(Fortsetzung von Seite 14)
"Das größte Problem wird für dich wohl sein, Einlass
gewährt zu bekommen. Hmm... ah ich hab's." Schnell zückte
Rhodgar seinen Runenstein, mit dem er sich eine mondhelle Lichtkugel über
den Kopf beordern konnte. Diese Batzen von Soldaten hatten dich tatsächlich
vergessen, ihnen ihre Runen abzunehmen. Der Mann machte zunächst
einen Schritt rückwärts, wohl eine instinktive Schutzreaktion,
er konnte ja nicht ahnen dass es sich bei dem Stein um vollkommen harmloses
Material handelte.
"Hier, nimm diese Rune mit. Keine Sorge, du kannst damit keinen Unsinn
anstellen. Am Kastelltor hängen zwei Skelette, die dir zunächst
gehörig auf den Wecker gehen werden mit ihrem Geplapper. Die werden
dich wohl nicht reinlassen wollen, aber wenn du ihnen den Runenstein vorzeigst...
sie werden wissen, dass er zu mir gehört. Unsere magischen Energien
haben sich bereits vereint, er trägt sozusagen meine ganz persönliche
Duftmarke." Ein ganz hübscher Vergleich der Menschen mit der
Tierwelt übrigens.
"Sie werden auch wissen, dass du nicht gewaltsam an dieses Stück
Schleifkunst gekommen sein kannst, sie kennen mich ja."
Grinsend streckte der Schwarzmagus seinen Arm durch die Gitterstäbe,
und übergab dem Mann die Rune.
"So, und nun spute dich... ach halt, wie heißt du überhaupt?
Will ja wissen wem ich eventuell mein Leben zu verdanken habe. Nicht dass
ich sonderlich daran hängen würde, in Beliars Reich ist's mindestens
genauso schön..." Das war eindeutig gelogen. Natürlich
hing er am Leben, wie jeder mehr oder weniger normale Mensch auch. "...
aber na ja, egal."
Igor Vectrex
er
Barde war froh darüber die Magier doch richtig eingeschätzt
zu haben..."sind doch halt auch nur Menschen wie jeder andere auch,
na ja wahrscheinlich nicht gerade wie jeder" dachte er sich und
wollte schon hinauseilen als der Magier ihn noch nach seinem Namen fragte.
Der kühne Tor (man könnte es durchaus als Torheit bezeichnen
in den Zeiten Gefangenen zu helfen, aber wenn Igor Vectrex etwas mehr
hasste als alles andere, dann war das Ungerechtigkeit) antwortete "Ist
das Reich Beliars wirklich so schön, dass es lohnend ist von Todessehnsucht
zu schwärmen?...und meinen Namen werdet ich erfahren wenn man sich
einmal lebendig wiedersieht" sprach der Barde und war auf dem Weg
hinaus, als er das Lied hörte, dass Ponder und er für den
Notfall ausgemacht hatten. "Grünspan und Entendreck!",
fluchte der Barde leise, es war also jemand auf dem Weg in die Kaserne
und für einen Moment war er wie gelähmt, er fühlte sich
genauso wie vor ein paar Tagen als er vor dem Paladin stand dessen Angebeteten
er ein Gedicht vorgetragen hatte, aber zum Glück nur kurz. Er konnte
schon die Schritte von schweren Stiefeln hören und er hatte nur
eine Chance, inmitten des Raums stand ein großes Pult. Mit beherzten
Schritten eilte er darunter und versteckte sich in der Wölbung,
die wohl als große Ablage gedacht war. Ein Soldat der Miliz betrat
den Raum und inspizierte sofort die Kerkerräume, kam aber auch
schnell wieder raus, der Barde machte sich so klein wie er konnte, etwas
schwierig bei so einer Statur. Er zwängte sein breites Kreuz in
das Pult, gerade noch früh genug bevor der Soldat sich umdrehen
konnte und dann verließ er auch den Raum schon. Der Barde atmete
erst mal tief aus, er hatte recht lang den Atem anhalten müssen
und quetschte sich langsam aus dem Pult. Vorsichtig schielte er um die
Tür herum und sah die nächste Wache grad aufstehen, er hoffte
nur darauf dass sie nicht in diesen Raum käme und glücklicherweise
ging der Soldat geradeaus. "Sieht nach Wachablösung aus"
dachte Igor Vectrex und das war die Gelegenheit zu verduften, er ging
hinaus und zu dem Torbogen um zum Marktplatz zu kommen. Als er seinen
Freund Ponder sah, war er dann doch sehr erleichtert. "Bei Beliar,
das war echt letzte Eisenbahn, Ponder!", platzte er heraus. Nicht
auszudenken, was hätte passieren können, trotzdem freute sich
der Barde beinahe, jetzt konnte er der Garde auch mal eins auswischen.
"Kommt Ponder, wir brauchen noch ein paar Vorräte und dann
nichts wie weg aus der Stadt...ich bin lange genug hier gewesen...wie
steht's mit euch?" Ponder nickte nur, es sah so als ob er sich
Sorgen um seinen Freund gemacht hatte. "Keine Bange, Ponder...alles
gutgegangen" trotzdem verschwieg er lieber wie knapp es wirklich
war. "Lasst uns nun gehen!", sagte er schnell um weiteren
Diskussionen erst mal aus dem Weg zu gehen. "Wir haben einen kleinen
Auftrag", Igor Vectrex kaufte sich noch ein scharfes Messer und
ein klein wenig Proviant bei einem der Händler, ging in die Herberge
um seine Fähe mitzunehmen und sich von Hannah zu verabschieden.
So gerüstet, machten Ponder und sein Bardenkollege sich auf in
Richtung Taverne und Lexa marschierte neben ihnen her...
Igor Vectrex
ie
letzten hundert Meter vor dem Kastelltor waren plötzlich wieder
gut zugänglich, nachdem sich Ponder und Igor Vectrex durch jede
Menge wildes Buschwerk gekämpft haben und sie trotzig jedem kleinen
Ast der ihnen ins Gesicht schlug erwehrt haben. Nun standen sie vor
den mächtig aussehenden eisenbeschlagenen Flügeln des Eingangstores,
doch was war das? Der Barde erinnerte sich daran, was der Magier ihm
im Kerkerraum erzählt hatte, da hingen tatsächlich Skelette
festgenagelt an den Toren! Er drückte gegen eines der Tore, doch
nichts rührte sich außer den beiden Klappermännern die
dort angenagelt waren. " Ehh guck mal, Kundschaft!", sagte
das linke Skelett, Igor Vectrex war erst mal verdutzt...brabbeln können
die auch noch? Das kann ja heiter werden.
Das rechte Skelett musterte die beiden Barden und fing an zu lachen
"Die zwei Tölpel nennst du Kundschaft? Die haben eh nix was
die uns geben können". Der Barde musterte die beiden Skelette
und fand die Situation irgendwie lustig, zu beiden gewandt sagte er
"Hört mir mal zu ihr Spaßvögel, ich muss da rein,
habe eine wichtige Botschaft für die Schwarzmagier!" ... "Kann
ja jeder sagen!", tönte es im Chor. Langsam verlor der Barde
die Geduld, was hatte er nicht riskiert um die Nachricht überbringen
zu können und jetzt machen sich zwei so Seuchenvögel über
ihn lustig. Er ging vor das linke Skelett sah es an und meinte "Ich
könnt dir ja auch ein paar von Deinen Knochen klauen, aber wie
ich sehe hat das wohl schon jemand vor mir getan..." Ein Lachanfall
der schönsten Schadenfreude erhallte von der rechten Seite und
das linke Skelett schmollte und drehte seinen Kopf weg, mit der rechten
Hand machte es ein unschönes Fingerzeichen. Diese Skelette waren
einfach komisch, aber der Barde dachte sich viel zu lachen hatten die
ja nie, deswegen sind sie wohl in den Jahrhunderten so geworden... Nun
vielleicht konnte man sie ja austricksen, er ging zum rechten Skelett
und fragte was er tun könnte, damit er hineingelassen wird. "Gib
mir Wein!", forderte das rechte Skelett und das linke sah interessiert
zu wie Igor Vectrex seine leere Karaffe Wasser aus seinem Rucksack zog,
seine Fähe Lexa schaute immer nur verwirrt von einem Skelett zum
anderen, Ponder machte nur noch kreisende Bewegungen mit seinem Zeigefinger
an der Schläfe als er den Barden ansah. Die leere Karaffe in der
Hand trank er erst mal einen großen Luftschluck und machte ein
zufriedenes Gesicht, um den Spaßvogel zu täuschen..."Ja..Jaa..Gib
mir.. Gib miiir!", sagte es voller Anspruch..."Du kannst doch
sowieso nichts mehr schmecken und alles läuft unten raus, welch
Verschwendung für dies Tröpfchen!", feixte der Barde.
"Jaa, aber ich kann mich erinnern!", sagte es beinahe resignierend,
also hielt er die Karaffe hin und tat so als würde er ihm den Inhalt
in den Schlund schütten, das linke Skelett schien jetzt beinahe
eifersüchtig zu sein. Nachdem die Karaffe wieder im Rucksack verschwunden
war färbten sich die Stellen des rechten Seuchenvogels rot, an
dem vor Äonen wohl mal seine Wangen gesessen haben. Dieser Anblick
wäre zum Schießen komisch gewesen, wenn nicht eine ernste
Sache zu diesem Besuch geführt hätte. "Also" fragte
Igor Vectrex "lässt Du mich nun hinein?"...Das Skelett
überlegte kurz, es sah zumindest so aus als ob es überlegte
und sagte ganz trocken mit nasalem Klang "Nein!"...ein prustendes
Lachen von beiden Skeletten ertönte in der Nacht... Das war nun
zuviel, der Barde nahm die Rune des Magiers aus seiner Tasche hielt
sie den lachenden Nervensägen unter ihre ehemaligen Nasen und sprach
mit ernster Stimme "Erkennt ihr diese Rune?...Sie ist von einem
der zwei Schwarzmagier, die in der Stadt von der Garde gefangen geworden
sind und nun öffnet endlich diese Pforte bei Beliar, verdammt!"
Die beiden Scherzkekse sprachen kein Wort mehr und unter einem schweren
Ächzen öffneten sich beide Tore wie von Geisterhand...
Ceron
er Schwarzmagier
drehte und wendete sich im Schlaf einige Male. Dann, als die ersten
Sonnenstrahlen durch das Fenster gnadenlos auf seinen Kopf zielten,
musste er doch aufstehen, zu lange hatte er sich einfach in seinem Bett
gedreht. Ceron schnappte sich seine neue Robe und ging sich erst einmal
gründlichst waschen. Doch dieses Mal hielt er einen Sicherheitsabstand
vor all den Badeelixieren und benutzte nur die ganz normale Kastellseife
und den Kastellkratzer. Das Bad war genau nicht zu kalt und nicht zu
heiß, und die Tücher so schön flauschig und weich, halt
genau so wie Ceron es mochte.
Als der neue Schwarzmagier dann die Treppen hoch stürmen und ins
Refektorium hasten wollte rannte er beinahe zwei Bürger um. "Ist
wohl wieder Hochbetrieb hier, was wollt ihr hier?! Wir kaufen nichts
und
, oder wollt ihr etwa dem Zirkel beitreten? Wahrhaftig, es
gibt einen starken Zuwachs an Lehrlingen im Kastell. Da hätte ich
natürlich nichts dagegen, also, was wollt ihr hier? Und verschwendet
nicht meine Zeit!"
Es war schon sehr spät gewesen als die beiden Barden gestern nach
dem mehr oder weniger lustigen Geplänkel Einlass ins Kastell fanden,
die Türen schlossen sich mit dem gleichem schweren Ächzen
und die beiden standen in einer riesig wirkenden Eingangshalle. Direkt
vor ihnen befand sich eine steinerne Statue mit einer großen Schale,
der Sinn schien klar zu sein, denn Igor Vectrex war es eigentlich sowieso
nicht gewohnt etwas im Leben umsonst zubekommen, wie zum Beispiel die
Übernachtung in der Stadt. Er nahm seinen Beutel hervor und holte
10 Goldstücke heraus, die er in die Schale legte um kurz darauf
verdutzt zu sehen wie es verschwand, dann sah er Ponder an, resigniert
zog er nur den leeren Innenstoff aus seiner Hosentasche heraus. "Nur
eine Leihgabe!", sagte Igor Vectrex und legte nochmals 10 Goldmünzen
in die Schale, die auch wie Zauberei verschwanden.
Die Barden sahen sich ein wenig um, aus der Eingangshalle führten
mehrere mit Fackeln beleuchteten Gänge irgendwo hin, was hatte
der Magier noch mal gesagt er solle sich geistig einen Dämonen
rufen, aber wie sollte das denn gehen? "Ich sehe keinen Dämon
hier..." sagte er leise und wie aus dem Nichts materialisierte
sich ein fliegendes Geschöpf neben ihm, der Barde erschrak kurz.
"Was willst du, fremder Sterblicher?", tönte es in seinem
Kopf, schon als die ersten Worte in seinem Geist widerhallten musste
Igor Vectrex seinen Kopf an den Schläfen festhalten, er kannte
diesen Schmerz nur zu gut genauso war es gewesen jedes Mal wenn er die
Rune seines Vaters gebrauchte und mit der Zeit hatte er sich beinahe
daran gewöhnt. Aber dies war alles Jahre her, deswegen brauchte
er einige Momente um wieder klar denken zu können..."Ich bringe
euch eine wichtige Nachricht, zwei von Euren Mitgliedern wurden in der
Stadt zu Unrecht verhaftet und eingesperrt, als Beweis habe ich diese
Rune von einem bekommen und er wollte unbedingt dass ein gewisser Seraphin
dies so schnell wie möglich erfährt!", sagte Igor Vectrex
hastig zu dem Dämon, er wusste ja noch nicht dass es ausreichte
nur in Gedanken zu ihnen zu sprechen und zeigte die Rune hervor. "Mir
folgen" donnerte es wieder in seinem Schädel aber diesmal
war er drauf gefasst und konnte dem Schmerz fast so standhalten, wie
er es früher vermocht hatte, der Dämon führte einen jeden
zu einem Zimmer und ließ sie dort ein...Anscheinend war kein Mitglied
des Zirkels mehr wach um diese Zeit..."Das müssen Gästezimmer
sein..." dachte der Barde sich und verabschiedete sich von Ponder
und legte sich schlafen, seine Fähe Lexa wie gewohnt an seinem
Fußende.
Am anderen Tag erwacht, spürte Igor Vectrex einen großen
Hunger, schon vor der gestrigen, riskanten Aktion hatte er lang nichts
mehr gegessen. Der Barde kleidete sich schnell an und verließ
das Zimmer, sein Tier ließ er erst mal alleine zurück. Er
klopfte an Ponders Zimmer, der auch bereits wach war, es schien ihm
ähnlich zu gehen, deswegen kam er direkt mit. Er dachte an den
Dämon von gestern und prompt stand dieser auch wieder vor ihm,
oder war das ein anderer? Dieser hatte irgendwie größere
Schwingen, die ihn in der Luft hielten. "Wo kann ich hier was zu
essen bekommen?", fragte er den Dämon, der einen grunzenden
Laut von sich gab aber nicht in seinem Geist wie seltsam. Ihn würde
es nicht wundern wenn diese Geschöpfe auch reden könnten,
wie die beiden Spaßvögel am Eingang des Kastells.
Der Dämon führte sie zu einem Gang in dem es bereits gut duftete...
"Hier das Refektorium" sprach der Dämon geistlich zu
ihm und diesmal schaffte er es den Schmerz gut zu verdrängen, der
Flattermann war so schnell verschwunden wie er erschienen war, nur ein
seltsamer Nebel war kurz zu sehen, als Igor Vectrex plötzlich von
der Seite beinahe angerempelt wurde. Es schien auch ein Zirkelmitglied
zu sein denn er trug die gleiche Robe, wie die beiden Schwarzmagier
die er im Kerker von Khorinis gesehen hatte...er wunderte sich dann
ein wenig dass sich die Nachricht noch nicht herumgesprochen hatte oder
dieser Magier hat einfach nichts davon mitbekommen..."Ich grüße
euch, Magier und verzeiht, wenn ich im Weg gestanden habe, ich habe
eine durchaus wichtige Nachricht für Euren Zirkel". Der Barde
erzählte dem Magier was in Khorinis vorgefallen war und zeigte
ihm die Rune, die er als Beweis bekommen hatte..."Seraphin, so
sagte mir der junge Magier solle so schnell wie möglich davon Bescheid
kriegen aber das sagte ich einem Dämonen auch schon...und zu Eurer
Frage ob ich euch beitreten möchte, erlaubt mir bitte dies einige
Tage zu überdenken, ich habe mit mir selbst erst mal einige Dinge
zu klären. Der Aufstieg hierauf war sehr schwierig und ich würde
es begrüßen einige Tage hier verbringen zu dürfen"
sagte Igor Vectrex in einem leicht unterwürfigem Ton, denn er wusste
ja nicht welchen Rang diese Person im Zirkel trug und gab sich also
von seiner höflichsten Seite, als ein weiterer Magier dazukam der
den für ihn Fremden mit Ceron begrüßte. "Seid auch
ihr mir gegrüßt, verzeiht ich habe mich noch nicht vorgestellt,
mein Name ist Igor Vectrex" sagte er zu beiden gewandt. Und auch
dem neu dazugekommenen erzählte der Barde in knappen Worten was
passiert war...ein lautes Magenknurren unterbrach den kurzen Moment
der Stille danach "Verzeiht ich möchte nicht unhöflich
erscheinen, aber ist das dort das Refektorium?" Igor Vectrex deutete
auf den Raum hinter ihnen, aus dem die Essengerüche drangen, die
seinen Appetit ansteigen ließen...
Seraphin
eraphins
Kopf schmerzte als ob ein junger Barde im feinsten Stimmbruch darin
wütete. Den Dämon schien das aber nicht sonderlich zu kratzen.
Flapp. Flapp. Wenigstens strich ein wenig kühle Luft über
sein Gesicht und erfrischte ihn notdürftig. Allerdings ein sehr
geringer Preis für die erlittenen Qualen unter der grausamen Stimme
der Dämonen.
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"Jemand will mich sprechen, sagst du? Im Refektorium? Ein Bürger?",
entgegnete der Schwarzmagier etwas verwundert.
Ja, Sterblicher.
Und damit verschwand der Geflügelte wieder und wandelte auf unsichtbaren
Pfaden weiter. Wäre ja auch zu schön gewesen wenn er ihm armen
"Sterblichen" mal ein paar mehr Informationen gegeben hätte.
Seraphin seufzte nur und hörte dann auf einmal ein halblautes Knurren
aus seiner Magengegend aufsteigen. Und das dazugehörige Hungergefühl
ließ nicht lange auf sich warten. Genauer genommen hatte es sich
schon eine ganze Weile als bohrender Störfaktor in seinem Hinterkopf
versteckt und bewegte ihn nun endgültig dazu, sich im Refektorium
mal wieder eine Stärkung abzuholen. Mit einem leichten Widerwillen
kehrte er dem wunderschön blühenden Innenhof seinen Rücken
zu und schritt langsam über den Rasen ich Richtung Arkadengänge.
Doch Seraphin kam nicht weit. Auf halbem Wege begegnete ihm ein anderer
Magier und einen Moment stutzte er, bevor sein Gegenüber endlich
klar erkenntlich für ihn wurde. Es war Ceron, der ihn schon damals
auf ihrem gemeinsamen Abenteuer mit Hilias dem Waffenknecht begleitet
hatte. Allerdings war er zu der Zeit noch Magier im Kastell gewesen.
Umso mehr freute es Seraphin ihn jetzt in dem edlen Tuch eines vollwertigen
Schwarzmagiers zu sehen. "Hallo Ceron, wunderschöner Tag heute,
oder nicht? Und ich sehe schon, mit deiner neuen Robe solltest du ihn
noch mehr genießen können", sagte Seraphin und gab dem
frischgebackenen Schwarzmagier einen freundlich Klaps auf die Schulter.
Ceron schien allerdings nicht ganz so begeistert zu sein, trotzdem murmelte
er ein hastiges Dankeschön dahin. Offensichtlich lag ihm etwas
anderes auf dem Herzen, während er zu sprechen ansetzte. "Dankeschön,
Seraphin. Du hast Recht, es ist ein schöner Tag und ich freue mich
sehr, in der Gunst Beliars gestiegen zu sein. Allerdings gibt es etwas,
was mir zu denken gibt. Und ich glaube dir mindestens genauso, wenn
nicht mehr", entgegnete Ceron mit ernstem Blick. Irgendwo in Seraphins
Innerstem begann plötzlich eine kleine Alarmglocke zu läuten
während er den Schwarzmagier fragend anstarrte. "Was ist denn
los
?" erwiderte er leicht verdutzt. Ceron seufzte noch einmal,
dann setzte er zu einer Antwort an. "Nun, heute sind zwei Bürger
ins Kastell gekommen. Und der eine
hatte ziemlich schockierende
Neuigkeiten." Seraphins Blick wurde noch eine Spur fragender. "Rhodgar
und Renata sitzen im Gefängnis von Khorinis." Einen Moment
stoppte Ceron und beobachtete Seraphin, während dieser ungläubig
nach Luft rang.
"Du hast richtig gehört, der Bürger, er nannte sich Igor
Vectrex, meinte, das Rhodgar ihn zu uns geschickt hätte als er
ihm seine Hilfe anbot. Er hat sich sofort auf den Weg ins Kastell gemacht
um uns die Nachricht zu überbringen. Und ich glaube wir sollten
uns etwas einfallen lassen. Die Garde fackelt nicht lange, besonders
bei Schwarzmagiern
" schloss Ceron. Seraphin starrte ihn nur
vollkommen überrumpelt an. Rhodgar und Renata im Gefängnis?
Er konnte sich kaum vorstellen das seine beiden besten Freunde irgendetwas
Unrechtes tun würden, unter keinen Umständen! Allerdings waren
Schwarzmagier in der Stadt noch nie gerne gesehen und somit leichter
in Verruf zu bringen. Ein letztes Mal schaute er Ceron an um sich zu
vergewissern dass das Ganze nicht ein schlechter Scherz war, aber die
Augen seines Gegenübers blickten ernst und ein bisschen besorgt
drein.
Nein, es war kein Scherz. Und mit dieser Tatsache gestand er sich ein,
dass die Lage für seine Freunde äußerst brenzlig war.
Mit einem Ruck drehte Seraphin sich um und rannte Richtung Refektorium,
ohne auch nur eine Sekunde darauf zu achten ob Ceron ihm folgte oder
nicht. Sie hatten keine Zeit zu verlieren, jede Sekunde konnte in Khorinis
über Rhodgar und Renatas Schicksal entschieden werden und das war
in solchen Fällen meistens aus Holz erbaut und mit einer netten
Schlaufe aus gesponnenem Hanf versehen. Der Dämon musste von diesem
Igor Vectrex geschickt worden sein. Mit schnellen Schritten und wehendem
Mantel bog Seraphin um die letzte Ecke und blieb keuchend im Refektorium
stehen. Sein Hunger war förmlich "gegessen" während
er sich suchend nach diesem Bürger umsah und Cerons Schritte hinter
sich stoppen hörte
Igor Vectrex
"Die
beste Nacht seit langem, Ray" sagte Igor Vectrex zu ihm..."und
danke nochmals für die schönen Zimmer". Er sah ihm zu
wie er ein seltsam riechendes Getränk hinunterkippte um gleich
darauf ein ganzes Glas Wasser hinterher schüttete, nachdem er ein
wenig geflucht hatte.
Da fiel dem Barden ein, dass er ja noch die Rune des Magiers hatte,
der in Khorinis sein Dasein nun in einer ekligen, maroden Minizelle
fristete, selbstverständlich wollte er sie nicht behalten und gab
sie Ray. "Wenn Ihr den Magier trefft, dem diese Rune gehört
sagt ihm sie hat ihren Zweck bestens erfüllt!" Da ihn das
Schicksal der beiden Magier auch irgendwie nah ging fragte er Ray: "Was
gedenkt der Zirkel nun zu tun? Immerhin sitzen Eure Mitglieder unschuldig
hinter Gittern"...kaum hatte er seine Frage ausgesprochen platzte
ein weiterer Magier mit sehr besorgtem Gesicht ins Refektorium, dahinter
erschien Ceron. "Seid Ihr Seraphin?" Igor Vectrex vermutete
es, da er gestern ja dem Dämon schon Bescheid gegeben hatte "...Ihr
müsst unbedingt etwas erfahren, zwei Mitglieder Eures Zirkels sind
in ernsthafter Gefahr...durch eine Intrige eines alten Händlers
sind die beiden ein junger Magier und eine etwas älter wirkende
Magierin wegen Diebstahls an dem Händler verhaftet worden...ein
sehr ranghoher Paladin hatte sie abgeführt...ich konnte es von
der Herberge genau beobachten wie der Händler dem Magier etwas
zusteckte, als er sehr beschäftigt war...Ihr seht, ein abgekartetes
Spiel von diesem ignoranten Lump...ich befürchte die Exekution
wird sehr bald entschieden sein, so wie der Paladin grinste und direkt
zum Kommandanten gerannt ist...Ihr müsst schnellstens etwas unternehmen
wenn Ihr sie noch retten wollt..." Der Barde machte erst mal eine
kurze Atempause, er hatte drauflos geplappert ohne nachzudenken und
das recht schnell obwohl er gar nicht wusste wer da nun vor ihm stand.
Trotzdem fuhr er fort, denn der Magier hörte gespannt zu, aber
diesmal etwas gefasster "Nun, mein eigenes Schicksal ist eng mit
Beliar verknüpft also wagte ich mich in einer ungesehenen Minute
in die Kerkerräume um Näheres herauszufinden und meine Hilfe
anzubieten, denn ich glaube nicht an die Geschichten, die man sich über
Euren Zirkel so erzählt, aber das ist jetzt nicht wichtig...der
junge Magier gab mir diese Rune als Beweis mit...und ich machte mich
so schnell wie ich konnte auf dem Weg hierher...nun, jetzt wisst Ihr
alles! Ich hoffe dass mein Weg nicht umsonst war...sagt mir wenn ich
noch weiter dienlich sein kann..."
Ray
"Natürlich
möchte ich helfen!" rief Ray aus. "Rhodgar und Renata
bezeichne auch ich bereits als Freunde. Die ganze Nacht war ich schlaflos.
Ich werde helfen!"
Ray bemerkte nun auch den Magus, der mit Ceron ins Refektorium gekommen
war. Das war Seraphin, Ray kannte ihn schon vom Sehen. "Ich nehme
an, Ihr seid Seraphin. Ich habe schon von euch gehört." wandte
er sich nun an diesen. "Wie plant Ihr, diese Rettungsaktion durchzuführen,
denn es ist sicher nicht leicht, zwei Schwarzmagier der Miliz vor den
Augen wegzuschnappen."
"Rhodgar hat mir bereist von euch erzählt Ray. Freut mich,
euch endlich richtig kennen zu lernen."
"Da fällt mir ein: Igor Vectrex hier gab mir diese Rune von
Rhodgar. Sie diente als eine Art Botenamulett. Ihr kennt Rhodgar anscheinend
besser als ich, also gebt Ihr sie ihm nur. Sie ist bei euch besser aufgehoben
als bei einem Lehrling. Immerhin ist das ganze kein ungefährliches
Unterfangen. Bei euch könnte die Rune eher überleben."
warf Ray ein. Ein wenig Schwarzmalerei konnte er sich nicht verkneifen.
Seraphin nahm die Rune entgegen und schob sie in eine seiner Umhangtaschen.
Dann setzte er eine ruhige, kühle Miene auf und erläuterte
seinen Plan.
Seraphin
Seraphin
steckte die Rune ein und ließ seinen Blick einmal in die Runde
fahren. Es sah ganz so aus als ob er drei Mitstreiter für diese
Aktion gefunden hatte und er war froh über jeden einzelnen von
ihnen. Der Schwarzmagier konnte jede Hilfe brauchen um seine Freunde
aus den Fängen der Miliz zu befreien. Denn offen gesagt hatte er
im Moment noch keinen blassen Schimmer wie er zwei Schwarzmagier aus
dem Herz der khorinischen Streitkräfte befreien sollte. Aber darum
ging es nicht. Er würde es tun, so oder so. Schließlich waren
die beiden für ihn seit seiner Zeit im Zirkel zu den wichtigsten
Personen geworden und laut der Aussage von Igor Vectrex schien das ganze
ja eh eine böse Täuschung des Händlers zu sein. Und Seraphin
hatte keinen Moment an ihrer Unschuld gezweifelt. Doch die Garde würde
das anders sehen.
Einen Moment stellte er es sich vor was passieren würde wenn ein
dritter Schwarzmagier käme um die Unschuld der zwei anderen inhaftierten
zu beteuern. Die Ritter würden nicht lange fackeln und zur Not
eben die Zelle ein bisschen größer machen, so dass es für
alle drei langte. Nein, ihm würden sie keinen Glauben schenken.
Seraphin seufzte. Wie sollte er mit vier Männern die Kaserne stürmen?
Die Antwort war einfach, nämlich gar nicht. Und das hatte er auch
nie vorgehabt, schließlich wäre es blanker Wahnsinn und davon
mal ganz abgesehen wollte er kein Blutbad anrichten. Davon hatte er
seit seiner Begegnung mit Hilias wirklich genug gesehen. Nein, eine
Ablenkung musste her. Irgendwie mussten sie die Gardler dazu bringen,
ihre Zellen zum größten Teil unbeaufsichtigt zu lassen. Und
langsam reifte ein Gedanke in ihm heran. Ray, Ceron und Deadreamer schauten
ihn währenddessen nur fragend an. Schließlich hatte Seraphin
einen Entschluss gefasst, die Idee war zwar ziemlich abenteuerlich aber
sie hatten keine andere Wahl.
Auf seinen geistigen Befehl materialisierte sich einer der Dämonen
vor seinem Körper und die Stimme des Geflügelten hallte Laut
in seinem Kopf wieder. Was wünscht ihr? kreischte es gegen seine
Schädeldecke. "Suche die Hüterin auf und berichte ihr,
dass zwei Mitglieder unseres Zirkels in großer Gefahr schweben.
Und sage ihr auch, dass ich ihre Hilfe brauche bei der Rettung. Und
zwar möchte ich sie bitten, mir ein oder zwei ihrer Beschwörungszauber
auf Pergament zu überlassen, sofern es in ihrem Sinne ist. Das
hoffe ich allerdings, denn ohne sie wird es sehr schwierig unsere Zirkelfreunde
retten zu können. Sag ihr die Lage ist wirklich ernst und ich würde
sie auch sonst nicht einfach so darum bitten, nicht wenn es mir nicht
wirklich wichtig wäre." entgegnete Seraphin und der Dämon
verschwand wieder. Hoffentlich würde er sich beeilen. Dann drehte
er sich zu den Anderen um.
"Nun, als erstes möchte ich einmal Igor Vectrex danken, zum
einen dafür dass er Rhodgar geholfen hat und auch dafür, das
er jetzt seine Unterstützung anbietet. Denn ich glaube das wird
nicht leicht werden. Außerdem freue ich mich über Ray's und
Ceron's Unterstützung." Er stoppte einen Moment und sah aufmerksam
in die Runde. "Um ehrlich zu sein, mir scheint das Ganze schon
fast unmöglich, aber eben nur fast. Auf jeden Fall wird das ein
enormes Risiko werden, dass ich allerdings in jedem Fall eingehe um
Rhodgar und Rena zu helfen. Ich würde es trotzdem verstehen und
euch auch nicht nachtragen wenn ihr diese Gefahr nicht auf euch nehmen
wollt." Seraphin unterbrach sich wieder und schaute in die Runde,
suchte nach Reaktionen und wartete auf eine Absage. Erleichtert stellte
er fest dass keine zu kommen schien. Um so besser.
"Um ehrlich zu sein habe ich keinen genauen Plan, wie ich die beiden
da raus holen will. Die Kaserne ist viel zu gut bewacht als das man
dort einfach hineinmarschieren kann. Sollte ich es allerdings erst mal
ungesehen bis zu den Zellen geschafft haben, wäre es kein Problem
für mich das Schloss zu öffnen. Doch ungesehen dort hineinzugelangen
ist verdammt schwer. Und dafür brauche ich eure Hilfe. Irgendwie
müsst ihr die Milizen lange genug ablenken, damit ich ausreichend
Zeit habe um die Zellentüren zu öffnen. Was die Ablenkung
angeht habe ich bereits eine Idee, allerdings wäre ich dafür
das wir uns zunächst vor Ort ein Bild von der Situation machen,
herausfinden wie viel Zeit uns noch bleibt und dann einen genauen Plan
festlegen." Seraphin holte tief Luft und ließ Ray, Ceron
und Igor Vectrex seine Worte erst mal verarbeiten.
Doch plötzlich hörte er das Flappen gewaltiger Flügel
hinter sich und kurze Zeit später war wieder der pubertäre
Barde im vorangeschrittenem Stimmbruch und mit miserablem Gesangstalent
in seinem Kopf zu hören. Hier, Sterblicher. Der Dämon reichte
ihm zwei Pergamentrollen. Die Hüterin lässt euch ausrichten,
dass ihr vorsichtig mit dieser neuen Macht umgehen sollt, welche ihr
jetzt in den Händen haltet. Aber sie hofft für euch und eure
Freunde, das ihr erfolgreich sein werdet und nicht vorzeitig in Beliars
Reich einkehrt. Damit schloss der Dämon und verschwand wieder in
seiner ursprünglichen Unsichtbarkeit. Einen Moment drehte Seraphin
die beiden Spruchrollen in seinen Händen und entzifferte zufrieden
die Lettern und das Wort "Golum" in den Formeln. Zwei Golems
also. Ehrfürchtig steckte er die Pergamente unter seinen Mantel
und dankte Meditate im Stillen für ihr Vertrauen. Dann wandte er
sich wieder um.
"Nun, es ist eure Entscheidung. Ich bin dankbar für jede Hilfe
doch werde ich auf keinen Fall länger warten." entgegnete
er und wartete gespannt auf die Reaktionen der Anderen
Seraphin
Der
Lärm um ihn herum schwoll schlagartig an, aber zum Glück begannen
mittlerweile die ersten Händler damit ihre Karren abzubauen und
der Marktplatz lichtete sich. Allerdings hatte Seraphin sowieso nicht
vor hier lange zu verweilen sondern hielt geradewegs auf die Stufen
zur Kaserne zu. Auf dem Weg nach oben schlenderte ein junges Mädchen
an ihm vorbei, scheinbar vollkommen mit dem frischen Apfel in ihren
kleinen Händen beschäftigt. Einen Moment starrte Seraphin
ihr nach, ohne selber zu wissen warum eigentlich. Dann riss er sich
zusammen und ging weiter. Schließlich war er oben angelangt und
schaute sich fast ein bisschen nervös um, obwohl hier für
ihn noch keine Gefahr bestand. Angespannt stieg er nach kurzem Zögern
die steinerne Treppe hinauf, folgte ihrem Lauf und gelangte schließlich
bis oben an die Zinnen. Links und Rechts von ihm verlief der gepflasterte
Wehrgang an dem rechteckigen Hauptgebäude entlang. Von hier konnte
er durch einen der Durchgänge in den Innenhof spähen und ein
paar Milizen erkennen, die im Schein der untergehenden Sonne ihre Waffenübungen
vollzogen. Auf den Wehrgängen patrouillierten einige rotgerüstete
Gestalten deren Schatten im Schein des letzten Tageslichts immer länger
wurden. Überall hockten irgendwelche Milizen oder betraten und
verließen die Kaserne. Seraphins Herz schlug ihm langsam bis zum
Hals.
Als Ex-Häftling aus der Barriere hier reinspazieren
was bei
Beliar reitet dich gerade
Die Blicke, die ihm zugeworfen wurden schienen immer misstrauischer
zu werden je weiter er in den Innenhof hineinschritt und schließlich
passierte es.
"HALT! Wer bist du? Und was suchst du hier, Bürger?",
donnerte es zwischen die steinernen Wände und ein etwas älterer,
aber scheinbar ranghöhere Gardler baute sich vor ihm auf. Seraphin
hatte plötzlich das Gefühl alle um ihn herum würden ihn
anstarren. "Mein Name ist Seraphin, ich möchte zu Lord André."
Antwortete er ruhig.
(Fortsetzung Seite 16)
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