Home Abonnement Diskussion Impressum
Inhalt 06/03

Geburt eines Drachen
gepostet vom 20.05. bis 27.05.2003
 
eine_alte_frau

ie Alte hörte das leise Geräusch aus dem Feuer und heizte kräftig nach. Die ganzen 6 Wochen hatte sie das Feuer nicht ausgehen lassen und das Ei regelmäßig gewendet. Aus dem Ei drangen unüberhörbare Geräusche und die Alte fragte sich, wann die Amazone wieder hier war. Dass sie unterwegs war, wusste sie schon, aber sie sollte sich beeilen. es war nicht recht abzuschätzen, wann die Schale brechen würde. Es war lange her, dass die alte Frau der Geburt eines Drachen beigewohnt hatte - viel zu lange. Überhaupt war die Zeit über sie hinweggegangen und alles hatte sich verändert. Eine neue Generation von Menschen hatten die Herrschaft über die Welt übernommen. Es war Zeit, sich zu verabschieden. Das erste Mal hatten Menschen den Eisgarten der Götter betreten. In den uralten Weissagungen war zu lesen gewesen, wenn der Zeitpunkt kommen würde, dann wäre die Zeit der Sithi endgültig vorbei. Dann sollten sich alle dort sammeln, wo sie eingehen konnten in die Ewigkeit ohne zu sterben. Der Eisgarten würde dann unter dem Schutz eines neuen mächtigen Drachen stehen, der den Eisgarten vor dem Zugriff jedes Wesens schützen würde, der die Sithi in ihrer Ruhe stören könnte. Schon vor seiner Geburt hatte es Geschichten über diesen Drachen gegeben, dessen Geburt jetzt offenbar bevorstand. "Blutfeuer, eil dich, es ist die Nacht der Nächte."

blutfeuer

ie beiden wanderer näherten sich in einem zügigen schritt dem haus der alten frau. ein seltsames licht hatte der beginnende abend über den gletscher gegossen. fast sah es aus, als würde er brennen. und außerdem begann ein stetig stärker werdender wind vom gletscher herunter zu wehen. "wir sind gleich da, nur noch um diese biegung, dann können wir aufatmen. ich denke auch, es wird höchste zeit. irgendwie habe ich das gefühl, dass die alte dringend auf uns wartet, ja mir ist fast so, als würde sie nach uns rufen. und sieh dir nur mal den seltsamen gletscher an. was er für eine farbe hat. so habe ich ihn noch nie gesehen und ich dachte, ich würde ihn kennen wie meine hütte im sumpf." blutfeuer und krieger bogen um die letzte kurve, die ihnen der mäandernde fluss präsentierte und dann waren sie da. "schau mal, dort winkt sie schon. lass uns die alte frau begrüßen und benimm dich. ich weiß nicht, wer sie ist und was ihr geheimnis ist. auf jeden fall gebührt ihr jeder respekt, den wir erweisen können." blutfeuer eilte auf die alte zu und hielt ihr beide hände entgegen.

Krieger-BP

ie Arme der beiden Frauen schlangen sich umeinander und es ergab eine herrliche Umarmung, als hätten sie sich seit Jahrzehnten nicht mehr in die Augen geblickt. Krieger blieb etwas verlegen und still außen vor stehen und wartete bis die Beiden ihr Begrüßungsphase hinter sich hatten. Als die alte Frau Krieger nun mit ihren Blicken würdigte, nahm Krieger ihre Hand, ging auf die Knie und gab ihr einen Handkuss. Wie ein Kavalier sprach er nun weiter, "wenn ihr gestattet meine werte Dame, mein Name Krieger und ich begleite dieser reizende Dame neben ihr auf ihrer Reise." Er ließ nun die Hand der Alten wieder los. Dieser wandte sich nun an Beide. "Doch nun herrscht Eile! Das Ei muss jeden Moment brechen und das kleine Drachenbaby wird zur Welt kommen.

eine_alte_frau


etzt euch erst mal, meine Kinder. Ein bisschen Zeit haben wir schon noch. Das wird eine wichtige Nacht in unserem Leben sein. Wenn wir den Drachen in seine Heimat bringen, dann wird es für euch zu einem Scheitelpunkt in eurem Leben werden. Das sollte euch wenigstens eine gute Tasse Tee wert sein." Die Alte goss den Tee ein und ging dann an ihre Truhe und holte dort dicke Pelze heraus. Es waren alles Pelze der schwarzen Art, von denen Blutfeuer nicht wusste, wessen Tier hier seine Haut gespendet hatte. Außerdem holte sie einen Bogen und ein Schwert aus der Kiste, die sie auf den Tisch legte. "Das ist der legendäre Gletscherbogen des großen Sithi-Krieger Harduff. er übergab ihn mir, bevor er diese Welt verließ und bat mich, ihn an einen würdigen Kämpfer weiterzugeben. Und das ist das Nebelschwert, dass unserem König Roybar gehörte. Auch er übergab es mir mit der Bitte, einen würdigen Nachfolger zu finden. Ich denke, ich habe ihn heute kennen gelernt. Blutfeuer würde ich die Dinge auch gern geben, aber sie hat einen Bogen, den ihr die Dämonen geschaffen haben und ihr Schwert ist aus der legendären Ironia-Schmiede speziell für sie gemacht. Besser kann man nicht bewaffnet sein. Krieger, nimm die Sachen. Im Gletscher wirst du die brauchen. Das Schwert wird nie stumpf und es geht nicht kaputt. damit kannst du schlagen, was du willst. Es wird sogar Steine spalten ohne Spuren zu bekommen und der Bogen wird dich nie im Stich lassen. Lerne ihn zu führen und lerne von Blutfeuer die Kunst der Pfeile, dann wirst du unbesiegbar sein. Und herzlich willkommen im Gletscherteam." Die Alte lächelte vor sich hin und vergrub ihr verschmitztes Gesicht hinter der großen Tasse.

blutfeuer

"a, was soll das denn jetzt, ich wollte ihn doch nicht mit in den gletscher nehmen. der ist doch völlig ungeübt und ein guter kämpfer ist er meines erachtens auch nicht. er kann nicht mal besonders viel bier vertragen und singen kann er auch nicht. also was soll der mit den tollen waffen und wieso gehn wir in den gletscher? Ihr könnt doch niemals in den Gletscher gehen, genauso wenig wie dieser grüne junge. na ja, der hat wenigstens muskeln, aber ihr kommt doch nicht mal über die erste spalte!"

Krieger-BP

rieger hatte die Worte der Amazone vollkommen überhört. Er starte Fassungslos erst auf das Schwert, dass so wunderschön blank poliert war, und dann auf den Bogen, der noch viel schöner war. Kriegers Augen wurden leicht feucht, als er die Waffen entgegen nahm und in ihnen spiegelte sich volle Dankbarkeit . Wortlos beugte er sich zu der Alten herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihr leise ins Ohr, "danke". Dann legte er das neue Schwert auf den Tisch, auf dem auch die Teebottiche standen , und legte sein altes daneben. Man sah nun den eindeutigen Unterschied. Sein altes Schwert hatte er damals kostenlos von der Sumpfbruderschaft bekommen und da war es schon alt und stumpf, doch jetzt glich es eher einem Besteckmesser und hatte schon leichte Rostansätze. Das neue hingegen glänzte, als wäre es gerade geschmiedet worden und stellte das alte in seinen Schatten. "Altes vergeht, neues entsteht.", flüsterte Krieger noch leise vor sich dahin. Mit den Bögen tat er es gleich. Auch den schwarzen Pelzmantel aus einem sonderbar gewellten Fell nahm er dankend entgegen. Sein altes Schwert behielt er trotz dessen. Krieger nickte der alten zu, "kann man ja für einen wohltätigen Zweck versteigern" und schmunzelte leicht.

eine_alte_frau

ie Alte lächelte jetzt die Amazone an. "Selbstverständlich muss er mit. Hab ich nicht auch mit Dooom recht behalten? Vertrau mir nur, dein neuer Freund ist nicht aus Zufall an deiner Seite. Alles fügt sich. Und um mich mach dir keine Sorgen. Ich werde euch gewiss keine Last sein im Gletscher. Ich kenne den Gletscher wie meine rechte Hand. Ich vertraue ihm und er vertraut mir und ich muss mit euch. Ich muss in den Eisgarten. Und ihr dürft mich begleiten."

blutfeuer

"ber ihr seid alt und gebrechlich. na gut, ich trau euch ne menge zu. vielleicht reitet ihr sogar auf einem luzkan voraus. ich durchschaue euch einfach nicht. ihr sorgt immer wieder für überraschungen und ich bin mir nicht mal sicher, ob ihr nicht eigentlich eine zauberin seid oder eine hexe, je nachdem. also ich warte mal ab. außerdem - wenn ihr zum eisgarten wollt, dann werden wir euch notfalls tragen. ihr habt so viel für uns getan, das kann ich eh niemals wieder gut machen. wir stehen alle tief in eurer schuld. auf jeden fall unsere letzte expedition." dann wandte sie sich an ihren neuen gletschergefährten. "nun bist du also im boot. wenn unser mütterlein das sagt, dann ist es so. ob du nun ein großer kämpfer bist oder nicht. prima waffen hast du ja jetzt. blutfeuer warf bei dem ganzen gespräch immer wieder blicke zu dem drachenei, dass gerade einen feinen riss bekam. der spalt verbreiterte sich ganz offensichtlich. und da! blutfeuer krallte ihre finger in den arm des neben ihr sitzenden krieger. da kam ein beinchen heraus aus dem ei. ein beinchen! blutfeuer warf ihrem neuen gefährten die arme um den hals und konnte kaum die tränen zurückhalten. die alte hatte sich ein bisschen näher an das feuer gesetzt und schürte es mit einem haken, damit es immer stärker brannte. blutfeuer hatte ein bisschen angst. konnte es wirklich sein, dass das feuer ihrem liebling nichts anhaben konnte?

eine_alte_frau

ie alte bemerkte die Aufregung der Amazone und legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm. "Gleich ist es so weit. Fang ihn einfach ein, deinen kleinen Drachen. Dann wird er dir niemals was tun. Er wird damit zwar nicht dein Freund und seine Mama wirst du dadurch auch nicht, aber er kann dich niemals angreifen. Das ist ein hohes Gut, meine Liebe. Also stell dich bereit."

blutfeuer

in langgezogenes grollen ertönte aus dem gletscher. im selben moment riss das ei in zwei hälften auseinander. krieger stürzte wieder zur tür, während sich die alte und blutfeuer diesmal nicht ablenken ließen. sie waren jetzt geburtshelfer und beobachteten jede veränderung aufmerksam. draußen hatte inzwischen ein gewaltiges nordlicht seine vorhänge fallen lassen. der ganze himmel strahlte in blau und schwarz und rot und weiß. es sah gigantisch und furchteinflößend aus. krieger wollte gerade etwas zu dem spektakel draußen sagen, als die schale endgültig absprang und etwas kleines geflügeltes, nacktes aus der schale in die glut fiel. schnell schloss der krieger die tür wieder und vergaß, was er sagen wollte. ein drachen war geboren worden oder geschlüpft und er war dabei.

eine_alte_frau

ieder musste die alte die temperamentvolle amazone davon abhalten, sofort in die glut zu fassen. "wart einen moment, es muss erst von allein stehen. dann fang es auf. es wird versuchen zu fliegen, was es natürlich noch nicht kann, aber dann musst du es fangen." die alte fischte mit einer feuerzange die drachenschalen heraus und legte sie sorgfältig auf die fensterbank. "das brauch ich noch," murmelte sie vor sich hin. dann hockten alle drei vor dem feuer und beobachteten die ungelenken bewegungen des kleinen geflügelten dinges.

blutfeuer

lutfeuer betrachtete fasziniert das kleine feuerwesen. "guckt euch das an, die winzigen krallen. alles ist noch so durchscheinend und die flügel!" blutfeuer konnte sich kaum einkriegen, so niedlich war das, wie seidenpapier, schimmernd und empfindlich. der kleine drache rollte vom rücken auf den bauch und versuchte die flügel zu öffnen, was ihm nach mehreren versuchen auch gelang. toll sah er aus, wie ein hühnchen ohne federn. alles so empfindlich und zart. man konnte sich kaum vorstellen, dass das mal ein großes tier werden sollte. dann versuchte der kleine auf die beine zu kommen, was offensichtlich gar nicht so leicht war. die beinchen waren einfach zu klein und zart für den körper. "na du musst aber erst noch tüchtig essen, so wacklig wie du auf den beinen stehst." die amazone streckte die hände aus und der kleine drache stellte seinen kopf schief und versuchte dann nach den fingern von blutfeuer zu schnappen. "guckt doch mal, er will mich beißen. ist das nicht süß! seht doch mal, wie winzig alles ist. und er hat noch keine zähne! was füttern wir denn dem baby?" blutfeuer sah die alte fragend an, die neben dem feuer stand und sehr zufrieden auf das kleine wesen herabsah.

eine_alte_frau

"ch hab schon alles, was der Kleine braucht. Hier sieh nur. Das ist Nahrung der Götter." Blutfeuer sah die Alte aus großen Augen an. Es gab wirklich keinen Moment, in dem die Alte nicht neue Rätsel aufgab. "Ich glaube, der Kleine ist so weit. Nimm ihn in deine Hände und red mit ihm."

blutfeuer

"ch darf jetzt? wirklich? blutfeuer kauert sich vor dem feuer hin und streckte die arme aus. der kleine drache, der gerade mal hühnergroß war, machte einen langen hals und schnüffelte an dem fingern der amazone. dann versuchte er wieder reinzubeißen und reckte den hals und pustete gegen ihre finger. "whaaa, ich glaub, er wollte jetzt feuer speien und hat es nur noch nicht hinbekommen!" blutfeuer war ganz aus dem häuschen. sie schob vorsichtig die eine hand unter den bauch des babys und griff mit der anderen auf den rücken. alles sehr vorsichtig, denn sie hatte angst, die flügel zu beschädigen. die sahen aus, als wären sie aus seidenpapier, unglaublich empfindlich. wieder reckte der kleine den hals und versuchte zu fauchen oder feuer zu speien, aber es war nur zum lachen. blutfeuer hatte das tierchen nun endgültig in den händen und zog es an ihre brust. vorsichtig schmiegte sich das kleine köpfchen an ihre brust und beschnüffelte die amazone ausgiebig. "ist es nicht wunderschön? mein baby? will es, dass ich ihm die brust gebe oder was?"

eine_alte_frau

"h nein. Das Baby ist zwar niedlich, aber es bleibt ein Reptil. Und Feuerspeien kann es noch früh genug. Du wirst noch genug Brandblasen bekommen, bis wir am Eisgarten sind und dein Schützling groß genug ist. die Brust geben musst du ihm nicht, aber regelmäßig füttern." Die Alte ermutigte den Krieger, jetzt auch mal näher zu treten und sich das kleine Wunderwerk näher anzusehen. "du kannst dich ruhig mit ihm bekannt machen. Immerhin werden wir noch ein paar Tage miteinander verbringen."

blutfeuer

"uck doch mal, wie es sich an mich drückt. kann ich ihm einen namen geben? und wird es darauf hören? wird es zahm werden und mich lieben und kann es ein reittier werden? das wäre doch cool. blutfeuer reitet auf dem drachen und besucht khorinis aus der luft. dann möchte ich mal yenai sehen. vielleicht lass ich ihn ja mal mitfliegen!" blutfeuer schwärmte immer mehr und drückte dabei das drachenbaby zärtlich gegen die brust. ganz verzückte augen bekam sie und schaute ihren neuen gletschergefährten krieger begeistert an.
 

eine_alte_frau

ie Alte Frau musste nun doch lachen. "Vergiss es, ein Drachen lässt sich nicht zähmen. Drachen sind sehr klug und schon dieses winzige Wesen weiß, dass es dich im Moment zum Überleben braucht. Deshalb ist es jetzt anschmiegsam. Aber das ändert sich schnell. Sobald er dich nicht mehr braucht, wird er von dir nichts mehr wissen wollen. Die einzige Bindung die bleibt, ist, dass er dich niemals töten wird. Das hat auch mit seinem Stolz und seiner Ehre zu tun. Übrigens solltest du schlafen gehn. Ihr solltet beide schlafen gehn. Ihr müsst den Drachen ausbilden. Das wird eure ganze Kraft fordern. Legt euch jetzt hin und du Blutfeuer, behalte das Tierchen dicht bei dir, damit es deinen Geruch aufnimmt. Morgen ist ein neuer Tag und morgen werdet ihr euch schon ganz schon wundern können.

blutfeuer

lutfeuer nahm das baby und trug es hinüber zur pritsche, auf der die alte schon ein lager bereitet hatte. sie legte sich hin und bettete den kleinen drachen zwischen ihren armen. auch krieger legte sich auf die breite ofenbank und blickte immer wieder staunend auf das kleine meisterwerk. "ja guck nur, der beschützt mich ab jetzt. also bleib ja auf deiner seite der pritsche. nicht, dass du mir die decke klaust oder das kissen. dann frisst dich mein neuer beschützer." blutfeuer zog die decke sorgfältig über ihr baby und flüsterte noch ein weile mit dem kleinen. "woher soll die alte wissen, was wir für ein inniges verhältnis haben werden. klar wirst du mich über khorinis tragen. ich zieh dich auf und du wirst mir den himmel zeigen. ich werde zwischen deinen schwingen sitzen und wir werden die welt erobern. blutfeuer und ihr drachen!" damit schliefen sie ein. nur die alte saß noch eine weile am feuer und murmelte leise vor sich hin.

blutfeuer

n der Hütte der alten Frau den ganzen tag hatten sie sich mit dem kleinen drachen beschäftigt, während die alte frau das ganze haus auf den kopf stellte. es sah fast so aus, als würde sie frühjahrsputz machen und das ausgerechnet wenn sie gäste hatte. aber das sollte von der drachenaufzucht nicht abhalten. blutfeuer hatte sich einen löffel geben lassen und fütterte das kleine mit der pampe aus den töpfchen, die die alte ihr hingestellt hatte. das zeug schmeckte übrigens widerlich, blutfeuer hatte natürlich gekostet. der kleine drache verlangte aber ununterbrochen mehr. es war fast, als würde er am liebsten nur essen. und blutfeuer schien es so, als würde er sichtbar wachsen und das innerhalb von stunden. er hatte die ganze zeit einen niedlichen kugelbauch und sah seine ziehmutter aus wachen und freundlichen augen an. der runde bauch verhinderte auch die ersten gehversuche, zu denen blutfeuer und krieger das kleine ständig nötigen wollten. immer wieder kullerte das drachenbaby auf die seite und wunderte sich dann, warum es so schwer war, wieder auf die beine zu kommen. "ich nenne dich bällchen. das ist zwar kein richtiger namen für einen drachen, aber ich sag es auch nicht weiter." der drachen hatte im laufe des tages seine farbe gewechselt und schimmerte schon leicht bläulich. die schuppen festigten sich und verloren die transparenz. sie wurden auch merklich fester und erreichten zum abend schon die konsistenz richtiger hornschuppen. auch die krallen wurden dunkel und fest und am kopf konnte man schon kleine knubbel erkennen, die mal die hörner werden würden. "ist er nicht wunderschön!" seufzte die amazone immer wieder, vor allem dann, wenn der kleine fauchte wie ein junges kätzchen. das sollte sicher ein feuerspei-versuch sein, der aber noch völlig putzig aussah und noch nicht mal rauch erzeugte.

Krieger-BP

in weißer Schleier hüpfte vor Kriegers Augen hin und her. Sich langsam verdunkelnd ergab es den Tanz der Flammen des Ofens, auf dessen Sims sie lagen und eigentlich auch schlafen sollten. Nur hatte Krieger bereits genug Schlaf getankt und beschloss die Augen zu öffnen. Wie befohlen, hatte er keinen Finger an die Decke und das Kissen gelegt. In der Decke, ganz fest eingekuschelt, lag Blutfeuer und schlief so ruhig wie der Mond vor sich dahin. Einfach zu süß, dieses feingeschnittene Gesicht und diese wunderbar schwarzen Haare, an denen der Drachen spielt. Er katschte fröhlich auf einem Büschel dieser herum und die Amazone merkte es nicht einmal. Die blauen Schüppchen des kleinen Drachens spiegelten das Licht des Feuers sonderbar und verzerrt. Krieger saß nun und streckte vorsichtig den Arm nach dem Drachen aus. "Komm, lass uns spielen!", flüsterte er. Vorsichtig fummelte er die feuchten Haare aus dem Mund des Kleinen und nahm ihn auf den Arm, um sich kurz darauf ganz leise davon zuschleichen. Hinter einem weißen großen Tuch schnarchte die Alte vor sich hin. Auch sie schlief noch. Krieger schlich sich ein paar Schritte von der Schlafstätte weg und legte sich mit dem Drachen auf den Läufer, hatte jedoch zuvor ein Stück Brennholz genommen. Dieses hielt er dem kleinen Geschöpf nun entgegen. "Hier, riech mal!", Krieger roch selbst und reichte es dann dem Drachen, "das ist zum verbrennen da! Kannst du verbrennen?" Der Drache legte nur den Kopf schräg und schaute Krieger unschuldig aus seinen großen Augen an. "Na gut, ich mach es dir vor!", Krieger nahm den Stock in den Mund und fing an wild darauf herum zu kauen. Den Stock wieder zum Drachen haltend und sich die Holzsplitter aus dem Mund pulend, deutete er mit einer seichten Handbewegung an, dass der Drache es ihm gleich machen sollte. Der Drache packte sogleich zu und zwickte Krieger noch halb in den kleinen Finger. Nur schwer konnte dieser sich das Schreien verkneifen. Er wollte ja schließlich nicht die Schlafenden wecken. Irgendwie schien der Drachen gefallen daran zu finden und das gute daran war, seine kleinen Beißerchen wurden schön spitz und er konnte seine Kieferknochen schon mal trainieren. Na wenn da Krieger nicht mal eine gute Idee hatte ...

eine_alte_frau

ie war erwacht und starrte nun an die Decke. Als sie ein leises Kichern zu hören glaubte, richtete sie sich auf und sah durch den Schleier hindurch in den Raum. Der Sumpfler spielte gerade mit dem kleinen Drachenbaby und kicherte vor sich hin. Vorsichtig zog die Alte die Gardine zur Seite, um besser sehen zu können. Gerade spuckte das kleine Drachendings einen Stock aus und schien wild vor sich hinzuhusten. Wahrscheinlich hatten sich ein paar Holzsplitter in dem kleinen Verfangen. Krieger näherte gerade die Hand, um den Kleinen behutsam auf den Rücken zu schlagen, dass brachte allerdings nicht viel, denn der Hustenanfall ging weiter. Es blieb dem Sumpfler wohl nichts andres übrig, als sich den Rachen mal anzusehen. So öffnete er mit beiden Händen das kleine Maul des Drachen und lugte hinein. Plötzlich hörte dieses auf zu husten. "Na bitte, geht doch!"; flüsterte Krieger daraufhin. Die alte Frau lächelte, denn alles sah einfach zu drollig aus. Dann beugte sich Krieger zu dem kleinen Vor, doch dieses ließ einen lauten Rülpser von sich und hustete Feuer. Das Feuer übertrug sich auf Kriegers Hand, die daraufhin wild zu brennen begann. Schreiend, und wie vom Teufel besessen, rann Krieger aus der Hütte hinaus. Nun war auch Blutfeuer erwacht und schaute zu dem kleinen Drachen, der alleine Auf dem Läufer lag. Dem Mutterinstinkt nacheilend, hüpfte sie zu dem Kleinen und schloss es in ihre Arme. "Was hat denn der böse Onkel mit dir gemacht?" Wieder stieß das Drachenbaby auf und ein kleiner verbrannter Holzklumpen plumpste der Amazone in den Ausschnitt. Die alte Frau hatte mittlerweile eine Kanne Tee gemacht und reichte nun einen Pott des heißen Gebräus der Amazone, die das verkohlte Ding aus

eine_alte_frau

"ch, lass uns schon mal mit dem Tee trinken anfangen!", sprach die Alte zu Blutfeuer, die nur noch Augen für ihr kleines Kind hatte. "Ähm, ja, in Ordnung. Ist es nicht niedlich?", antwortete sie. "Zum Hundersten mal: JA IST Es!", nörgelte die Alte, goss jedoch ruhig Tee in den Bottich Blutfeuers, der mittlerweile schon das zweite mal alle war. "Kekse?", fragte die Alte. "Ja, gerne. Und was von der komischen Grützen für meinen Schnucki!" Die Alte erhob sich vom Holzstuhl und tippelte zum Regal, was sich über dem Offen befand. Dort griff sie nach dieser Drachenfressidose und nach dem Honig. Wieder zum Tisch gehend, schnappte sie sich noch den Kekskorb von der Kommode und setzte sich schließlich. "Wo hast du diesen Krieger eigentlich kenne gelernt?" "Ach, ich war betrunken und er hat mitgesungen! In irgend einer Taverne." "Aha, wirkt irgendwie, wie soll ich's sagen, ‚anders'" "Achso!", sprach Blutfeuer die eigentlich gar nicht richtig zuhörte, da sie dem Drachen den Bauch streichelte. "Ja, und er scheint nicht zurück zukommen." Einige Momente Stille herrschte, erst dann begriff Blutfeuer, dass sie mit sprechen dran war. "Ach, lass denn mal, der wird schon wieder kommen. Ist der kleine Drache nicht süß?" "Zum Hundert und Einsten mal: Ja ist er!" sprach die Alte, nahm einen Schluck Tee und biss vom Keks ab.

blutfeuer

ie amazone hatte ängstlich zu ihrem bällchen geguckt und stellte bei der gelegenheit fest, dass das bällchen inzwischen ein ganz schöner ball war. es nahm auf jeden fall schon die ganze ofenbank ein und es war gut möglich, dass in der kommenden nacht da kein platz mehr für krieger und blutfeuer war. "guck dir das doch mal an, der hat ja mächtig zugelegt. wachsen drachen immer so schnell?"

eine_alte_frau

"ei Drachen weiß man das nicht. Sie wachsen unterschiedlich. Die einen schneller und die anderen langsamer. Das kommt auch darauf an, wie sehr sie gebraucht werden. Und diesen Gletscherdrachen brauchen wir ganz dringend, nicht wahr mein Hübscher?" Die Alte war zu dem Tierchen gegangen und streichelte ihm den inzwischen deutlich zu sehenden Zackenkamm, der sich vom Schädel den Rücken hinunterzog. "Wir brauchen dich ganz dringend. Der Eisgarten ist fast schutzlos. Mach hinne, mein Kleiner!"

blutfeuer

"ber wie soll ich den denn tragen, wenn der immer schwerer wird?"





eine_alte_frau


"u solltest ihm das Fliegen beibringen." Die Alte grinste und fing wieder an zu packen. "Ich geb dir noch drei Tage. Dann solltest du so weit sein, dass der Drachen fliegen kann und wir uns auf den Weg ins Eis machen."

blutfeuer

"nd wie bringt man einem drachen das fliegen bei? soll ich mich aufs dach stellen und mit den armen flattern?" blutfeuer sah etwas verzweifelt zu krieger. "du hast doch immer so tolle ideen. weißt du denn jetzt auch was? vielleicht so was wie ne angel, an die wir bällchen hängen und du stemmst die in die luft und er soll flattern" blutfeuer knuddelte ihr kleines baby und kitzelte ihm wieder mal den bauch. war das putzig mit den kleinen rauchwolken, die er aus den nüstern pustete, wenn er lachen musste. ganz offensichtlich genoss der racker das kitzeln und ebenso offensichtlich war, dass seine feuerkraft zunahm, ohne dass man ihm zeigen musste, wie das ging. oder? die alte hatte inzwischen das kaninchen gehäutet und in einen topf gegeben um irgendeine mahlzeit draus zuzubereiten. bald zog ein leckerer duft durch die hütte, die ganz offensichtlich auch bällchen gefiel. er ließ sich von der ofenbank plumpsen und kam neugierig näher. "willst du auch was abhaben? die zähne sind ja schon ganz schön spitz und scharf. darf er denn schon?" blutfeuer sah die alte fragend an.

eine_alte_frau

"eine Ahnung, ob ihm das bekommt. Er wird sich schon melden, wenn danach der Bauch weh tut." Die Alte beobachtete amüsiert, wie sich der Drachen dem Topf näherte. Geräuschvoll sog er den Duft ein und richtete sich dann auf die Hinterpfoten auf. Dann guckte er in den Topf und bevor einer zufassen konnte, hatte er den Braten aus dem Topf gezogen. Das war aber eine schmerzhafte Erfahrung. Die Suppe im Topf hatte schon gekocht und der Kleine war von dem plötzlichen Schmerz völlig überrumpelt. Er fauchte und plötzlich entwich seinem Maul eine Stichflamme, die prasselnd im Kamin empor sauste. Alle drei schrien vor Schreck auf, denn damit hatte in dem Moment keiner gerechnet. Am meisten hatte sich aber der kleine Drachen erschrocken. Er drehte sich um und sprang Blutfeuer auf den Arm und klammerte sich an ihrem Hals fest. Blutfeuer konnte allerdings das plötzliche Gewicht nicht halten, noch dazu, da der Drachen mit erheblichem Schwung auf die Amazone sprang. Jetzt lag sie unten, die Hütte brannte, die Alte kippte die Brühe gegen die brennende Hüttenwand und Krieger...

Krieger-BP

tand da und lachte sich einen Ast ab. Es sah einfach zu komisch aus, wie die Amazone von Bällchen überrollt wurde. Sich auf den Knie abstützend und heftig durchatmend versuchte er einigermaßen wieder die Fassung zu bekommen. Er wandte den Blick wieder nach oben, sah auf den mopsigen Drachen und die Amazone und fing wieder an zu lachen. So voller lachen hielt er sich den schmerzenden Bauch und versuchte sich auf dem Stuhl niederzulassen, der hinter ihm stand, plumpste jedoch daneben, was ihn noch mehr zum lachen brachte. Er bekam kaum noch Luft, wieder lugte er auf das ulkige Bild vor sich und wieder begann er noch heftiger zu lachen. Sich schüttelnd klopfte er auf den Boden. So was hatte er noch nie gesehen. Er richtete sich wieder mühevoll auf und da, da prasselte schon wieder eine Hand in sein Gesicht. Und zwar von der Alten. "Jetzt reg dich wieder ab und hilf mir beim sauber machen." Krieger verstummte. Das Lachen war weg. Alles war weg. Vor ihm stand nur die streng schauende Alte und dahinter Blutfeuer, die ihm die Zunge herausstreckte. "Ja, in Ordnung!" Krieger griff zum Lappen und ließ sich wieder auf die Knie sinken, um den Boden wieder blank zu polieren. "Dafür müsst ihr mir das Bogenschießen beibringen!", sprach er erzürnt zu der Amazone, die sich mittlerweile von dem Drachen gelöst hatte und diesen auf dem Buden rumtollen ließ. "Und ich glaube, der brauch wieder Auslauf!"

blutfeuer

"as mit dem Bogenschiessen machen wir. aber erst muss uns was einfallen, wie wir unserem kleinen das fliegen beibringen." blutfeuer schnappte ihren kleinen freund und verließ mit ihm das haus. sollten die beiden anderen erst mal den dreck wegmachen. sie setzte ihren liebling in den schnee und stellte sich vor ihn hin. "jetzt guck mal. du nimmst deine flügel und wedelst mit ihnen heftig auf und ab." blutfeuer stellte sich vor den drachen und schlug mit ihren armen heftig auf und ab. der drachen sah sie mit schiefgestelltem kopf und großen kulleraugen an. dann stellte er sich auf die hinterbeinchen und begann mit seinen vorderbeinchen heftig auf und ab zu schlagen. da er das gleichgewicht aber auf diese weise überhaupt nicht halten konnte, war das ergebnis, dass er sich heftig auf die nase legte. dann schnaubte er beleidigt einige rauchwolken und drehte sich zur hütte. dort stand inzwischen krieger und schüttete das aufwischwasser in die gegend.