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Inhalt 07/03
Sonderausgabe


Jünger des Lee
   
Abendstimmung auf dem Hof
gepostet am 09.06.2003
 
schmok

Es war ein wunderbarer Sommerabend. Im Gegensatz zu gestern fiel heute nicht ein Tropfen vom Himmel. Im Gegenteil, die Sonne brannte immer noch erbarmungslos vom Himmel, obwohl die Abendstunden bereits hereingebrochen sind. Nur ein laues Lüftchen wehte noch. Reges Treiben herrschte auf dem Hof, als die Bauern die letzten Erntekörbe für heute zur Scheune brachten. Die Söldner saßen hier und da herum, erzählten oder genossen einfach nur ihr Sumpfkraut. Nur Schmok nicht. Schmok lag irgendwo und träumte. Leise murmelte er: "Ja... ich vertraue... der Macht... ich kann es schaffen... Ben, bleib bei mir!". Doch ein leichter Tritt in die Rippen ließ Schmok hochfahren. Erschreckt richtete er seinen Oberkörper auf... und stieß mit dem Kopf gegen etwas Hartes. "Autsch!". Spontan ließ er sich einfach wieder fallen. Doch es wurde weiter gedrängt: "Hey, Aufwachen!". Krampfhaft öffnete Schmok langsam die Augen. "Aah, mach das Licht aus!", stöhnte Schmok. Das Licht brannte förmlich in Schmoks Augen, welche nur zaghaft geöffnet waren. Nach einigen Momenten erkannte der Lee sogar langsam was. Vor ihm stand Gorr, sein Bruder, Schmied des Hofes und Söldner. Dieser sprach sogleich: "Junge, Junge - du siehst vielleicht aus...". Wie sah Schmok aus? Langsam begann Schmok seine Umwelt und sich wahr zu nehmen. Er lag unter einer Sitz-Bank. Wieso das denn? Dann betrachtete er sich selbst. Er lag unter einigen süffigen Fellen, seine Sachen durchgeschwitzt bis zum Hans-muss-raus, lag er in einer stinkenden Bierlache. In seinem fusseligen Drei-Tage-Bart hatten es sich Fettreste von Fleisch, sowie während der Nacht rausgelaufener Speichel gemütlich gemacht. Neben Schmok lagen einige leergetrunkene Schläuche Bier und abgenagte Knochen. Ganz zu schweigen von den brutalen Kopfschmerzen und den widerspenstigen Gelenken, die alle Nase lang knackten. Erschöpft ließ sich Schmok ein weiteres Mal zu Boden sinken: "Oahhh..." - "Was ist denn passiert, Herrgott. Du siehst aus, als hätte dich meine Oma nach drei Wochen Verstopfung ausgeschissen.", fragte Gorr. Schmok stöhnte nur erneut auf: "Bitte nicht so laut. Mein Kater hat, glaube ich, grad Frauenbesuch..." - "Ja, nun erzähl mir endlich, was passiert ist.", entgegnete Gorr, als er Schmok unter der Bank hervor zog. Auf selbiger sitzend, fing Schmok an: "Ich hab keine Ahnung, was passiert ist. Nachdem mich Sylvio aus meiner eigenen Taverne geschmissen hat, bin ich ziellos umher gewandert, hab um meine geliebte Taverne getrauert, und mir überlegt, wie ich wieder an Gold kommen sollte, um sie mir zurück zu kaufen. Nachdem ich meine Notreserve Alkohol, die ich im Wald vergraben hatte, hier auf der Bank ausgesoffen habe, hab ich nen Filmriss." - "Na lass mal, das wird schon wieder!", tätschelte Gorr Schmoks Schulter und setzte sich neben ihn. Nach einigen Minuten fühlte sich Schmok auch wieder einigermaßen besser (Wirte haben ein spezielles, sehr schnell wirkendes Abwehrsystem gegen Kater...).

Irgendwann dann kam Schmok wieder aus Gorrs Schmiede, nachdem er sich in dessen Wohnung erst mal frisch gemacht und neue Sachen angezogen hatte. Gorr saß immer noch auf der Bank und bewunderte seine Tätowierung, als Schmok wieder vor ihm stand: "So, also, hilfst du mir, meine Taverne zurück zu bekommen?". Doch Gorr hörte Schmok gar nicht zu, denn er sah zum Haupthaus. Schmok folgte seinem Blick und da war er. Der sagenumwobene "Nachrichten-Söldner". Wann immer dieser Mann über den Hof schritt, hatte Lee nach Jemandem verlangt. Alle hielten den Atem an, in der Hoffnung, er würde zu ihnen kommen. Wann immer er vor einem stand, so sprach er: "Lee will dich sehen." Dieser Satz war legendär. Jeder hoffte, ihn einmal zu hören in der Hoffnung, befördert zu werden. Niemand kannte den Namen des Söldners, er war überall nur als "der Nachrichten-Söldner" bekannt. Er konnte vielleicht nicht gut kämpfen, er konnte vielleicht nicht gut Bogen schießen, er konnte vielleicht nicht gut Armbrust schießen. Aber Eines konnte er. Das Benachrichtigen. Da machte ihm keiner was vor. Darin war er unbestrittener Meister. In jahrelanger Ausbildung hatte er dies bei einem ehrwürdigen "Benachrichtigungs-Eremiten" in den nördlichen Bergen gelernt. Keiner sprach den Satz "Lee will dich sehen." so gut aus, wie er. Keiner. Niemals. Er führte einen dann wortlos ins Haupthaus zu Lees Konferenzzimmer, wo er dann lautlos und unbemerkt verschwand. Bis wieder einmal Jemand von Lee verlangt wurde. Dann würde er wieder tapfer und verantwortungsvoll seiner Aufgabe nachkommen.
 

Manche munkelten, er sei ein Wesen Beliars, nur zu diesem Zweck erschaffen. Aber viele Sagen rankten sich um ihn. Uns so hatte jeder vor ihm Respekt. Denn würde er fehlen, würde dem ganzen Hof etwas fehlen.
Jedenfalls sah es ganz danach aus, als würde der "Nachrichten-Söldner" genau zu Schmok und Gorr kommen. Und er tat es. Ein seltsames Knistern lag in der Luft, als der Schmied und der Wirt auf den Satz warteten. Und da war er: "Lee will sich sehen.". Zweimal sprach er ihn. Einmal zu Gorr gewandt, einmal zu Schmok. Hätte er beide mit einem Satz angesprochen, wäre der Flair futsch. Denn es hieß ja schließlich "Lee will dich sehen." und nicht "Lee will euch sehen.". Konnte ja nicht angehen.
Wortlos, wie immer drehte sich der Söldner um, und ging zurück zum Haupthaus. Schmok und Gorr folgten ihm.

Gorr

a liefen die beiden Brüder hinter ihm her. Die Luft war zum zerreißen gespannt. Was konnte Lee von den Beiden wollen ? Hatten sie etwas angestellt ? Würde er wohlmöglich mit einer Peitsche in der Hand, in einem anthrazitfarbenen Ledertanga, auf der Couch sitzend auf sie warten und sagen "Kommt her meine Freunde!" ? Würden sie vielleicht befördert werden ? Oder vom Hof verjagt ? Fragen über Fragen, doch der ominöse Nachrichten-Söldner machte keine Anstalten den Beiden etwas zu erklären, wie immer. Das würde die ganze Atmosphäre zerstören. Das war ein Gefühl wie Weihnachten und das morgendliche wach-im-Bett-liegen, während die Verwanden vor der Tür sich über das Glückwunsch-Lied absprachen, nur um so zu tun als würde man schlafen wenn sie hereinkamen, beim Geburtstag zusammen. Ganz schön krass oder ? Man wusste es nicht. MAN WUSSTE ES EINFACH NICHT ! Niemand wusste es. Was eigentlich ? Gorr und Schmokster folgten dem mysteriösen Nachrichten-Söldner, wie zwei Kletten die sich in den Sackhaaren verfangen hatten. Vorbei an den Wachmännern die ihre Augen unweigerlich von ihrem starren Blick lösten, nur um einen flüchtigen Blick auf den Nachrichten-Söldner erhaschen zu können und vorbei an den Bäuerinnen die nackt den Boden schrubbten, während Onar hämisch grinsend in einer Ecke stand, und schnurstracks die Treppe hoch, zu Lee's Gemächern. Der Nachrichten-Söldner öffnete die knarksende Holztür und von drinnen drang ein Ich hab auf euch gewaaaartet !. Der Söldner trat an den Tür-Rahmen und bedeutete den Brüdern mit der rechten Hand einzutreten. Gorr und Schmok taten wie ihnen geheißen. Der blank gewienerte Boden glänzte unter ihren schlammigen Schuhen.
Ein Windhauch kitzelte leicht ihre Nackenhärchen. Die Beiden drehten sich blitzschnell um. Er war verschwunden. So mysteriös wie er gekommen war, war er auch verschwunden. Nichts deutete darauf das er je existiert hatte. Wie eine Krähe im nebligen Mondschein auf einem Friedhof... Männer ? hörten sie die tiefe Stimme ihres Generals grollen. Die Tür verschloss sich wie von Magie selbst.
Setzt euch ! sagte Lee freundlich und deutete mit der Hand auf eine Couch. Ich habe etwas mit euch zu besprechen ! Schmok war ja in den letzten Tagen in ziemlich schlechtem Zustand, so hat er vieles ausgeplaudert, was ihr wohl lieber für euch behalten wolltet...
....und so habe ich von eurem Plan gehört. Ich unterstütze euch dabei voll und ganz. endete die Erzählung des Generals. Hinterlasst ihnen bitte diesen Brief. Lee griff hinter sich auf einen kleinen Tisch und nahm einen Zettel hervor, den er Gorr übergab. Das wäre dann alles. Viel Glück Männer. Gorr und Schmok standen auf und gingen durch die Tür, die sich wieder wie von Geisterhand geöffnet hatte. Onar und seine Putzkolonne waren mittlerweile verschwunden. Die beiden Wachen standen immer noch stramm vor der Eingangstür, doch ein leises Schnarchen war nicht zu überhören. Säufer ! brüllte Gorr seinen Bruder an und flatschte seine flache Hand gegen dessen nackt-rasierten Hinterkopf. Du musst echt jeden Scheiß rumerzählen. Jetzt haben wir den Salat. Lass uns für morgen packen gehen... so watschelte das süße Pärchen zusammen zu Gorrs Schmiede, um sich für die "große Reise" vorzubereiten...

 
Neuestes von Onars Hof
gepostet am 12.07.2003
   
Bloodflowers

er arme kleine Söldner wanderte über den Hof und dachte angestrengt über die Fremdlinge nach. Denn sie hielten sich ja schon seit einiger Zeit auf dem Hof, oder in der Nähe, auf. Und Bloody war sich sicher das die Fremden ihre wahren Absichten noch nicht offenbart hatten.

Während Bloody die Trampelpfade weiter austrampelte traf er auf einen Bauern. Und das auf nem Bauernhof, wie verrückt doch die Welt heutzutage geworden war. Jedenfalls beobachtete der Bauer Faith und Phönixfee.
"Boah sind die Schaf!" lechzte der Bauer.
"Du meinst scharf!" berichtigte Bloody.
"Ja Schaf eben!"
"Nene, schaRf meinst du!"
"Ey ich werd ja wohl wissen was ich wie meine!"
"Nagut wenn du meinst..." gab der Söldner klein bei und wollte dann ein ganz ungezwungenes Gespräch anfangen "... und wie war so dein Arbeitstag?"
"Ganz gut... mensch findest du nich auch das die Schaf sind?"
"Jetzt hör verdammt nochmal damit auf!" grummelte Bloody und setzte dann nach, denn Bloodflowers würde nicht aufgeben. Nein nicht jetzt, gleich hatte er den Bauern soweit. Gleich hatte er dem Bauern ein belangloses Gespräch aufgedrückt.
"Was habt ihr denn heut so alles gemacht?" Das wars... nun konnte der Bauer dem Plausch nicht mehr aus dem Weg gehen.

"Heute? Heute... also heute haben wir Scharfe geschoren!"
"Aaaaaaaaahhhhhhhhhhhhh!!!!!!!!" brüllte Bloody und rannte weg.
Bei Beliar, gab es denn nur Trottel auf diesem Hof?
In seinem Wahn bemerkte Bloody die Baumwurzel nicht, stolperte, fiel lang und purzelte in ein Gebüsch.

Ein wenig benommen schüttelte sich der Söldner und ihm war als drangen Stimmen an sein Ohr. Lieblich, betörend, schmeichelhaft, faszinierend... waren diese Stimmen nicht gerade, eher das Gegenteil.
Vorsichtig schob der Lee zwei Äste beiseite und schaute nach wer denn da so aufbrausend erzählte. Seine kleinen Äuglein erspähten eine Gruppe Bauern.
  "Manmanman, die Spargelernte dies Jahr war doch spitze."
"Ja, wartets ab, die Kartoffeln werden noch besser!"
Anscheinend fachsimpeln sie! Bloody's Schafsverstand... scharfer Verstand arbeitete also noch.
Die Bauern fachsimpelten weiter und Bloodflowers hörte zu, was spannenderes passierte hier auf dem Hof sowieso nicht. Bis sich ein Bauer zögerlich einmischte, der zuvor eher ruhig bei der Gruppe gestanden hatte:
"Also ähm... unsere Puffbohnen sehen auch gut aus, das wird ne tolle Ernte!"
Schweigen...

Eine ganze Weile starrten die übrigen Bauern verblüfft auf ihren Kollegen. Bis sie alle man durcheinander riefen und somit das Schweigen endlich brachen.
"Ihr Bauern von Sekob seit ja komische Vögel..."
"Was soll'n das? Man baut was ordentliches an... Kartoffeln, Getreide, Rüben, Kohl... aber verdammt nochmal keine Puffbohnen!"
"Ihr spinnt doch... was soll denn Onar mit Puffbohnen?"
"Was hat sich Sekob denn nur dabei gedacht?"
"Das glaub ich erst wenn ich es sehe!"
So ging das noch eine Weile weiter und der schüchterne Bauer schien immer kleiner zu werden. Verzweifelt schien er sich retten zu wollen:

"A-a-also ich hab mal gelesen das die braunenkörnigen Sorten..."
Nun war er erst recht in Schwierigkeiten, unbewusst hatte der arme Bauer soeben sein Todesurteil herauf beschworen. Wieder polterten die Bauern los und riefen wild durcheinander:
"Was hast du eben gesagt?"
"Du kannst LESEN???"
"Pah, bist wohl ein ganz schlauer!"
"Ich puff dich gleich du Bohne!"
Dann schrien alle im Chor:
"Schnappt euch den Akademiker! Auf ihn!!!"

Verzweifelt rannte der Bauer in den Wald davon, seine Kollegen hinterher. Wie das Ganze allerdings ausging, bekam Bloodflowers nicht mehr mit. Er war eingeschlafen, mitten im Gebüsch lag Bloody und schnarchte laut.