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Gefangenenbefreiung
gepostet zwischen 30.04. und 10.05.2004
   
Sir Iwein

r hätte es wissen müssen. Nicht einmal jetzt war ihm Ruhe vergönnt. Es war ihm nicht vergönnt, diesem wohlklingenden Lautenspiel und der zugehörigen Stimme des Barden zu lauschen. Stattdessen kamen gleich drei Milizen auf einmal angehastet und berichteten dem Hauptmann aufgeregt von ihrem Wehwehchen. Milof, Dragen und Bruns waren es wieder einmal, diese unfähigen Büttel. Konnte ja nichts Ernstes sein. Die machten aus jeder Mücke einen Elefanten. Waren zwar kräftig, doch im Hirn hatten sie kaum etwas, außer vielleicht dieser Dragen.
Bei ihren Worten jedoch hörte der Hauptmann auf und stellte sogar sein Bier auf einer Mauerzinne ab.
"Schwarzmagier, sagt ihr?", fragte er verwundert und sah die Soldaten durchdringend an.
Die drei nickten eifrig. "Da drüben, an der Kasernenmauer überm Galgenplatz, Herr Hauptmann", meinte Milof erregt. "Die haben einen ehrenwerten Händler bestohlen und sind höchstwahrscheinlich der bösen Magie mächtig." Wie um die Worte ihres Kameraden zu bekräftigen, nickten die beiden anderen abermals.
Iwein überlegte kurz, dann schritt er entschlossen los. Wehe ihnen, wenn sie wieder einmal Stuss erzählt hatten. Doch, wenn wahrlich Schwarzmagier in der Stadt waren, denen würde er es zeigen, bei Innos. Dieses Gesindel schaffte es doch immer wieder.
Der Gesang des Barden, obwohl jetzt lauter, interessierte den Ritter nicht mehr, er war angespannt aufs Äußerste. Die drei Milizen deuten aus einiger Entfernung auf die beiden Gestalten. Ein Mann und eine Frau, soweit Iwein es erkennen konnte - wie der Händler auch schon ausgesagt hatte. Mit einem Wink bedeutete der Hauptmann den Milizen, ihm zu folgen.
"Lasst nicht zu, dass sie ihre Magie wirken, denn dann ist alles aus", warnte er sie leise.
Im Moment noch saßen die beiden nichtsahnend auf der Mauer (unfassbar, auf Iweins Mauer), ließen die Beine hinunterbaumeln und diskutierten - sicher über irgendwelche dunklen Lehren und Machenschaften. Die eine war so offensichtlich eine Hexe, das verriet schon ihr beinahe ganz weißes, langes Haar. Beide waren sie in lange, dunkle Gewänder gekleidet. Genau jene Roben, die so typisch für die Kastellbewohner waren, die irgendwo im hohen Norden von Khorinis hausen sollten, um dort ihren dunklen Ritualen zu frönen.
Mit gezogenen Schwertern, aber dennoch mit einiger Vorsicht, näherten sich die vier Krieger dem merkwürdigen Paar. Als sie es umstellt hatten, sodass sie nur noch die Mauerzinnen im Rücken hatten, erhob Iwein die Stimme.
"Keine Bewegung, Schwarzmagier, Ihr seid enttarnt", sprach er scharf, doch mit einem unbehaglichen Unterton in der Stimme. Die beiden waren ihm nach wie vor nicht geheuer. "Ihr werdet des Diebstahls bezichtigt. Leert Eure Taschen, auf der Stelle! Und keine faulen Tricks, lasst Eure Runen stecken, oder wir müssen unsere Waffen einsetzen!"
Der Hauptmann wusste genau, was dem Händler gestohlen worden war, seine Milizen hatten es ihm haarklein unterbreitet. Sollte sich der Beutel mit dieser Einkaufsliste bei ihnen finden, würden sie bereuen, sich hier blicken gelassen zu haben...

Rhodgar

"ö?"
Gerade erneut in eine innige Diskussion über die Vor- und Nachteile einer Kreatur wie dem Zombie verwickelt, sah Rhodgar jetzt beiläufig den vier Männern entgegen, die da so auf sie zugeschritten kamen. Was war das? Diebstahl? Der Schwarzmagier wusste nicht, was er tun sollte. Aus der Haut fahren oder sich ganz und gar einem Lachkrampf hingeben? Er war unentschlossen, und so kam es, dass er vorerst einmal nichts machte, während er innerlich abwog, was denn die geeignetste Reaktion in dieser Situation wäre. Denn seitdem er Bekanntschaft mit dem Lama gemacht hatte, war ihm klar geworden, dass nicht alle Gardler saufende Döspaddel sein mussten, und das einigen von ihnen durchaus ein wenig Respekt gebührenden konnte, unter Umständen.
"Du, sag mal Rena, was wollen die von uns?"
Auch hier konnte seine Mitmagierin nur mit den Schultern zucken. Fragend richtete Rhodgar nun das Wort an jenen, der eben noch so tollkühn gesprochen hatte.
"Sagt mir, guter Mann, warum werden wir des Diebstahls angeklagt? Ich meine, wisst ihr überhaupt wen ihr hier vor euch habt? Entweder muss es wirklich was wichtiges sein, oder ihr seid einfach nur geisteskrank, so mit uns zu sprechen."
Bei den letzten Worten versuchte er ein wirklich teuflisches Grinsen aufzusetzen, doch dieser Versuch scheiterte. Stattdessen hatte er sich nun entschieden, und nicht ein diabolisches, sondern ein wirklich durchaus belustigtes Grinsen stand ihm nun ins Gesicht geschrieben.

Sir Iwein

wein stutzte kurz. Der wagte es, ihn schief anzugrinsen? Was ließ diesen Kerl angesichts vier Schwertern so gelassen bleiben? Die Mine des Ritters verriet plötzlich Unentschlossenheit und Verwirrung. Die eben noch so harten Züge des Kriegers begannen weich zu werden. Auch seine drei Milizen wussten nicht recht, was zu tun war. Dann aber durchfuhr den Hauptmann ein Geistesblitz, und er richtete sein Schwert auf den Hexer. Geisteskrank, sagte der Kerl? Ha!
"Sie versuchen, unsere Gedanken zu vernebeln, Männer. Bleibt standhaft, lasst euch nicht irreführen!", flüsterte er seinen Kumpanen aus dem Mundwinkel zu, doch sicher hatten die beiden Schwarzmagier es gehört.
"Schweigt!", rief er dann drohend und richtete sein Schwert noch bestimmter auf den Fremden, ging jedoch mit dem Körper noch ein wenig mehr auf Distanz. "Leert Eure Taschen! Ihr habt einen ehrenwerten Händler am Marktplatz bestohlen und er hat euch auch noch dabei gesehen. Wenn Ihr unschuldig seid, woran ich zweifle, so könnt Ihr dies ganz einfach beweisen, indem Ihr jetzt Eure Taschen leert. Wenn Ihr das nicht sofort tut, werden wir euch niederstrecken, bei Innos!"
Iweins Stimme überschlug sich vor Erregtheit, während er wild mit seinem Schwert drohte. Diese Magier trieben ihr Spiel mit ihm. Obwohl sie so eindeutig im Nachteil waren, fühlte der Ritter sich bedroht und unsicher. Er fürchtete jeden Augenblick, dass die beiden etwas Unerwartetes tun würden.

Renata

as war eine groteske Situation: die beiden Schwarzmagier, die beinebaumelnd auf dem Mäuerchen saßen, umringt von bewaffneten Milizsoldaten und konfrontiert mit einem unhaltbaren Vorwurf. Lachhaft das Ganze.
Mit dieser an den Haaren herbeigezogenen Anklage des Offiziers, einen Händler bestohlen zu haben, konnte doch nur sie gemeint sein, glaubte Renata. Rhodgar hatte ihres Wissens den Markt gar nicht betreten. Sollte sich die Milizionäre doch den Inhalt ihrer Taschen vorzeigen lassen - dann war der Spuk schnell vorbei. Über den Vorwurf selbst und die Art, wie er vorgebracht wurde, konnte man sich danach ja immer noch unterhalten. Hauptsache, die etwas nervösen Soldaten machten keine Dummheiten...
Ihrer Sache sehr sicher leerte die Magierin die Taschen ihrer Robe und hielt die wenigen Stücke auf der Handfläche der ausgestreckten Hand dem Offizier eher scherzhaft zur Begutachtung hin - ganz langsam, um ja nicht missverstanden zu werden: "Hier, Runensteine und ein paar wenige Goldmünzen. Was davon soll ich Eurer Meinung nach gestohlen haben.?" Man hätte glauben können, sie hätte den Teufel selbst auf ihrer Hand dargeboten, so wie die Männer zurück wichen.

Sir Iwein

wein und die Milizen schreckten zurück. "Schon gut, steckt das weg!", rief er erschaudernd und machte mit seinen Fingern ein Kreuz. Was die beiden mit diesen Runen anzufangen vermochten, wollte er gar nicht wissen. "Innos steh mir bei..." Obwohl sich weder der Beutel noch die Liste bei der Frau gefunden hatten, war der Ritter noch immer von der Schuld der Schwarzmagier überzeugt. Vielleicht hatten sie die Dinge ja auch einfach nur ... weggezaubert, genau. Durchsuchen lassen wollte der Hauptmann sie nicht, das schien ihm zu gefährlich.
"Jetzt Ihr!", drängte er und nickte dem Fremden heftig zu. Verdammt, was sollte er tun, wenn auch der nichts besaß? Ach was, dann sperrte er sie einfach wegen Leugnung der Macht Innos' sowie Amtsanmaßung bei einem seiner Diener ein. Sofort wurde der Hauptmann seiner Sache wieder sicher und warf dem Dämonenbeschwörer einen gehässigen, von tiefer Abscheu gezeichneten Blick zu. "Macht schon."

Rhodgar

atürlich, Rena hatte nichts weiter vorzuweisen als die Dinge, mit denen diese Gardler nicht das geringste anfangen konnten, sie sogar fürchtete. Es hatte den Schwarzmagier im Ernst große Anstrengung gekostet, ein lautes Herausplatzen zu unterdrücken, als er auf das verzerrte Gesicht des Innoslers geblickt hatte. Wie hatte es der Gehängte vor so langer Zeit doch noch mal ausgedrückt? Für diese Gesichter solltet ihr Zirkusaffen Eintritt verlangen. Passte ja genau, hihi.
So, nun war er an der Reihe. Zuerst gewährte er den Soldaten ein paar kurze Blicke auf seine Runen, die wie immer am rechten Platz an seinem Gürtel befestigt waren. Er wollte diesen Mann ja nicht nochmals der Gefahr des Herzanfalls aussetzen, in dem er ihm seine Runensteine unter die Nase hielt. Beiläufig griff Rhodgar dann in seine Robentaschen, in Erwartung, dort nichts finden zu können. Normalerweise trug er nichts in diesen Behältnissen mit sich herum, und er konnte sich auch nicht erinnern, diese Gepflogenheit vor ihrem Aufbruch gebrochen zu haben.
Aber warum bei Beliar konnte er dann in einer der Taschen einen kleinen Lederbeutel ertasten? Verdammt, das war es, wonach die Soldaten suchten. Danach zu fragen, wie dieses Ding zu ihm gekommen war, dafür blieb jetzt keine Zeit. Er musste Zeit gewinnen.
"Wartet, das ist meine magische Tasche, sie ist nahezu unendlich tief, da haben sich schon so manche Schätze drin verkrochen. Momentchen noch." Er log quasi das getrübte Blau des Himmels von selbigen herunter.
Doch es war aussichtslos. Er war niemand, der binnen Sekunden etwas verschwinden lassen konnte, weder durch geschickte Bewegungen noch durch eine Form der Magie. Wäre aber verdammt praktisch, so ein Unsichtbarkeitszauber, gerade jetzt.
"Wartet, wartet... aaah ja, hier haben wir doch was."
Als würde er den Beutel aus Untiefen heraus zerren, holte er ihn hervor.
"Das ist alles was ich bei mir hab. Und dabei gehört es mir nicht mal. Komisch, wie kann das denn nur in meine Tasche gewandert sein? Hast du eine Ahnung, Rena?"
Gespielt fragend schaute er seine Freundin an, doch sie erwiderte seinen Blick nur mit einem stummen Schütteln des Kopfes. Die Situation war viel zu ernst, um jetzt Späße zu treiben.

Sir Iwein

ie ein Schießhund passte Iwein auf, während der Schwarzmagier Anstalten machte, umständlich in seiner Tasche herumzukramen. Die Knöchel des Ritters standen weiß hervor, so fest umklammerte er sein Schwert, bereit, sofort zu reagieren, sollte sein Gegenüber etwas Dummes wagen. Dann endlich brachte der Fremde einen Beutel zum Vorschein. Es klimperte ein wenig, als er ihn emporhob. Ah, Gold! Der Hauptmann lächelte siegessicher.
"Gebt das her!", sprach er barsch und grapschte rasch mit seiner linken Hand nach dem Beutel. Sein Schwert ließ er zurück in die Scheide gleiten. Dann wühlte er fieberhaft in dem Beutel herum. Einige Goldstücke waren darin, nicht viele, dennoch eine nicht unbedeutende Menge Geld in diesen Tagen - der Zorn und die Aufregung des Händlers war nur allzu verständlich. Und dann entdeckte Iwein auch das Beweismittel. "In der Tat, äußerst komisch, nicht wahr, mein Herr? Wie gelangt das nur in Euren Besitz?", säuselte er mit gespielter Verwunderung, während er triumphierend die Liste zum Vorschein brachte. Wie erwartet, waren einige Lebensmittel darauf verzeichnet, Brot, Wurst, Äpfel - ein Einkaufszettel des Händlers also. Er hielt die Liste dem Schwarzmagier unter die Nase.
"Ich werde es euch sagen. Jener unschuldige Händler befand sich gerade am Marktplatz und hatte vor, noch einige Einkäufe für sich und seine Familie bei den anderen Verkäufern zu tätigen. Als er dann jedoch bezahlen wollte, musste er feststellen, dass sein Geldbeutel einfach verschwunden war, mitsamt seiner Einkaufsliste darin. Dann jedoch erinnerte er sich an diese merkwürdigen Kunden, die vorhin an seinen Stand gekommen war. Die eine hatte ihn abgelenkt, während der andere sich seiner Geldbörse bemächtigt haben musste. Er rief die Miliz, und wir fackelten nicht lange und stellten die Langfinger. Ende der Geschichte."
So viel Genugtuung bereitete Iwein diese Geschichte, dass er gar keinen Hehl daraus machte. Angst und Unentschlossenheit, die er zuvor noch verspürt hatte, waren wie weggeblasen. Seine Stimme wurde wieder streng. "Ihr seid wegen Diebstahls verhaftet, alle beide. - Milof, Dragen, Bruns! Bindet ihnen die Hände! Habt Ihr noch etwas zu sagen, ehe Ihr in den Kerker wandert?"

Renata

ass irgend etwas nicht in Ordnung war, drängte sich Renata schon auf, als Rhodgar so theatralisch in der Robentasche herumfuhrwerkte. Wie schwerwiegend dies war, wurde klar, als er den kleinen Lederbeutel aus der Tasche zog. Zwar lächelte er noch, aber nur noch mit den Lippen, die Augen sahen ernst zu ihr hinüber. Sie hatte begriffen: das war es also - die wohl älteste Finte der Welt, ein untergeschobener Diebstahl.
Rhodgar ließ das Beutelchen an dessen Schnur baumeln. Mit "Hey, das ist doch mein Geldbeutel...", wollte die Magiern sich das Corpus Delicti greifen, "wie kommt der in Deine...." endete sie dann aber ziemlich lahm, als der Hauptmann ihr zuvorkam und den Beutel buchstäblich aus Rhodgars Hand und an sich riss. Das würde ihr sowieso niemand abnehmen. Sie wusste bereits, bevor der Hauptmann den Beutel öffnete, dass er die gesuchte Einkaufsliste darin finden würde.

  Verraten. Verraten und der Garde ausgeliefert. Von einem der Händler? Ihre Überlegungen, was der Hintergrund für diesen Verrat sein konnte, wurde von dem letzten Satz des Hauptmannes unterbrochen. "Wagt es nicht" fuhr sie den Mann an "denkt nicht mal daran, uns zu fesseln. Ihr seid so bl... blauäugig, dass Ihr Euch derart leicht hinters Licht führen lasst. Ihr habt kein Recht, uns wegen dieses lahmen Tricks festzunehmen oder gar zu fesseln. Und bei Beliar: tut nicht so herablassend. Also Hände weg." Das letzte ging in Richtung der drei Gardisten, die tatsächlich zurückzuckten.

Rhodgar

"ch kann mir schon vorstellen, wer das gewesen sein könnte. Dieser Händler humpelt nicht zufällig, und hat bereits das Greisalter erreicht?"
Natürlich, jetzt verstand er auch was der Alte mit "Ihr werdet das noch bereuen" gemeint hatte. Schlimm schlimm, er hatte sich von einem einfachen Bürger, einem besonders senilen noch dazu, foppen lassen.
"Ich für meinen Teil werde mit euch kommen. Doch triff diese Dame keine Schuld."
Fragende Blicke wurden ihm nun entgegen geworfen. Er richtete seine Augen auf Rena. Sie wollten sagen "Lass mich das machen".
"Ja, ich habe den Händler bestohlen, doch wider euren Anschuldigungen war ich dabei alleine. Es war mir ein Leichtes in seine Gedanken einzudringen. Ich werde mit euch kommen, allerdings, wie meine Freundin es schon so treffend formuliert hat, bleibt mir mit euren Stricken weg, oder ihr werdet es noch bereuen. Können wir dann?"

Sir Iwein

enigstens waren sie so schlau, dem Ritter ihre Ausreden zu sparen. Doch bei Iwein Gnade zu erbetteln war ebenso aussichtslos.
"Ich soll sie ziehen lassen? Damit sie demnächst mit einer ganzen Gruppe von Nekromanten hier aufkreuzt und euch zu befreien versucht, Chaos stiftet, die Stadt in Aufruhr versetzt? Nein, ich werde nicht zulassen, dass Euren Brüdern im Norden Nachricht von euch zukommt, so wahr ich hier vor euch stehe. Ihr beide seid schuldig, da helfen auch Eure verdrehten Geständnisse nicht weiter."
Dann zögerte Iwein kurz.
"Nun gut. Kommt freiwillig mit, und ich werde euch die Stricke ersparen. Seht das als Zeichen meines guten Willens für Eure verdorbenen Seelen, Ungläubige."
Die drei Milizen umringten die Schwarzgewandeten, und mit Iwein an der Spitze schritten sie schließlich ins Kasernengebäude. Als sie durch Andrés Bürozimmer kamen, meinte Iwein mit stolz geschwellter Brust: "Zwei Schwarzmagier gefangen genommen, Lord André. Sie haben einen Händler bestohlen."
Der Kommandant nickte zufrieden und sprach sein Lob aus. "Sperrt sie sogleich ein, Iwein. Und bringt dem Händler sein Geld wieder"
Iwein nickte und marschierte dann würdevoll, gefolgt von den Gefangenen und seinen Milizen, zum Zellentrakt.
Um letzte Fluchtmöglichkeiten zu verhindern, wollte er selbst Sorge dafür tragen, dass keiner der beiden so bald diesen Kerker wieder verlassen würde. Knarrend öffnete er eine der Zellentüren, die mit eisernen Gitterstäben gesichert waren.
"Angenehmen Aufenthalt. Vielleicht wird er ja kürzer als geplant, wenn Ihr mit uns kooperiert. Wenn Ihr uns irgendetwas über das Kastell zu sagen habt, nur raus damit. Und denkt gar nicht erst an einen Ausbruch, Ihr würdet es bereuen."
Mit verächtlicher Geste schloss Iwein die Gittertüren hinter den beiden. Wenn sie in getrennten Zellen saßen, wurde einer der beiden vielleicht mit der Zeit gesprächig. Klackend drehten sich die Schlösser.

Renata

ie Zelle war winzig. Rohes Mauerwerk und eine Tür mit eingelassenen Gitterstäben. An einer Wand eine Pritsche, in einer Ecke ein Eimer. Nachdem die Schritte des Hauptmannes und der Miliz verklungen waren, bekam der Eimer erst einmal einen Tritt, dass er scheppernd durch die Zelle flog. Was war nur dran an dieser Stadt, dass jeder Besuch hier anders endete, als er geplant war. Was mochte diesen Händler geritten haben, die beiden Schwarzmagier der Garde auszuliefern. Oder besser: Rhodgar der Garde auszuliefern, schien zumindest er doch zu wissen, wer dieser Intrigant war. Und jetzt saßen sie hier fest, jeder in einer Zelle, ohne Möglichkeit, Kontakt mit dem Kastell oder Freunden aufzunehmen.
"Kannst du mich hören?", rief sie durch die Gitteröffnung der Zellentür auf den Gang hinaus, nicht zu laut, um keine Wache herbeizurufen. Keine Antwort. "Rhodgar, hörst du mich?"

Igor Vectrex

estern war ein lausiger Tag gewesen, irgendwie hatte Igor Vectrex auch überhaupt keine Lust aufzustehen und er ging erst spät abends einmal auf den Marktplatz und kaufte sich ein paar Früchte. Auf dem Rückweg zur Herberge fielen ihm die beiden Schwarzmagier auf die an der Kasernentreppe gesessen haben, und es bot sich ihm ein ganz anderes Bild als das was die Bürger in Khorinis diesen Leuten anheften wollten. Sie schienen sich fröhlich und angeregt zu unterhalten, ja auch das ein oder andere Lächeln huschte über ihre Lippen. Er ging in die Herberge zurück, da er nicht wollte dass sie mitbekamen wie er sie beobachtet hat. Er konnte beim besten Willen nichts Unheimliches an den beiden Robenträgern entdecken, der Barde konnte durch eines der Fenster den Marktplatz und die Kaserne überblicken und sah wie sich ein Schatten von hinten an die Magier schlich, er humpelte ein wenig. Igor Vectrex erkannte den Mann, es war einer der Händler und dazu einer von der schlimmsten Sorte Händler, die er kannte. Der Barde konnte sehen dass er etwas in die Tasche des Magiers glitten ließ, der allerdings aufgrund der angeregten Unterhaltung nichts davon mitbekam, ein zufriedenes Grinsen trug der Mann im Gesicht als er sich davonmachte. Kurze Zeit darauf waren vier Leute der Garde auf die Magier zugegangen und nach einer kurzen Auseinandersetzung und Durchsuchung wurden beide abgeführt. "Was für ein linkes Spiel" dachte sich Igor Vectrex und fragte sich ob er den beiden nicht irgendwie helfen konnte. Er fasste den Entschluss sich am anderen Tag zu den Kerkern zu schleichen, irgendwas würde ihm schon einfallen um die Wache zu umgehen.
Am nächsten Tag beobachtete der Barde die Kaserne, indem er sich tarnend auf die Kasernenmauer setzte und mit seiner Flöte spielte.
Jetzt war ein guter Augenblick gekommen, er konnte genau sehen wie die Wache sich ein nicht erlaubtes Nickerchen gönnte und falls ihn doch jemand sieht könnte er ja sagen er spiele mit dem Gedanken sich der Garde anzuschließen. Zu seiner Sicherheit hatte er vorher mit seinem Freund Ponder ausgemacht, dass er doch ein bestimmtes Lied anspielen solle, wenn einer der Wachen in die Kaserne kommen würde. Ponder hatte ihn schon lange gesucht und wollte ihm mitteilen was er gesehen hatte, aber er wusste ja auch nicht dass der Barde selbst auch Augenzeuge war. So setzte er sich auf und ging durch den Torbogen, kurz vor der Wache verlangsamte er sein Tempo, linste so leise wie er konnte um die Tür zu seiner Linken. "Perfekt!, niemand zu sehen" und er huschte in den Raum. Dort angekommen wandte er sich weiter nach links und sah auch schon die Kerkerräume und die beiden Magier, ein jeder in einer anderen Zelle. Der Barde stellte sich vor eine der beiden Zellen und versuchte leise zu sprechen "Ich grüße euch, Magier...verzeiht ich habe mitbekommen was gestern passiert ist...dies ist ein abgekartetes Spiel gegen euch und ich wollte mir erlauben meine Hilfe anzubieten". Der Magier musterte den Barden von oben bis unten und sah ihm danach direkt in seine smaragdgrünen Augen, als ob er durch Glas schauen würde. Jetzt wo er hier so stand ist ihm die Kühnheit seines Tuns erst mal richtig bewusst geworden, wenn er jetzt erwischt würde, könnte er alles vergessen was er noch vorhatte. Er wartete auf eine Regung des Magiers, der ihn immer noch ansah, als ob er in dem Angesicht des Barden Ehrlichkeit oder Lügen lesen könnte. "Möglicherweise kann er das sogar" dachte sich Igor Vectrex...

Rhodgar

in wahrlich ereignisreicher Tag, man konnte es nicht anders ausdrücken. Erst wurden Rhodgar und Rena von diesem Greis aufs Kreuz gelegt, festgenommen und jeweils in eine Kerkerzelle geworfen... und jetzt wurde er selbst noch von wildfremden Leuten angequatscht. Ja, hatte der denn gar keine Angst? Graute es ihm nicht vor der schwarzen Robe, edel und in Khorinis ungefähr sooft gesehen wie ein Drache in Bonsaigrößte? Dieses finstere Kleidungsstück schützte normalerweise stets vor nervigen Fragereien und Anpöblungen, wenn man sich mal in die Stadt wagte. Ja, galt das denn alles nicht mehr, hatte die schwarze Magie denn bereits all ihren Schrecken verloren?
Bei den letzteren Worten des Mannes war Rhodgar allerdings hellhörig geworden. Hatte er sich den Bürger vorher gänzlich gelangweilt angeschaut, so war seine Aufmerksamkeit spätestens dann geweckt worden, als ihnen dieser Kerl ihre Hilfe anbot. Entweder war er, genau wie der Obermotz von Soldat vorhin, komplett durchgeknallt, sich mit dem Dunkelsten weit und breit einzulassen, oder hinter seiner Fassade versteckte sich etwas, was sein Rückgrat so enorm stärkte. Konnte ja nicht schaden, mal anzuhören, was dem so im Sinn schwebte.
"So, du willst also mit dem so ziemlich Schlimmsten hier einen Pakt eingehen, in dem du uns hier raus hilfst? Wie niedlich. Wie kommst du denn auf den Gedanken, wir würden deine Hilfe benötigen? Schon mal darüber nachgedacht, dass wir doch so schlimme Gestalten sind, die sich in Fledermäuse und alles verwandeln, und einfach zum Fenster rausflattern?"
Natürlich blanker Unsinn, doch Rhodgar gab dem Mann keine Gelegenheit, eventuelle Einwände hervorzubringen.
"Wir können jederzeit hier von hier verschwinden. Mit einem einzigen Fingerschnippen, ganz einfach. Aber es ist bestimmt lustiger, wenn du ein bisschen mitspielen würdest. Also, wie willst du uns denn helfen?"
Die letzteren Worte würden in den Ohren des Mannes umherschwirren, und je nach Beschaffenheit seiner Mentalität allerlei Reaktionen hervorrufen. War er nur ein feiger Hund, der sich nur für ein paar Bier aus seinem Loch traute, so würde er sofort wieder Land gewinnen wollen. Wäre er aber, und das vermutete Rhodgar nämlich, anders als die anderen Bürger, würde den falschen Stolz in dem Unterton des Schwarzmagiers heraus hören, dann würde er ihnen seinen Vorschlag unterbreiten. Darauf allerdings ruhten all Rhodgars Hoffnungen , denn ehrlich gesagt hatte er momentan noch keine Vorstellung, wie sie hier heraus gelangen könnten.

Igor Vectrex

er Barde sah den Magier an und fragte sich ob das so ne Art Probe sein soll. Glaubte sein Gegenüber wirklich, er würde die Geschichten der Bürger glauben die man sich über die ach so unheimlichen Schwarzmagier erzählt? Er hatte die beiden Zelleninsassen gestern gesehen und unheimlich waren sie ihm auf jeden Fall nicht erschienen, außerdem war sein Vater ja selbst ein Schwarzmagier gewesen, auch wenn er es erst spät erfahren hatte. Igor Vectrex senkte seinen Blick ein wenig um den durchdringenden Blick seines Gegenübers auszuweichen und sprach zu dem Magier "Wenn ihr meint ich glaube an die Geschichten die man sich hier in der Stadt von euch erzählt, welcher Teufel sollte mich geritten haben, dieses hier zu tun?... Wenn ich Euren Stolz damit angegriffen habe zu meinen, dass Ihr Hilfe benötigt so tut es mir untertänigst leid...bei aller Hochachtung die ich vor euch habe, ich glaube euch aber nicht dass Ihr ohne Hilfe hieraus kommt...wieso sollte ein Mann Eurer Gilde länger als fünf Minuten in einer maroden, dreckigen Zelle wie dieser verbringen?... Meine Gründe? Fragt ihr, nun lasst euch sagen, dass mir dieser Konflikt der Garde und dem Zirkel selber persönlich nahe geht aber das ist wirklich nicht die Zeit um jetzt darüber zu debattieren, meint Ihr nicht?" Die ganze Zeit pflegte der Barde eine freundliche Stimme beizubehalten denn das was er gesagt hatte, könnte den Magier auch vielleicht leicht in Rage versetzen, oder er würde die Ehrlichkeit hinter seinen Worten sehen und dementsprechend reagieren. Wie auch immer entweder wurde er jetzt von dem Magier gebrutzelt oder wenn er noch lange hier rum stand doch noch von einer Wache erwischt...

Rhodgar

"arharhar."
Rhodgar ließ seiner Genugtuung darüber, dass er den Mann sofort richtig eingeschätzt hatte, freien Lauf, auch wenn es für seinen Gegenüber so scheinen müsste, als lache der Schwarzmagus über ihn.
"Gut, ich habe dich also richtig eingeschätzt. Natürlich kommen wir hier nicht so ohne weiteres weg. Hmm... du schaust mir nicht gerade wie jemand aus, der diese Eisentür aus ihren Angeln zu heben vermag."
Der Fremde zog eine Augenbraue hoch, ließ dann etwas wie "natürlich nicht" oder so vernehmen, den Blick schon wieder abgewandt.
"So höre denn. Wenn du dich wirklich als loyal erweisen willst, dann sage ich dir jetzt was zu tun ist. Ich sage das nur einmal, merks dir lieber, denn die Situation ist viel zu prekär, als dass du dir einen Fehler erlauben dürftest. Bin nicht gerade scharf darauf, mich bei der nächstbesten Gelegenheit zur Erheiterung der Meute am Galgen baumelnd zu erleben. Also, gut zuhören. Du wirst dich ins Kastell aufmachen. Am besten holst du dir Verstärkung, denn der Weg birgt allerlei Gefahren, und..." Ein kurzes Räuspern. "... du siehst mir nicht gerade wie jemand aus der zum Kämpfen geboren ist. Aber wenn es dir gelungen ist, den Weg nach Norden zu finden, und schließlich vor den Toren unserer finsteren Feste aufzutauchen, und wenn du dann noch eingelassen wirst, dann wird man dir sofort weiterhelfen können. Du musst im Geiste nur einen Dämonen zu dir rufen, dem wirst du dann dein Anliegen vortragen und verlangen, zum Schwarzmagier Seraphin geführt zu werden. Ja? Seraphin, S-e-r-a-p-h-i-n."
Das der Mann mit denen mit einem Dämonen als Konversationspartner verbundenen Kopfschmerzen wohl schwer zu kämpfen haben würde, verschwieg Rhodgar vorsichtshalber. Er wollte ja nicht, dass sein Gegenüber es sich noch anders überlegte.

(Fortsetzung auf Seite 15)