein wirklich faszinierendes Bild. Der Mahler war ein wahrere Künstler, die Götter mussten seine Finger gesegnet haben. Wie ausgewogen die Farben, wie genial diese Muster, ein....
Seth riss ihm die Karte aus der Hand.

S: "24 "
N: "Was ?"
S: "24 Sekunden..."
N: "Ich habe sie mir 24 Sekunden lang angesehen ?"
S: "Nein, 3 Minuten und 24 Sekunden, + - 1 Sekunde."
N: "Das ist doch, nein, das glaub ich dir nicht ,diese ...wunderschöne Karte..ich, nur kurz."
S: "Ja, dieses Gefühl kenne ich, das Bild verführt einen, es prägt sich in deine Gedanken ein und ist nicht mehr heraus zu bekommen, du wirst es Morgen noch nicht losbekommen, diese Sucht nach dem Bild."
N: "Da ist keine Sucht ...das...ach verdammt, wo hasst du sie her, diese Karte ?"
S: "Gefunden."
N: "In der Tasche eines anderen ?"
S: "Nein, in der Truhe eines anderen."
N: "Und du sagst die Novizen haben alle solche Karten ?"
S: "Auch Magier !"
N: "hmmmm, das ist bedenklich."
S: "Ja, das ist es. Weißt du etwas über visuelle Manipulation ?"
N: "Nicht sehr viel, habe mal gehört das man Gedanken mit Hilfe von Konzentration kontrollieren kann, das ist eine Form der Magie bei den Magiern des Sumpfes, aber durch visuelle Reize.....hast du in der Bibliothek nach Informationen gesucht ?"
S: "Ja, aber ich bin nicht fündig geworden, gibt es jemanden der Informationen darüber haben könnte ?"
N: "Nunja, nicht jemanden sondern einen Ort."
S: "Wie meinst du das ?"
N: "Die Bibliothek oben ist nicht die einzige des Klosters, es gibt noch eine, doch die ist nur für Magier zugänglich."
S: "Dann tu dem Orden einen Gefallen und schau dich dort ein wenig um, wenn du fündig wirst, so teile mir das mit !"
N: "Ich werde sehen ob ich etwas finde."
Seth erhob sich und wollte das Labor verlassen als ihn Neoras bei der Hand packte und den Novizen ein gieriger Blick traf.
N: "Lass sie mich nochmal ansehen, bitte !"
S: "Suche, und zwar schnell."

Seth entriss sich der Entklammerung des Magiers und verließ den Raum, Neoras blieb mit einem sehr unbehaglichen Gefühl zurück, etwas in ihm drängte danach Seth einfach niederzuschlagen und ihm die Karte zu stehlen. Zuerst waren nur Konturen seiner Hand sichtbar, dann verschärfte sich sein Blick schon etwas und schlussendlich sah Seth seine eigene Hand so genau wie üblich, mit all ihren Fakten und kleinen Wunden. Sein Schädel brummte gewaltig, vorsichtig tastete der Novize seinen Hinterkopf ab und suchte nach dem, das ihm so unangenehme Schmerzen bereitete, diese Beule. Gefunden, ein riesen Ding, hätte glatt ne Platzwunde werden können.
Seth sah auf und sah vor sich Neoras sitzen der mit einem kleinen Löffelchen in einer porzellanenen Tasse Tee herumquirlte, dann nippte er kurz daran, und meinte während er noch die heiße Flüssigkeit in seiner Verdauungsröhre herunterfließen spürte:

N: "Na ? Kopfweh ?"
S: "Nein, die Beule ist für mich ein unendlich großer Segen, was sollte das ?"
N: "Was ?"
S: "es waren 4 Leute im Raum, 2 vor mir, eine an der Wand links von mir, du warst der einzige den ich nicht sehen konnte, also musst du mir eine Übergezogen haben, warum ?"
N: "Weil sie dich sonst ruhig gestellt hätten !"
S: "Ruhig gestellt, getötet wäre wohl ein treffenderer Ausdruck !"
N: "Mag schon sein."
S: "Wer waren die ?"
N: "Niemand !"
S: "Sag schon !"
N: "Tut mir leid, kann ich nicht !"
S: "Verdammt, warum standen 3 dunkle Gestallten bei dir, warum haben sie über die Karten geredet und warum zum Teufel haben sie mich angegriffen ?"
N: "Alles wirklich sehr gute Fragen, das einzige was ich dir sagen kann ist ein bisschen etwas über die Karten !"

Seth stand ruckartig auf, packte den Holzstuhl auf dem er gerade noch gesessen hatte und schleuderte ihn gegen die steinerne Wand, der Sessel zerschmetterte sofort und die Überreste landeten verstreut im Raum am Boden. Ein bisschen Geschnaufe, ein bisschen Geseufzte, ein bisschen die Finger verkrampfen und Seth hatte sich wieder im Griff.

S: "Was, was hast du über die Karten ?"
N: "Wenn du mir versprichst niemals wieder so auszurasten sag ich es dir !"
S: "Das verspreche ich bei meiner Treue Innos gegenüber !"
N: "Pah, wie glaubhaft. Naja, egal !"
Also, die Bilder auf den Karten sind mit einer speziellen Farbe gemahlt worden, diese Farbe nennt sich Pilunktur. "
S: "Das verstehe ich nicht, diese Bilder auf den Karten sind immer andersfarbig !"
N: "Tja, Pilunktur ist auch keine wirkliche Farbe, es ist schwer zu erklären was es ist, man könnte es eher als Verstärker definieren !"
S: "Aha."
N: "Schau, ich kann mit einer x-beliebigen Farbe ein hübsches Bild mahlen und dann mit dem Stoff Pilunktur darübermalen, die ursprüngliche Farbe verändert sich ein wenig und auch die Form wird anders sodass sie die gewünschte Wirkung hat !"
S: "Was für eine ?"
N: "Sie soll die Betrachter faszinieren, sie in ihren Bann ziehen, sie verlockt die Menschen und trachtet nach ihrer Aufmerksamkeit, niemand kann ihr entgehen, es müssen schon besondere Menschen sein bei denen dieser Effekt nicht wirkt."
S: "Kann man Pilunktur einfach irgendwo kaufen ?"
N: "Nein, natürlich nicht. In dem Buch, worin ich die Informationen fand, stand bloß, dass es eine Mixtur aus verschiedenen Pflanzen sei die nur die ältesten der Druiden kannten."
S: "Aha, also hieße das, dass irgendjemand solche Karten herstellt mit Bildern darauf, die die Leute faszinieren. Das alleine ist ja eigentlich keine große Gefahr."
N: "Stimmt, da hast du Recht. Deswegen kannst du nun getrost nach Hause gehn, irgendwann wird dieser Trend dieses Kartenspieles aufhören und die Novizen werden nicht mehr unentwegt auf ihre Karten starren. Also, machs gut !"
S: "Warte noch, steht indem Buch denn kein Trick wie man dieser Wirkung von Pilunktur entgehen kann ?"
N: "Öhm, nein, ich hab nur irgend so einen Satz gefunden, öhm, wie ging das noch schnell, ...die Farbe des blumigen Bettes der Barbaren rettet dich vor dem Bann des Pilunktur, oder so."
S: *seufz*
N: "Find ich auch, und jetzt geh bitte, ich hab noch zu tun."

Den Kopf leicht gesenkt und der Gang sehr unentschlossen, so verließ Seth das Labor und stapfte die Stiegen hinauf um sich in sein Zimmer zu begeben, wo schon 3 andere seiner Kollegen waren und zusammen, wie könnte es anders sein, Karten spielten.
Seth ließ sich bloß ins Bett fallen und dachte über alles nach, die 3 Gestallten, blumiges Bett der Barbaren, Pilunktur..... Mit der rechten Hand stützte Seth sein schweres Haupt, mit der Linken blätterte er im Minutentakt die Seiten eines dicken, schweren Wälzers um und überflog den abgedruckt Text. Es war Trivialliteratur über altertümliche Stämme, vorwiegend unzivilisiert und barbarisch.
Seth ging der Satz von Neoras nicht aus dem Kopf:
"die Farbe des blumgen Bettes der Barbaren rettet dich vor dem Bann des Pilunktur"

was verdammt nochmal waren die Blumen auf denen Barbaren schliefen, eine äußerst idiotische Frage; wenn es wenigstens eine geistige Herausforderung wäre, aber das....das ist einfach ein dummes raten was es sein könnte.
Seth blätterte wieder um und diesmal war sogar ein Bild aufgezeichnet von einer Lagerstätte eines Stammes, es waren Hütten abgebildet die die Barbaren damals mit Baumstämmen und Reisig erbaut hatten, das war das einzige was ihnen als Schutz diente und wenn sie keine Felle hatten dann....schliefen sie auf Farnblätter.

HEUREKA, jetzt fiel es Seth wieder ein, sein alter Lehrer in seiner Jugend hatte ihn mal darauf hingewiesen das Farnblätter sehr weich waren, damals mussten sie im Wald übernachten da sie sich bei einem Reitausflug verirrt hatten. Farne waren grün, somit musste durch grüne Farbe die Wirkung von Pilunktur aufgehoben werden.
Aber wie sollte das gehn ? Wenn man grüne Farbe über die Bilder goss, dann konnte man sie auch gleich mit irgendeiner anderen Farbe dick übermalen, so würde die Wirkung auch aufgehoben.

Seth schlug das Buch zu und stellte es zurück ins Regal, dann schlenderte er in Gedanken vertieft aus der Bibliothek und vertrat sich ein wenig die Füße am Hof. Vielleicht musste man die Bilder mit grünem Licht bestrahlen ,aber woher grünes Licht nehmen ? Der hohe Novize beschloss seinen kleinen Spaziergang ein wenig auszudehnen und betrat die Kirche wo er sich einen Denkanstoß erhoffte, vielleicht flüsterte ihm ja Innos die Lösung zu. Pah, pfffft, lächerlich.
Seth nahm auf einer der Banken platz und betrachtete die Statuen der Kirche, wirklich imposant und eindrucksvoll, auch die Fenster waren sehr schön verziert mit bunten Abdeckgläsern und....hey, das wars, das war die Lösung.
Hastig sprang er auf, lief aus dem Kirche und direkt zu Gorax, der ihn verwundert anstarrte.

G: "Warum hast du es so eilig mein Junge ?"
S: "Ich bin auf der Suche nach Gläsern !"
G: "Wir hätten hier Weingläser !"
S: "Nein, nicht solche. Ich brauche grüngefärbte Gläser, die Kirche hat solche grünen Abdeckgläser teilweise eingearbeitet in den Fenstern, wurden da zufällig einmal welche beschädigt ?"
G: "Ja, diese Abdeckgläser müsste ich hier irgendwo hinter einem der Fässer, ahhh, ja, hier. Die wurden allerdings nicht von der Kirche entfernt sondern von einem Magierzimmer. Vor langer Zeit lebte ein Magier namens Zwingwurmli unter uns, er hatte diese Gläser für sein Fenster verwendet. Als er dann starb und ein neuer sein Zimmer bezog ließ er diese Gläser wieder entfernen."
S: "Kann ich sie haben ?"
G: "Ja, ich weiß ohnehin nicht was ich mit diesem Krempel anfangen soll !"
S: "Danke, und nun noch eine Frage, gibt es hier in Khorinis Kunstschmiede, Schmuckschmiede oder so etwas derartiges ?"
G: "Ich habe gehört, dass die Amazonen das sehr gut können, ich habe mal vor einiger Zeit einen Ring bei der Schmiedin Hummelchen im Lager dieser rebellischen Frauen in Auftrag gegeben, sie hat wirklich meisterhafte Arbeit daran geleistet !"
S: "Habt Dank Meister Gorax, möge Innos bei euch bleiben !"

Gorax runzelte die Stirn und wollte Seth noch nachrufen das es
"Möge Innos mit euch sein" heiße, doch der hohe Novize war schon wieder verschwunden.
Er war wieder zurück in die Bibliothek gerannt, hatte sich eine Karte vom Minental angesehen, ging anschließend in sein Gemach um sich eine Fackel zu holen und verließ dann das Kloster.

Einige Zeit später näherte sich zügigen Schrittes der vermeintliche Diener Innos dem Kloster und durchschritt die Eingangspforte. ohne sich umzusehen ging er direkt in den Keller wo er wie schon des öfteren in letzter Zeit an Neoras' Tür klopfte. Bei sich hatte er das von Hummelchen hergestellte Augenglas. Wenige Sekunden später wurde ihm geöffnet.

N: "Du schon wieder, was willst du ?"
S: "Reinkommen !"
N: "Von mir aus...."

Der Magier trat einen Schritt bei Seite und ließ Seth passieren, dieser ging zu des Alchemistens Arbeitsplatz und betrachtete ein paar der Tränke während er mit dem Gespräch fortfuhr.

S: "Ich habe einen Weg gefunden wie man die Wirkung von Pilunktur aufheben kann ?"
N: "Tatsächlich ? Dann sprich, wie soll das vor sich gehen ?"
S: "Och, das kann ich dir nicht sagen mein Lieber !"
N: "Und warum nicht ?"
S: "Wer waren die 3 dunklen Personen neulich ?"
N: "Ich hab dir bereits gesagt das....."
S: "du mir das nicht sagen kannst, tja, ich kann dir eben das Mittel zur Aufhebung der Pilunktur Wirkung nichts sagen."
N: "Du kleines Aas, was willst du dann hier wenn du mir nichts zu sagen hast ?"
S: "Ich brauche deine Hilfe !"
N: "Warum sollte ich dir helfen ?"
S: "Weil ich den Aufsuchen werde, der die Karten herstellt und ihn mal ein bisschen zur Rede stellen, und dazu brauche ich eine Rune nach Khorinis die du als Magier sicher hast."
N: "Für was brauchst du denn die Rune ?"
S: "Ich brauche sie als Bezahlungsmittel, jemand stellt mir dieses Anti Pilunktur Mittel her und verlangt dafür solch eine Rune !"
N: "Ich kann dir nur sagen, dass sich um diese Angelegenheit schon wer kümmert und das du dafür sicher noch nicht gewachsen bist."
S: "Du kannst das nicht beurteilen ob ich diese Aufgabe schaffen kann oder nicht, vertraue mir einmal und gib mir diese Rune."
N: "Es tut mir leid, zu deiner eigenen Sicherheit werde ich das nicht tun."
S: "Hmmm, sagen wir mal ein sehr treuer Novize würde dem Hohen rat verraten, dass du, Neoras, die schwarze Bibel der Kainskinder studierst und wenn man in deiner kleinen Privatbücherei stöbert wird man sicher noch mehr finden. Sagen wir weiter, ich könnte das verhindern, das dieser Novize dem hohen Rat bescheid sagt, würdest du mir dann diese Rune geben ?"
N: "Du verdammter Sohn einer ****, jetzt willst du mich gar erpressen, du hast selbst dieses Buch studiert, es würde Aussagen gegen Aussage stehen, du...."
S: "Aber es gibt keinen kleine kleinen Anmerkungszettel über das Buch mit meiner Handschrift darauf, in deinem falle schon !"
N: "Und ? Als ob du diese Zettel hättest !"

Seth griff in seine Tasche und ein paar kleine Schmierzettel kamen zum Vorschein.

S: "Du solltest besser auf deine Dinge acht geben mein Freund !"
N: "Wann hast du.....ach, na und ? Wer würde dir kleinen Novizen schon glauben, du bist jedermann suspekt und deine Glaubwürdigkeit wird ebenfalls laufend angezweifelt !"
S: "Willst du ernsthaft riskieren das du aus dem Kloster verbannt wirst wegen Ketzerei ?"


Neoras atmete schwer, sein Herz pochte immer schneller und schneller. Der Magier stützte sich mit der Hand auf einem Lehnstuhl ab und griff sich mit der anderen Hand ans Herz, solche Aufregungen war er nicht mehr gewöhnt, seine Gesundheit spielte da nicht mehr mit. Sollte er diesen vorlauten Novizen einfach "verschwinden lassen" ? Nein, es würde auffallen, außerdem ist der Kerl so verdammt schnell. Das der Rat sehr heikel mit dem Thema Blasphemie ist bekannt, auf dieses Risiko wollte er sich in der Tat nicht einlassen. Also was blieb ihm anderes übrig. Der Magier warf die Teleportrune dem Novizen vor die Füße.

N: "Da, nimm sie und geh."
S: "Habt Dank, und macht mal ein bisschen Sport, das wird euch gut tun."

Damit verschwand Seth wieder aus dem Labor und auch aus dem Kloster. Die schmalen, dunklen Gassen des Hafenviertels waren menschenleer, niemand wagte es noch zu so einer späten Stunde seine einigermaßen sichere Behausung zu verlassen, denn draußen lauerte der übelriechende Abschaum der Menschheit, der über Leichen ging für ein paar lumpige Goldmünzen. Der Abschaum lauerte in jedem Winkel, jede Ecke war überfüllt mit diesen verwegenen Gestallten die sich dem Dunkel so gut anpassten, als ob sie ein Teil der Nacht und der Schatten wären.

Doch ein Schatten ragte aus dem Dunkeln heraus, er versteckte sich nicht zusammengekauert in einer Ecke und wartete auf seine Opfer, nein, er beobachtete. Er beobachtete bereits seit mehreren Tagen die Behausung eines Mannes, der wohl der einzige Drahtzieher eines gefinkelten Wirtschaftstricks war. Seine Behausung war recht seltsam, über dem Türrahmen hing ein hölzernes Clownsgesicht, welches hämisch grinsend auf jeden herabstarrte der durch diese Tür schreiten würde. Das Dach war ungewöhnlich hoch für diese simple Bauarten hier unten im "Slum"viertel von Khorinis, es passte nicht so recht zu der Gegend, besonders weil hier den ganzen Tag über Menschen ein und aus gingen im Gegensatz zum restlichen Hafenviertel, wo man kaum jemanden sah. Mütter kamen mit ihren Kindern, Ritter, Milizsoldaten, Banditen, Magier, sowohl Innos - als auch Beliars Treue, jede Bevölkerungsschicht dieser Insel fand sich in diesem Spielzeugladen ein und sie alle kauften anscheinend das selbe. Und das was sie kauften war nichts besonderes, keine edlen Schmuckstücke, keine besonderen Schwerter, nein, es waren simple Spielkarten die mittlerweile bereits fast jedermann begeisterten.
Seth wusste warum, er war der Beobachter und er war es, der dem Spielzeugmacher einen Strich durch die Rechnung ziehen würde.

Der Novize hatte sich mittlerweile eine neue Aufmachung zugelegt, er trug einen schwarzen Mantel der der Robe eines Schwarzmagiers ähnelte, doch gab es wichtige Unterscheidungsmerkmale, denn die schwarze Kutte die Seth trug, glich eher der eines Priesters der katholischen Religion. Er hatte mal einen ihrer Vertreter in damaligen Zeiten auf einer Reise kennen gelernt, seltsame Vögel.
Der weiße Kragen blieb aus und es war auch ein etwas anderer Schnitt, doch es stand dem vermeintlichen Díener Innos perfekt, jedenfalls fand er das. Das wichtigste Accessoire war jedoch die grüne Brille die er sich bei der Amazonenschmiedin anfertigen hat lassen, denn durch die grünen Gläser hatten die Karten keine Wirkung mehr auf sein Gehirn.
Und so ging er gut vorbereitet und auf alles gefasst in Richtung Spielzeugladen. Ein leises Knarren begleitete die Ankunft eines Kunden im Spielzeugladen. Mit langsamen Schritten näherte er sich der Theke und betrachtete den Raum. Alles war mit Puppen aus Holz und Stoff behangen, überall wo man hinsah starrten einen Clownsgesichter an und das Spielzeug stapelte sich haufenweise in riesigen Regalen. Und überhaupt, dass ganze Haus sah riesig aus im Vergleich zu draußen, man konnte schon erkennen, dass es etwas größer war, aber wenn man drinnen war, wirkte es einfach viel höher und wuchtiger. Seth war nun bei dem Ladentisch angekommen und versuchte den Besitzer ausfindig zu machen, doch es herrschte Stille und zu sehen war auch niemand. In diesem spärlich beleuchteten Raum wurde beinahe alles von der Dunkelheit verschluckt. Das einzige was auf der Theke stand war eine art Klingel, Seth betätigte sie und das gewünschte Bimmeln ertönte, aber der erhoffte Besitzer blieb aus. Noch einmal wandte sich der Novize von der Theke ab und starrte in den Laden hinein, vielleicht versteckte sich dieser Typ irgendwo zwischen den Puppen, es konnte gut sein, dass er ihn beim Beobachten seines Ladens ertappt hatte und bereits vor Seth gewarnt war.

P: "Einen fröhlichen Tag haben wir heute, nicht wahr ?"

ertönte es plötzlich hinter Seth, mit einem Ruck drehte er sich um und blickte in das Gesicht des Spielzeugmachers.

P: "Erschrocken ? Ich erschrecke nur zu gerne, dann kommen die schönsten Gesichtsverzerrungen zustande, ein Traum, manchmal wünsche ich mir eine Maschine die diese Bilder einfangen könnte!"

Seths Augenbrauen wanderten langsam herab und seine Augen wurden schmäler, er hasste es, wenn es nicht er war, der Leute erschreckte, sondern wenn man ihn so dumm aus der Wäsche schauen ließ, doch er durfte nicht die Beherrschung verlieren, er musste sachlich und konzentriert bleiben. Seine Gesichtsmiene erhellte sich wieder und er begann seinen Gegenüber einzukategorisieren. Es war ein mittelgroßer Mann mit einer üppigen Figur, seine Beine schienen kurz und seine Arme dick. Er trug eine seltsam bunte Kleidung die ihm teilweise zu groß war und etwas schlampig wirkte, außerdem trug er einen seltsamen Hut von zylindrischer Form. Das Gesicht hatte markante Züge, außerdem war es komplett weiß geschminkt. Seine Lippen waren kaminrot und um die Augen herum hatte er schwarze Farbe verwendet. Die Haare waren feuerrot und zu zwei Hörnern geformt die ihm links und rechts wegstanden, alles in allem ein ziemlich grässlich wirkender Clown. Seth führte die Unterhaltung weiter:


   
S: "Vielleicht geht der Wunsch eines Tages in Erfüllung Herr...."
P: "Pierot Le Fou ist mein Name werter Herr...."
S: "Herr Huber, mein Name ist Huber."
P: "Was für ein äußerst seltener Name, sie können sich glücklich schätzen ihn tragen zu dürfen !" S: "Ich weiß !"
P: "Nun, was kann ich für euch zu solch einer späten Stunde noch tun ?"
S: "Ich würde gern etwas kaufen !"
P: "Nein !"
S: "Doch."
P: "Sagen sie bloß sie sind in diesen Laden gekommen um etwas zu kaufen !"
S: "Sie liegen richtig mein Freund, ich bin hier um etwas zu kaufen !"
P: "Und was wollen sie kaufen ?"
S: "Karten !"
P: "Karten wollen sie ? Landkarten, Schatzkarten..."
S: "Spielkarten !"
P": Spielkarten wollen sie kaufen, ach, hat der ständig stärker werdende Trend meines Kartenspieles auch sie Herr Huber getroffen, was hab ich nur damit ausgelöst, tz tz tz."
S: "So ist es, ganz Khorinis spielt dieses Kartenspiel und da dachte ich, ich armer Bauer, ganz alleine da draußen, bekomme nichts mit von der Welt, vielleicht sollte ich mir mal diese Karten anschauen mit denen alle spielen."
P: "Bauer sind sie also Herr Huber, sie sehen nicht aus wie ein Bauer."
S: "Das höre ich oft."
P: "Sie sehen aus wie ein Magier !"
S: "Das sagen sie alle."
P: "Ein Schwarzmagier !"
S: "Ja, das kommt davon wenn man einen als Schneider hat !"
P: "Soso, ein Schwarzmagier ist ihr Schneider !"
S: "Ja, er schneidet gut und verlangt wenig !"
P: "Ich wusste gar nicht das Schwarzmagier schneidern !"
S: "Ich wusste auch nicht, dass Clowns Läden führen !"
P: "Einen gesunden Humor haben sie !
S: "So gesund wie mein Körper !"
P: "Was wollten sie noch mal ?"
S: "Karten !"P: "Spielkarten, genau, ich werde welche holen !"
P: "Spielkarten, genau, ich werde welche holen !"

Der komische Kauz verschwand für einen Moment hinter der Theke und holte eine Holztafel hervor, auf der einige Karten aufgelegt waren.
P: "Es sind eine meiner besten Arbeiten, sie müssen wissen das alle meine Bilder die sie auf den Karten sehen können kunstvolle Arbeiten sind."
S: "Moment, ich brauche meine Brille um sie deutlich zu erkennen.

Während Pierrot Le Fou die Karten betrachtete und sich und seine Meisterwerke in höchsten Tönen lobpreiste und sie behandelte, als ob sie seine Kinder wären, nahm Seth die Brillen mit den grünen Gläsern hervor und setzte sie auf, nun war er gegen die Wirkung des Pilunkturs auf den Karten immun. Er nahm eine Karte in die Hand und betrachtete das Bild darauf, der Spielzeugmacher war sogar einen Schritt weiter gegangen und hatte mit der Farbe Pilunktur unterschwellige Botschaften in die Bilder eingebaut. Da stand: Kaufet kaufet und kaufet mehr, Pierrot Le Fous Karten, kauft immer mehr ! Der Spielzeughändler starrte noch immer auf seine restlichen Karten und palaverte immer weiter.

P:...es ist einfach eine Mischung aus Kunst und Visionen die mich überkommen, ich zeichne sie und verkaufe sie damit ich meine Visionen mit jedermann teilen kann, jede Karte ist ein Unikat und ein Meisterwerk, ...."

Der Clown setzte ein hämisches Grinsen auf und hob seinen Blick.

P: "Aber davon habt ihr euch ja mit Sicherheit selbst überzeugt guter Herr, od....."

Das Grinsen wich aus Le Fous Gesicht und veränderte sich in ein entsetztes Schmollen, als er die grünen Brillen des Kunden erblickte, er wusste genau das damit die Wirkung seines Geheimnisses aufgehoben wurde. Er würde ihn am liebsten Tod schlagen, aber wer weiß, vielleicht war es auch nur Zufall das der Mann grüne Brillen trug.

S: "Ich weiß nicht, die Bilder scheinen ein wenig langweilig !"
P: "Sagt, woher habt ihr die schicken Brillen werter Herr ?"
S: "Ach, die hat meine Frau gemacht, sie ist Kunstschmiedin !"
P: "Ich dachte ihr seit einsam !"
S: "Nein nein, ich habe Familie !"
P: "Nun bin ich doch erstaunt, sagtet ihr nicht ihr seit ein einsamer Bauer ?"
S: "Vielleicht...."
P: "Vielleicht ?"
S: "Vielleicht !"
P: "Wer seid ihr wirklich ?"
S: "Ich bin Jäger !"
P: "Ein Jäger also, und was jagt ihr so ?"

Seth antwortete nicht sofort, er stützte sich mit beiden Händen auf der Theke ab und beugte sich leicht nach vor um dem Clown näher zu sein.

S: "Clowns, und jetzt fang an zu beten Arschgesicht, du wirst es brauchen !"

Pierot Le Fou taumelte zuerst ein wenig nach hinten und hielt sich an einem Regal fest, an seinem Blick konnte man erkennen, dass der Gute mehr als nur verunsichert war und das war auch gut so, denn somit hatte Seth ein leichtes Spiel ihn zu überrumpeln, jedenfalls dachte er das.
Aber auf des Clowns Gesicht machte sich langsam aber deutlich ein breites Grinsen bemerkbar, seine strahlend weißen Zähne blitzten auf und sein Blick wirkte nun gar nicht mehr eingeschüchtert, eher geistig daneben.

P: "Du willst also Clowns jagen mein Lieber, dann musst du mich aber zuerst einmal fangen...HAHA...hehe..HAHAA...hehe..HAHAA...hehe !"

Der Spielzeugmacher zog plötzlich ein kleines Messer aus seinem Ärmel hervor und kappte ein Seil, dieses schoss in die Höhe und man konnte ein leises Knacken hören, als ob sich irgendetwas aus seiner Verankerung gelöst hatte. Seth blickte kurz nach oben und riss seine Augen weit auf als er den riesigen Hammer auf sich zukommen sah. er war am Ende des Stiels an den Dachstuhl befestigt und der Hammerkopf, welcher aus Metall war, sauste nun geradewegs auf den hohen Novizen zu, dieser aber war psychisch und physisch schnell genug, ließ sich nach hinten fallen und wich somit dem schwingenden Hammer knapp aus. Hätte er eine Sekunde länger gezögert, wäre sein Kopf wohl eher matschig als fest gewesen.
Seth rollte sich seitwärts weg und sprang sogleich wieder auf um die nächste Überraschung seines Gegners in Empfang zu nehmen.

P: "Du denkst das war mein einziger Trick ? Hehe, da hast du dich getäuscht, solange du in meinem Haus bist kannst du nicht gewinnen !"
S: "Das werden wir schon sehen !"

Der Spielzeugmacher hob seine rechte Faust und donnerte sie gegen die Kante der Theke, die Tischplatte klappte auf und darunter kamen 6 Armbrüste zum Vorschein.

P: "Spielen wir doch ein kleines Spielchen, es nennt sich: "Weich den Bolzen aus !"

Sofort griff Le Fou unter den Tisch und betätigte die erste Armbrust, der Bolzen verfehlte Seth knapp, aber der zweite würde sofort folgen, deswegen versuchte er sich so schnell und komplex wie nur möglich zu bewegen. Der Novize spurtete nach links weg und lief auf die Wand zu (- der zweite Bolzen sauste an ihm vorbei, der dritte schoss ihm im Lauf zwischen den Beinen hindurch -) Kurz vor der Wand sprang er in die Höhe kam mit dem rechten Bein auf und stieß sich erneut ab um einen Rückwärtssalto machen zu können (- der vierte traf die Wand und der fünfte zog knapp an seinem Kopf vorbei während des Saltos -) Behutsam kam Seth wieder mit beiden Beinen am Boden auf, doch zum Stillstand kam er noch nicht, 2 Bolzen konnten noch ihr Ziel erreichen. Der vermeintliche Diener Innos wirbelte herum (- der fünfte Bolzen traf ins leere -) , schnappte sich einen bemalten Briefbeschwerer der in einem der zahlreichen Regale Stand, schoss ihn auf die sechste Armbrust und traf auch, sodass sie funktionsuntauglich war. Le Fou fummelte verbittert an dem Ding herum, wandte seinen Blick nur für Sekunden von Seth ab und als er ihn wieder fokussierte befand sich der dunkle Kämpfer bereits in der Luft und sprang direkt auf den Spielzeugmacher zu. Doch dieser war auch nicht gerade langsam, er tauchte nach links weg und entwich somit dem verheerenden Schlag Seths, der inzwischen mit seinem Knie ein Loch in den Boden geschlagen hatte, genau da wo der Spielzeugmacher soeben noch gestanden hatte.
Doch die Tricks dieses Halunken fanden kein Ende, er spurtete los und zog dabei ein paar Spielkarten aus seinen Hosentaschen, im Lauf warf er eine nach der andere auf Seth. Dieser dachte sich zuerst, dass dem Typen die Ideen ausgegangen wären, bis die erste Karte hinter ihm im Bücherregal einschlug. Die Karten waren aus Metall und die Kanten waren zu Klingen geschärft worden, er hatte wohl doch noch reichlich Ideen. Zum weglaufen war es bereits zu spät, Seth bewegte sich nicht sehr viel, er fokussierte jede heranfliegende Karte genau und berechnete ihren Weg und wo sie einschlagen würde. Seine Ausweichbewegungen waren exakt, aber dennoch trafen 3 Karten. Eine zwischen seinen Beinen knapp unter den Kronjuwelen, eine neben seinem Becken und eine am linken Ärmel. Gut, sie trafen nicht Seth direkt, aber sie trafen die Gewandung die er trug und die Zeit sich zu befreien ließ ihn dieser verrückte Clown nicht, der hielt schon wieder ein neues Spielzeug in den Armen. Es war ein Stock.

P: "So Bürschchen, jetzt darfst du meine nette kleine Hilfe für alte Leute die überfallen werden kennen lernen, den Spazierstock der sticht !"

Le Fou zielte damit auf sein Opfer, zog an etwas, das aussah wie eine Sprungfeder und als diese genug gespannt war, ließ er sie los. Aus dem Ende des Stockes schoss nun ein etwas längerer Bolzen, der allerdings nur die Theke traf, nicht Seth. Dieser überlegte krampfhaft was er tun sollte, er ertastete ein paar Bücher die hinter ihm im Regal standen, er brauchte einen dicken Schinken sonst...das nächste Geschoss aus dem zweiten Stock kam gerade angeflogen als der Novize einen 5000 Seiten Umfassenden Schmöker ertastete, ihn aus dem Regal zog und in die Schusslinie hielt. Die Spitze des Bolzens durchbohrte zwar das Buch, blieb aber Innos sei Dank stecken (Innos sei Dank weil es eine art Bibel war). Le Fou griff abermals in das Fass indem viele Stöcke lagerten, er nahm sich einen (- Seth zog mit der rechten Hand die Karte aus dem Ärmel -) , zielte damit auf des Novizens Kopf (- blickte auf den Spielzeugmacher -) , und schoss den Bolzen ab (- warf die Karte genau auf den Bolzen zu der sich in der Mitte spaltete und somit sein Ziel verfehlte -)

Seth zog die beiden anderen Spielkarten aus dem Regal und konnte sich wieder frei bewegen, der Spielzeugmacher kramt ein dem Fass ,doch er konnte keinen Schuss-Stock mehr finden.
War er nun mit seinen Tricks endlich am Ende ? Seth stürmte auf seinen schelmischen Feind los mit dem einzigen Ziel vor Augen, ihm den Hals umzudrehen, aber vorher sollte dieser Clown noch einige Torturen über sich ergehen lassen, damit sich das Ganze auch auszahlt.
Aber Seths Glück war, wie eine schwangere Frau, reich an Stimmungsschwankungen. Pierot Le Fou zog einen weiteren Stock aus seiner Sammlung, betrachtete ihn kurz, setzte ein selbstsicheres Grinsen auf und schob die Holzhülle des Stabes herunter, darunter kam eine dünne Klinge zum Vorschein.
Seth blieb abrupt stehn, blickte sich eiligst in den Regalen neben ihm um und schnappte sich 2 kleine Blechtrompeten die da bei ein paar Kindertrommeln lagen.
Le Fou griff an, Seth parierte gekonnt, die zwei Instrumente dienten hervorragend zum kontern von Angriffen. Ihm fiel ebenfalls auf, dass der Spielzeugmacher kein besonders guter Schwertkämpfer war, er drosch nur auf den Novizen ein, hatte aber keine gut koordinierten Hiebe und Schwünge auf Lager. So fiel es dem dunklen Kämpfer leicht die Hiebe zu parieren und seinem Widersacher regelmäßig mit Fußtritten das Leben schwer zu machen. Le Fou erkannte ebenfalls, das diese Strategie für ihn nicht lukrativ war, aber seine Gedanken waren schon längst bei der nächsten Falle die er für seinen widerspenstigen Gegner vorbereitet hatte. Er brach seine sinnlose Schwertdrescherei ab und ging über in eine defensive Haltung und Seth konnte angreifen, doch ließ er ihn nicht die Richtung bestimmen, in die sich der Clown fortbewegen wollte. Er wich Schritt für Schritt zurück und ein paar Trompetenhiebe später, die er leider verkraften musste, machte er einen Satz zurück, holte mit dem Schwert aus und meinte zu dem überraschten Seth spöttisch:

P: "Alles was Flügel hat fliegt, ...du fliegst !"

Die Klinge sauste auf ein Seil hernieder, dieses war verbunden mit irgendetwas unter dem Boden und dort befand sich die sprungfreudige Überraschung. Seth blieb nicht einmal Zeit die Hände schützend über seinen Kopf zu halten, denn er stand genau auf einer metallenen Sprungfeder, zwischen ihm und diesem Ding war lediglich eine Holzplatte. Mit einer unglaublichen Wucht wurde er nach oben geschleudert, prallte mit dem Rücken gegen das Dach und viel schwer und regungslos wie ein Stein wieder auf den Boden. Er atmete schwer, jeder Muskel schmerzte, ein paar Rippen schienen geprellt oder gar gebrochen, er konnte nur mehr Umrisse wahrnehmen.
Der Anblick seines geschwächten Gegners bereitete dem Spielzeugmacher große Freude, hüpfend und lachend begab er sich zu der Sprungfeder und presste sie wieder in den Boden hinein, dann baute er sich vor seinem am Boden liegendem Widersacher auf und stemmte seinen rechten Fuß auf dessen Brustkorb.

P: "Weißt du was du Wurm, du siehst hübsch aus wenn du so durch die Luft segelst, das sollten wir wiederholen, ich leg dich einfach noch einmal auf die Sprungfeder, damit du dem Dachstuhl ein zweites mal Hallo sagen kannst !"
S: "*hust*...nein danke, das Dach ist mir unsympathisch !"

Mit diesen Worten packte der Novize des Clowns Fuß, drehte ihn nach Links und stieß ihn weg, dann sprang er auf und wollte schon zum nächsten Schlag ansetzen, aber dieser verdammte, kostümierte Bastard war noch immer nicht am Ende seiner Ideenvielfalt angekommen.
Der hatte bereits ein neues, kleines Spielzeug in der Hand. Es war ein nicht allzu großer, gelber Jutesack, den er vor Seths Füße schleudert. Beim Aufprall öffnete er sich und ein grün glänzender Staub quoll heraus, der sich schnell ausbreitete. Seth bekam auf einmal keine Luft mehr, seine Augen begannen zu tränen und alle seine Muskeln verkrampften sich, er hatte keine Ahnung was das für ein Höllenzeug war, aber es wirkte verdammt schnell und effektiv.
Hilflos kniete er am Boden, röchelte nach Luft und achtete auf die Geräusche um ihn, der Spielzeugmacher könnte ihn nun mit Leichtigkeit von hinten erstechen.
Aber er hörte niemanden näher kommen, es waren überhaupt seltsame Geräusche die er aufschnappte.
Irgendetwas metallenes schlug in regelmäßigen Abständen am Boden auf, es war kein lautes Geräusch, eher ein Quietschendes. Außerdem verteilte dieser Verrückte im ganzen Raum Wasser, oder irgendeine andere Flüssigkeit, das konnte man ebenfalls genau hören. Doch was sollte das, was hatte denn dieser Spinner vor ?

Da kauerte er nun am Boden, das einzige was ihm zur Orientierung diente war sein Gehör und aus dem was er so an Geräuschen aufnahm wurde er nicht schlau. Da ertönte wieder des Clowns Stimme:

P: "Weißt du, ich bin mir sicher das du nicht der einzige bist der von meiner kleinen List mit den Karten erfahren hat. Ich glaube, ich werde mal einen Tapetenwechsel vornehmen, mich wo anders niederlassen um die Menschen mit meinen Karten zu verzaubern. Dieses Haus brauche ich nun nicht mehr, deswegen werde ich es nun verbrennen.
Und weißt du was das schönste ist ! Du wirst das live miterleben zusammen mit all den tollen Spielsachen, HAHAHAHAHAHA... HEHEHEHEHEHEHE... HAHAHAHAHA !"

Seth rappelte sich auf blickte mit seinen verquollenen Augen in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Er sah ein kleines Licht, es fiel auf den Boden....jetzt breitete es sich aus, der ganze Raum wurde immer heller und heller....es wurde immer heißer und stickiger. Die Stimme ertönte wieder:

P: "Also, machs gut mein Freund, und träum was schönes..AAAAAAAAHAHAHAHAHAHA !"

Der hohe Novize ribbelte sich die Tränenflüssigkeit aus seinen Augen und konnte die Sachlage nun besser erkennen. Fakt war, die Flüssigkeit die er gehört hatte, war ein Öl gewesen, dass der Spielzeugmacher in Brand gesetzt hatte und mittlerweile stand das halbe Haus in Flammen, wahrscheinlich hatte er die Tür versperrt und Fenster gab es keine. Eine ziemlich aussichtslose Lage.



Draußen, vor dem Haus stand Pierot Le Fou, sein Grinsen war hämischer und grausamer als je zuvor. Mit funkelnden Augen betrachtete er die Flammen, die das Haus immer und immer mehr verschlungen. Die Tür war fest verriegelt, Fenster gab es sowieso keine...hehe, dieser arme Wicht würde da drinnen gegrillt werden wie ein Molerat. Der Clown wollte schon davon hüpfen, als er plötzlich hörte, wie Seth gegen die verriegelte Tür rannte. Aus dem Rammen wurde ein Schlagen und aus dem Schlagen ein Klopfen.
Hach, es war doch herrlich mitanhören zu können, wie das hilflose Opfer mit letzten Kräften versuchte, sich aus der absolut auswegslosen Lage zu befreien .
Das Klopfen verstummte.
Die Schlacht war geschlagen.
Das Böse hatte gewonnen, wie immer im realen Leben.

Le Fou wandte sich abermals vom brennenden Haus ab, wollte schon in die nächste Stadt eilen, als plötzlich ein gellender Schrei die stille Nacht durchbrach, der Clown wirbelt blitzschnell herum und erblickte über seiner Hütte eine dunkle Gestalt durch die Luft sausen, sie wurde anscheinend aus des Spielzeugmachers Haus geschleudert und da da drinnen nur einer war, konnte es niemand anderes sein als....

Seth landete behutsam vor der brennenden Hütte und blickte Le Fou kalt an:

S: "Diese Sprungfederfalle im Boden könnte man ganz gut vermarkten, ich glaube ich werde dir die Idee klauen !"
P: "Stinkende Ratten wie dich kriegt man wohl auch nicht klein !
Aber was solls, du wirst mich niemals aufhalten können, oder hast du auch solche netten Schuhe wie ich ?"

Der Novize blickt hinab und musste feststellen, dass der Clown unter seinen Sohlen ebenfalls solche stabilen Sprungfedern angebracht hatte.
Le Fou wippte ein paar mal auf und ab und meinte:

P: "Ade mein Freund, ich hoffe wir sehen uns in der Hölle wieder !"

bevor er im hohen Bogen über die Dächer Khorinis' das Weite suchte. Doch so leicht gab Seth nicht auf. Schnell spurtete er dem Clown hinterher, es war schwierig ihn in den Augen zu behalten, aber kein Ding der Unmöglichkeit. Aber was hatte er denn jetzt vor ?
Le Fou griff in seine Tasche und schmiss Spielkarten auf die Straßen, wollt er unnötiges Gewicht loswerden ?
Nein, dazu sind diese Karten zu wertvoll. Im Lauf fing Seth eine davon auf und betrachtete sie durch seine grüne Brille, die er immer noch auf hatte. Er wollte nicht stehen bleiben, weil ihm sonst der Spielzeugmacher entkommen würde, aber das was auf der Karte stand ließ ihn abrupt zum Stillstand kommen.
Er las die unterschwellige Botschaft auf der Karte erneut, warf sie weg und hob die nächste auf die am Boden lag. Er nahm eine nach der anderen in die Hand, aber immer wieder stand der selbe Spruch darauf:

Tötet, Mordet und Zerstört,
Khorinis soll untergehn,
weil ich es so befehl !

Wenn die Bewohner dieser Stadt Morgen die Karten sehen würden, und die Bilder darauf sehen würden....dann wäre es aus mit der Ordnung und nicht mal die Paladine würden es schaffen die Meute aufzuhalten.
Zutiefst verärgert sah Seth dem Clown nach, würde er ihn verfolgen, wäre die Stadt verloren. Würde er ihn laufen lassen und die vielen Karten aufsammeln, wäre ihm dieser Bastard entwischt und nichts würde ihn daran hindern irgendwo anders seine Karten zu verkaufen.
Der dunkle Kämpfer stand ratlos da, atmete schwer ein und starrte auf den Boden. Seine Gedanken überschlugen sich, Rachegefühle, Frust und anderes schlichen sich in seinen Verstand ein, logische Schlussfolgerungen zu treffen wurde immer schwerer und schwerer, denn Gefühle blockierten die schnellsten Verbindungen von A nach B in Seths Gehirn.

Nach einer Weile bückte er sich und begann die Karten aufzusammeln.

S: "Das nächste mal bist du dran !"

Irgendwo in den Wäldern, abseits der Wege, erhellte ein kleines Lagerfeuer die nähere Umgebung. Ein dunkel gekleideter, schlanker Mann stand davor und starrte in die Flammen. In seinen Händen hielt er einen Sack, welcher vollgefüllt war mit Spielkarten. Seth hatte sie alle aufgesammelt, er hatte keine einzige ausgelassen, doch der Spielzeugmacher war entkommen und trieb irgendwo anders sein teuflisches Spiel mit den Menschen. Aber er brauchte etwas um sie kontrollieren zu können, Pilunktur und da seine Vorrät vermutlich verbrannt waren, musste er es sich irgendwo anders besorgen. Vielleicht wusste man im Kloster Rat. Seth öffnete den Knoten am Sack und leerte den Inhalt ins Feuer, die Flammen loderten auf, schossen in die Höhe und nahmen kurze Zeit einen leicht grünlichen Farbton an. Rauch stieg auf in den Himmel, ein übelriechender, stickiger Qualm. Der dunkle Mann wandte sich vom Lagerfeuer ab und marschierte in den Wald hinein, kurze Zeit später blieb er stehen und betrachtete durch seine grünen Gläser 3 verbleibende Karten die er bei sich behalten hatte. Vielleicht würden sie ihm ja eines Tages nützlich sein.