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Inhalt 09/03

 
Dark-Druid

eise raschelte das Laub der Bäume, als ein kleiner Windstoß hindurchjagte, sanft segelten einige Blätter in seichten, schlingernden Bewegungen zu Boden, ließen sich geräuschlos auf selbigem nieder und blieben regungslos liegen, als ein Ast in der Nähe unter einem schweren Tritt zerbarst. Eine Maus schreckte fiepend auf, suchte sich mit schnellen Bewegungen einen Weg durch das Unterholz und verschwand im Dunkel unter einer großen, knorrigen Wurzel einer alten, stämmigen Eiche.
Zwei schwarze Gestalten schritten langsam durch den Wald, unter der Kapuze des Mantels einer der Personen glomm ein schwaches, rötliches Licht, tauchte Kinn und Nase in einen leichten Schimmer. Hier, ganz in der Nähe müsste es sein. Hier irgendwo...
Suchend wanden sich die kapuzenverhangenen Gesichter hin und her, suchende Blicke streiften über verharzte Stämme, suchten, das Gewirr der tiefhängenden Äste und Zweige zu durchdringen.
Den ganzen Tag über waren Rascar und Druid nun gewandert, waren ihrem Ziel nun ganz nahe, als sich mit einem Mal eine große Lichtung vor ihnen auftat. Sicher maß ihre Fläche einhundert Schritte, Moos und Gras bedeckten den Boden, in der Ferne sang eine Nachtigall ihr einsames, trauriges Lied, der Ruf eines Uhus durchbrach die Nacht. In der Mitte der kreisrunden, baumlosen Fläche breitete eine uralte Esche ihre weiten Äste aus, verbarg die darunter liegende Erde vor dem Zugriff des Mondlichtes, welches die fahle Scheibe am nächtlichen, wolkenlosen Sternenhimmel hinabsandte.
Unzählige, bläulich glänzende Lichter tanzten im Geäst des ehrwürdigen Baumes umher, sprangen von hier nach dort, wanden sich um die Zweige, hüpften auf und ab, von rechts nach links. Irrlichter - selbst Rascar hatte bisher nur wenige von ihnen gesehen, während Druid sie bisher für eine Legende hielt. Doch es gab sie... und es schien, als würde der hiesige Platz sie anziehen. Wie der Bandit aus den vielen Geschichten um sie erfahren hatte, zogen vor allem magische Orte sie in ihren Bann, eine weitere Bestätigung dafür, dass dies hier die Stelle war, nach der er suchte.
Doch der sicherste Beweis tat sich unter der Esche auf. Am Fuße des dicken, kerzengraden Stammes stand es, das Hünengrab, das Ziel seiner Reise. Drei mächtige Monolithen, zu einem bogenartigen Gebilde aufgetürmt, prangten vor dem riesenhaften Baume, strahlten schon von Weitem ungemeine Macht aus, erzeugten trotz ihrer Schlichtheit einen überwältigenden Eindruck.
Ohne Zweifel: Dies war der Ort nach dem es Druid verlangt hatte.
Langsam und bedächtig schritten die beiden Wanderer auf die Lichtung, ein Tier, weiter hinten auf dem Rondell hob den Kopf, verschwand dann schnell wie der Wind zwischen den Bäumen des Waldes... täuschten sich die Sinne der Beiden, oder trug das scheue Geschöpf wahrhaftig ein Horn auf der Stirn?
"Ich denke, wir werden uns erst einmal schlafen legen... Ich will mir das hier bei Licht noch einmal genauer ansehen."
Leise sprach der Bandit zu dem Waldschrat an seiner Seite, Ehrfurcht schwang in seiner Stimme mit.
Vorsichtig schlugen sie ihr Nachtlager auf, ein Feuer war angesichts des hellen Mondscheines unnötig. Außerdem verspürten sie hier ein unerklärliches Gefühl der Sicherheit - als wüssten sie, dass ihnen an diesem Ort nichts Schlimmes widerfahren würde...

Dark-Druid

in rotes, flackerndes Licht tanzte im Dunkel über die senkrechten, feuchten, aus festem Stein gehauenen Wände des engen, klammen Ganges. Platschend fielen kleine Wassertropfen von der niedrigen Decke, schlugen spritzend auf dem kalten, harten Boden auf, wurden in Hunderte, noch kleinere Tröpfchen zerrissen. Druid und Rascar waren tief unter der Erde, schon stundenlang führte dieser, stetig seicht abfallende, Gang tiefer und tiefer in das Gebein Gorthars.
Die enge war bedrückend, senkte die einst grenzenlose Motivation von Minute zu Minute, mittlerweile zweifelte der Bandit schon an seinen Zielen, waren ihm diese doch nicht einmal wirklich bewusst. Schritt für Schritt ging es weiter in die quälende Ungewissheit, weiter in das Dunkel, immer näher an das, was ihrer harrte.
Des Morgens, als Druid und Rascar aufgestanden waren, war der nächtliche Zauber vorbei. Nichts, außer dem Hünengrab, zeugte von einem besonderen Ort, die Irrlichter waren verschwunden, sirrten nicht mehr durch das mächtige Geäst des uralten Baumes, ließen ihn wie eine normale, wenn auch alte und sehr große Esche erscheinen. Doch die beiden wussten es besser, sie hatten erlebt, welche Vorgänge sich dort ereigneten.
Im Tageslicht untersuchten sie die nähere Umgebung des Gebildes aus drei großen Menhiren, wurden auf eine mächtige, moosbedeckte Steinplatte aufmerksam, die freigelegt ein, den beiden unbekanntes Symbol offenbarte. Der hohle Klang, der entstand, als Druid auf den Stein schlug gab den darunter liegenden Hohlraum preis. Mit vereinten Kräften schoben sie die schwere Platte beiseite, entdeckten den Gang, in dem sie sich gerade befanden und schritten, nachdem sie eine Fackel entzündet hatten, hinab.
Der Gang weitete sich, formte sich zu einer großen Höhle, besser zu einer riesenhaften Halle. Der Boden, eben noch rauer Granitstein, war hier von einer einzigen, glänzenden Marmorplatte bedeckt. Die Wände, nicht mehr rau und spröde wie zuvor, sondern spiegelglatt, obwohl aus festem Stein.
Doch das Sonderbarste war etwas anderes. Der komplette Boden aus weißem Marmor strahlte ein absonderliches Licht aus, kalt, aber nicht gleißend oder unangenehm, Fackeln waren hier nicht mehr notwendig. Die Säulen aber, die in regelmäßigen Abständen gen Höhlendecke wuchsen, schienen aus purer, schwarzer Materie zu bestehen, unfähig, oder ungewillt, Licht anzunehmen. Die genaue Struktur der vermeintlichen Stützen zu bestimmen war ein Ding der Unmöglichkeit.
Druid war sicher - die hier war der Ort, nach dem er gesucht hatte....

Rascar

taunend sahen sich die zwei weiter um, doch schien es hier nichts zu geben, was irgendeinen besonderen Mechanismus auslösen würde. Auch führte kein weiterer Weg aus der Halle heraus, und nach einer ganzen Zeit des Suchens wollten Rascar und Druid sich schon wieder auf den Rückweg machen, als sie verwundert feststellten, dass es keinen Ausgang mehr gab, auch nach etlichen Umrundungen des Gewölbes ward nichts gefunden, was auch nur im Geringsten auf eine ehemalige Existenz eines Selbigen wies. Alle Wände, abschließend auf dem hellen, geheimnisvoll schimmernden Marmor, waren aus dem selben, spiegelglatt gehauenen Granit gearbeitet, die schwarzen, scheinbar alles Licht verschluckenden Säulen gaben auch keinen Hinweis. Es schien aussichtslos. Resignierend ließ der Bandit sich nieder, hoffte darauf, dass sich irgendwann wieder ein Ausgang auftäte.
"Willkommen, Suchender!"
Donnernd hallten zwei mächtige, tiefe Stimmen durch die Halle, wurden von den glatten Wänden vielfach zurückgeworfen. Im exakt selben Rhythmus und Tonfall sprachen sie die Worte. Erschrocken sprang Druid auf die Füße, hatte seine Hand schon am Schwertgriff.
"Wer seid Ihr?"
"Wir sind die Geister der Wahrheit. Und wir wissen, warum du uns aufsuchst! Auch wenn du dir dem nicht bewusst bist, sucht doch dein Unterbewusstsein nach deiner wahren Identität, deinem wahren Ich! Doch nur dir sei es erlaubt, unsere Dienste in Anspruch zu nehmen, Suchender! Dein Gefährte wird diese heiligen Hallen nun verlassen..."
Rascar sah sich misstrauisch um, wandte den Kopf hin und her, als er mit einem Mal erstarrte, er sich nicht mehr rühren konnte. Ein plötzlich erscheinendes, rot-oranges, waberndes Licht umschloss erst seine Füße, arbeitete sich langsam zu seinem Bauch hoch, umschloss schließlich auch den Kopf des Waldschrates.
Dann auf ein Mal zuckte ein greller, blitzartiger Lichtschein auf, und als Druid, vom Licht geblendet, wieder sehen konnte, war Rascar verschwunden...
Entschlossen blickte Druid wieder nach vorne, er durfte sich jetzt nicht beeinflussen lassen.
"Nun denn, Geister der Wahrheit! Offenbart mir meine wahre Natur!"
"Selbst wir müssen erst herausfinden, welche die deine ist. Du trägst zwei deiner Sorte in dir... ihr werdet ihm physischen Kampf gegeneinander antreten. Doch sei gewarnt! Verlierst du ihn, wirst du und alles, was dich ausmacht und auszeichnet mit deinem anderen Ego verschmelzen..."
"Ich bin bereit!"
"Dann möge der Kampf beginnen!"
Ein Donner rollte, und wie aus dem Nichts war er plötzlich da...
Der andere...
Kniend ruhte er auf dem kalten Marmor, ein Knie auf dem Boden, das andere erhoben, den rechten Ellebogen auf das gebeugte Gelenk gestützt, die Hand zur Faust geballt, auf der der Kopf ruhte... ein langer, nachtschwarzer Mantel bedeckte fast den kompletten Körper.
Dann erhob er sich, der Schrecken Dark-Druids, seine Nemesis.
Langsam befreite der dunkle Krieger seine Klinge aus ihrem ledernen Bett, ließ dabei keinen Moment lang sein altbekanntes Gegenstück aus den dunklen, böse funkelnden Augen.
Druid tat es seinem "Bruder" gleich, die kalte Schneide seines Schwertes verließ schabend die Scheide, zuckte ein paar Mal kreisend auf und ab, verharrte schließlich ruhig in der Hand des Banditen.
Langsam schritten die beiden gleichen und doch ganz unterschiedlichen Kontrahenten aufeinander zu, bleiben zwei Ellen auseinander stehen.
"Dann beginnt es also..."

Dark-Druid

in wahrer Sturm von Schwerthieben schlug den Waffen der Kontrahenten entgegen, als sich die scharfen Klingen, kreuzten, im Sekundentakt auf und nieder fuhren, immer wieder geblockt und pariert wurden. Ein wildes Gewitter von Funken stob bei jedem vollführten Hieb auf.
Druid kämpfte mit seiner urtypischen Verbissenheit gegen ein ehernes Gehäuse von blankem Hass an, drängte zurück und wurde zurückgedrängt. Er wusste, hier galten keine ehrenhaften Regeln oder Gnade, hier ging es gegen all die verdrängten Aggressionen, gegen seine zurückgestellte Trauer und gegen all das, was an Boshaftigkeit und Bösartigkeit in ihm war - ein Kampf um die Existenz der einen Seite.
Ein schräger Hieb des dunklen Kriegers wurde geblockt von Druid, vom Körper weggeleitet. Einen weiten Bogen beschreibend flog seine Klinge nach vorn, prallte auf den metallenen Armschutz, den des Banditen Ebenbild trug.
Tänzelnd umkreisten sich die beiden Kontrahenten, sprangen leichtfüßig von Bein zu Bein, beobachteten sich, hielten nach einer Lücke in der Verteidigung des Gegners Ausschau. Ansatzlos schnellte die Schneide Druids nach vorne, ließ sich mitten im Angriff auf den Boden fallen und entging so der schwarzen Bedrohung, die knapp über seinem Kopf die Luft durchtrennte.
Beim Aufstehen wirbelte er herum, hakte sein Bein in dem des Gegners ein und brachte ihn durch einen Ruck zu Fall. Schon wollte er sich auf ihn stürzen, die Klinge in sein Fleisch rammen, als der Gefallene ihm wuchtig gegen den Brustkorb trat. Zischend entwich die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen des Lees, als er zurückgeworfen wurde.
Den Schmerz ignorierend sprang Druid schon wieder auf seinen Gegner zu, stakkatoartig trafen sich die Schwerter, wirbelten zurück.
Die vorschnellende Faust des Banditen kollidierte krachend mit dem Unterkiefer des Kämpen, ließ ihn ins Taumeln geraten, schon wieder suchte seine Waffe ihren Weg zum Gegner, wurde von der Panzerung des, in letzter Sekunde hochgezogenen Knies gestoppt.
  Bunte Lichter explodierten schmerzhaft vor Druids Augen, als das Heft des schwarzen Schwertes heftig gegen seine Schläfe krachte.
Tief stieß der Stiefel des schwarzen Kämpfers in des Banditen Magengrube, hob ihn mit brachialer Gewalt von den Füßen, ließ ihn hart auf dem marmornen Boden aufschlagen und noch einige Meter weiterrutschen. Seine Klinge glitt ihm aus der Hand, schlug mit einem lauten Scheppern auf dem Boden auf und glitt kreischend auf dem glatten Grund davon.
Siegessicher schritt der vermeintliche Gewinner auf den am Boden Liegenden zu, klackend hallten die eisenbeschlagenen Stiefelsohlen auf dem Boden, verkündeten das sichere Ende des Banditen...
Nur wenige Meter trennten nun noch Druid und das Unvermeidliche, als der scheinbar Besiegte sein Messer aus dem Stiefel riss und dem Dunklen entgegenschleuderte.
Das Messer fand sein Ziel, bohrte sich tief in weiches Fleisch, blieb zitternd stecken. Derweil war der Bandit aufgesprungen und zu seinem Schwert gehechtet, welches er nun wieder kreisend in der rechten Hand wirbelte.
Doch schien der Schmerz seinen Kontrahenten nicht zu behindern, versetzte ihn eher in eine Art Kampfrausch. Mit wutverzerrtem Gesicht raste er auf sein Opfer zu, ließ Schläge von unvermuteter Kraft und Schnelligkeit auf die verzweifelte Verteidigung des Steinmetzes niederfahren. Ein wütender Sturm ging auf ihn nieder, drängte ihn Meter für Meter zurück.
Ein Schlag gegen die Stirn ließ Druid straucheln und sein Gegner holte zum finalen Schlag aus. In letzter Sekunde wurde das Schwert zum Schutze hochgerissen, doch war Sicher, dass die stählerne Klinge dieser Gewalt nicht gewachsen war.
Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst die Klinge in sechs Teile, die haltlos durch die Luft trudelten und dann klirrend auf dem Marmor aufschlugen...
Mit einem widerwärtigen Geräusch bahnte sich die dunkle, schmale Schneide des Siegers in das saftige Fleisch des Besiegten, zerteilte Muskeln, Blutgefäße und Organe gleichermaßen, ließ Druid den dunkelroten, magischen Lebenssaft spucken.
War dies das Ende des Banditen?
Langsam erhob sich sein Geist über das Szenario, traurig beobachtete er, wie der schwarze Krieger Druids leblosen Leib auf die Erde fallen ließ, niederkniete und sein Schwert gen Boden stützte.
Ein Beben ging durch die Klinge, setzte sich langsam in den Marmor fort, kroch weiter und weiter, ließ schließlich die ganze Halle erzittern.
Von einem Donnern begleitet wurde die schwarze Waffe in die Höhe gerissen, eine peitschende Entladung schlug, von der Schwertspitze ausgehend, in der Decke ein.
Augenblicklich wurde der Geschundene Leib des Lees in die Höhe gerissen, schwebte mit ausgebreiteten Armen in der Mitte des mächtigen Gewölbes, umgeben von einem grellen, blauen Leuchten.
Des Toten Seele wurde ruckartig zurück in seinen Körper gerissen, während der Kämpfer, der noch am Boden kniete, sich plötzlich auflöste und an seiner Stelle blutrote Lichtpartikel auftauchten.
Von einem gellenden Schrei unterstützt, stießen diese Dinger in die noch offene Wunde des Stichs in Druids Brust, drangen ein. Druids Geist spürte förmlich, wie brennende Fühler nach ihm tasteten, ihre glühenden Fänge um ihn schlangen, ihn schließlich voll und ganz vereinnahmten....
Mit einem letzten Donnern fiel Druid hinab, schlug dumpf auf dem Boden auf. Sekunden später erwachte er, richtete sich auf...
Plötzlich wandelte sich seine Gestalt... Das weiß seiner Augen färbte sich tief schwarz, genau wie seine Pupille, seine Gesichtszüge verhärteten sich, die Mundwinkel wanderten nach unten, Augenbrauen und Stirn zogen sich zusammen.
Mit einem letzten Blitzen erschien plötzlich ein Ring am rechten Zeigefinger des Banditen.
Dann brach er zusammen....

Dark-Druid

till war es. Totenstill.
Nicht einmal die Blätter und Äste der Bäume rundherum bewegten sich im Wind, nein sie standen da, wie aus Salz geformte Skulpturen, lebensechte, doch starre Nachahmungen des wirklichen Lebens. Nicht ein Tier rührte sich im Wald, selbst in der ehrwürdigen Esche waren keine Irrlichter oder sonstiges zu erkennen.
Unter dem mächtigen Baum, am Fuße der ehrgebietenden Monolithen lag eine schlafende, in einen Mantel, schwärzer als die Nacht, gehüllter Krieger, einem bizarren Kunstwerk gleich und rührte sich nicht. Neben ihm im Boden steckte eine lange, schwarze Klinge. Lange, ebenfalls tief schwarze Parierstangen traten kurz über dem, in schwarzes Leder gewickelten, Heft hervor. Der schlanke Leib der Schneide ließ nicht vermuten, wie stark und fest das unbekannte Material war, aus dem sie geschmiedet worden war.
Blutig war die Klinge, das Blut des gefallenen Kriegers, der neben der unheimlichen Waffe ruhte. Sie schien eine unsägliche Kälte auszustrahlen und dort, wo sie im Boden steckte, verdorrte Gras und Moos gleichermaßen, eine tiefbraune Stelle hatte sich schon im sonst Saftig grünen Kleide der Lichtung gebildet.
Plötzlich erwachte der Schlafende, sah sich um. Dann kamen ihm die Erinnerungen an die Reise, und den verhängnisvollen Kampf wieder in den Sinn. Ruckartig sprang er auf, sank jedoch sogleich wieder auf die Knie, als sein Kopf herbe Wellen der puren Agonie durch seinen Körper jagte, ihm fast wieder die Sinne raubte. Stöhnend befühlte er seine Schläfen, konnte nichts auffälliges spüren, außer den wilden Hammerschlägen, die wohl ein tollwütiger Schmied in seinem Kopf erzeugte. Vorsichtig streifte er die Rüstung vom Oberkörper. Eine breite Narbe zog sich über die Stelle, an der sein Herz lag...
Überrascht erblickte er seine rechte Hand... ein breiter, schwarz glänzender Ring steckte an seinem Finger, seltsame Muster zierten seine ansonsten glatte Oberfläche.
Druid versuchte, das Schmuckstück abzuziehen, doch ließ es sich nicht bewegen, selbst ein drehen des Metallbandes schien nicht zu funktionieren.
Resignierend ließ er davon ab, schaute sich um.
Schlagartig blieb er auf dem schwarzen Schwert stehen... dem Schwert des dunklen Kriegers. Sein Blick verfinsterte sich, zitternd streckte Druid seine Hand aus, umschloss die seltsame Waffe mit ehernem Griff, stützte sich an ihr nach oben.
Sofort ließen seine Kopfschmerzen nach, sirrend kreiste die Waffe durch die Luft, fand schließlich ihre Ruhe in dem ledernen Bett, das ehemals der alten Waffe des Banditen gehörte.
Kräftig schritt er aus... er fühlte sich so gut wie nie zuvor, das Wummern in seinen Schläfen war wie weggeblasen.
Am zweiten Tage kam er wieder in Gorthar Stadt an, zielstrebig trat er durch die großen, aus schwerer Eiche gefertigten und mit dicken Eisenbändern beschlagenen Stadttore, würdigte die Wachen keines Blickes. Klackend hallten die eisenbeschlagenen Stiefelsohlen auf dem dreckigen Pflasterstein der Straßen, als Druid mit wehendem Mantel im Hafen ankam, wo sein Boot lag.
Während er die Vertäuungen löste, beobachtete er eine Gruppe kleiner Kinder beim Spielen.
Plötzlich stellte er sich vor, wie eben diese Kinder, aufgereiht, von Druids Klinge aufgeschlitzt, an einem Baum hingen, ihre verklärten, gebrochenen Augen leer in die Welt starrten. Ein leises Lächeln umspielte die Lippen des Bemantelten, zeigte, dass er Gefallen an der Vorstellung fand.
Druid schüttelte den Kopf, woran dachte er da? Noch einmal blickte er einen fragenden Blick in Richtung der Gruppe, stieg dann verwirrt in die kleine Schaluppe und stieß sich ab.
Sein Ziel, das Amazonenlager auf der Insel Khorinis...

Dark-Druid

chaukelnd schälte sich ein kleines Boot aus dem dichten Nebel, der über dem Wasser lag, die Nacht hatte Einzug gehalten, umschloss alles mit ihrem wohltuenden, verbergenden Dunkel. Kühl war es geworden, doch störte dies den, aus dem Norden stammenden, Mann nicht, der in dem kleinen Boot, das nun langsam am Holzsteg des Amazonenlagers anlegte, saß. Er liebte die Kälte. Sie schuf einen klaren Kopf. Kaum etwas war quälender für ihn, als die drückende Hitze, die einem die Sinne vernebelte, schläfrig und faul machte.
Hier an der Küste wehte ein frischer Wind, jagte Druid die Kapuze vom Kopf, zerrte mit unsichtbaren Fingern an ihm, seine langen, schwarzen Haare flatterten wild in den sich bewegenden Luftmassen.
Erschöpft stieg er aus dem Holzboot, setzte seinen Fuß auf die festen Balken der Anlegestelle.
Mit strengen Blicken beobachtete ihn eine Amazone, achtete darauf, dass er nichts tat, was den Frieden im Lager gefährden könnte.
"Mach keinen Ärger!", wies sie den Banditen an, doch der winkte nur ab und setzte seinen Weg fort.
An einer Feuerstelle ließ er sich nieder, trank noch einen Schluck Wasser und verzehrte einige Streifen des Dörrfleisches, welches er noch bei sich trug.

Dark-Druid

auschend brachen sich schwarze Wassermassen mit weißen Schaumkronen am nächtlichen Sandstrand, Gischt spritzte auf, ging perlend auf den nassen, feinen Körnern nieder, oder wurde vom Winde ein wenig davongetragen um an weiter entfernten Stellen den Boden zu benetzen. Die Sonne hatte sich verabschiedet und mit ihr war auch die Wärme des Tages gewichen, machte Platz für die kühlen Nachtstunden.
Die sonst am Himmel zu sehende, fahle Mondscheibe wurde von dunklen Wolken verdeckt, die sich, grauen Riesen gleich, vom Wind über das schwarze Firmament peitschen ließen und jegliche Sicht auf die Sterne nahmen.
Kreischend ließen sich noch einige wenige Möwen von den Luftmassen treiben, nutzten Aufwinde aus, um sich in die Höhe tragen zu lassen, hin und wieder schlugen harte Muschelschalen auf den Felsen auf, brachen und gaben das weiche, saftige Fleisch frei, welches sich im Innern der Perlmuttgebilde befand. Die Seevögel, die die Meereslebewesen aus luftiger Höhe hinabgeworfen hatten, ließen sich nieder um ihre Mahlzeit einzunehmen.
In einem immer gleichen Takt türmten sich gewaltige Wassermengen zu Wellenbergen auf, stürzten tosend auf das Ufer nieder, höhlten Felsen aus oder lagerten Sand an den dadurch wachsenden Stränden ab.
Ein flackernder Feuerschein erhellte ein kleines Stückchen des in Dunkelheit getauchten Strand, gab den Blick auf eine geringe Fläche des Ufers frei. Eine schwarzgekleidete Gestalt saß alleine an dem winzigen Feuerchen, wärmte sich an der knisternden Glut und den züngelnden Flammen. Sanft leckten die Feuerzungen an den gestapelten Holzscheiten hoch, versengten das trockene Material mit ihren heißen Fingern, spendeten jedoch Wärme für den Sitzenden.
Eine Holzpfeife wies den Mantelträger, der seine Kapuze wie üblich hochgeschlagen hatte, als Dark-Druid aus, der sich ein wenig entspannte.
Ein herzhafter Muskelkater plagte den Banditen und zahlreiche Blessuren und Prellungen trug er am Körper, hervorgerufen durch die Einschläge von Slys Steinen. Noch hatte er es nicht geschafft, unbeschadet über den wackeligen Baumstamm zu balancieren, während der Drachenjäger ihn mit harten Gesteinsbrocken bombardierte, doch war er sich ziemlich sicher, dass er es morgen oder übermorgen schaffen könnte. Er schaffte es immer wieder den schmerzhaften Geschossen auszuweichen und dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nicht zuletzt kam dies wohl davon, dass er sich selber von alleine auf den Balken stellte und bei allerlei hektischen Bewegungen versuchte, nicht aus der Balance zu geraten.
Man konnte also mit Fug und Recht behaupten, dass er Fortschritte machte.
Langsam besserte sich auch seine läuferische Kondition. Zwar war es immer noch sehr anstrengend für den schweren, muskelbepackten Mann, seine Route zwei mal täglich abzulaufen, doch wollte er mit eisernem Willen unbedingt durchhalten und er war zuversichtlich, dass ihm das auch gelingen würde.
Irgendwann wäre er mal so gut, wie sein Meister - das schwor er sich.
Irgendwann...